Freelance (Filmkritik)

Mason (John Cena) ist Soldat der U.S. Army Special Forces. Zumindest war er das, bis er nach einer Verletzung seinen Alltags-Job als Anwalt wieder annehmen musste. Er leidet unter seinem langweiligen Leben, doch eines Tages bekommt er Besuch von seinem Ex-Kollegen Sebastian (Christian Slater), der mittlerweile eine erfolgreiche Söldner-Firma gegründet hat und für Mason einen ganz speziellen, lukrativen Auftrag vorgesehen hat.

Er soll Journalistin Claire (Alison Brie) beschützen, die nach Paldonia reist, um den dortigen Diktator Venegas (Juan Pablo Raba) zu interviewen. Genau gegen diesen Mann, hat Mason jedoch eine große Abneigung, weil er bei dem Job ihn zu töten, sich damals seine Verletzung zugezogen hat. Bald hat er jedoch ganz andere Sorgen, denn nach einem weiteren Anschlag auf Venegas Leben, sind Mason, Claire und der Diktator, gemeinsam auf der Flucht…

Der französische Regisseur Pierre Morel (Peppermint), ist seit Jahren im Action-Genre zu Hause und ist wohl am Bekanntesten dafür, dass er im Jahr 2008, Liam Neeson mit Taken auf seine Reise als Action-Altstar geschickt hat. An den finanziellen Erfolg dieses Werkes konnte er bisher nie mehr anschließen, sein aktueller Film „Freelance“ ist bei Kosten von 40 Millionen Dollar und einem Einspiel von unter 10, sogar sein bisher größter Flop.

Hat er das denn verdient? Erstens mal aus ganz persönlicher Sicht, finde ich dass The Gunman, der mit Abstand schlechteste Film von Morel ist. Sein neuester Beitrag bleibt trotz einiger Tode irgendwie immer harmlos und wirkt von der Handlung her sehr vertraut, aber es sind die kleinen Zwischentöne, die das Abenteuer zwar dann nicht zu etwas Besonderem machen, aber doch über ein reines 08/15 Erlebnis, hinweg heben.

Zunächst mal zur Story des Helden. Da haben wir den Soldaten, der nie ein „normales“ Leben als Anwalt führen wollte. Nach einer Verletzung muss er das, doch er leidet und entfremdet sich von seiner Familie, was seine Tochter weniger, seine Frau mehr spürt. Als er unerwartet wieder in Kämpfe involviert wird, ist er dann eben nicht durchgängig die coole Ein-Mann-Armee von früher, sondern hat Schmerzen und benötigt auch Hilfe.

Dann die Reporterin, überheblich aus Selbstschutz, weil sie Erfolg und den tiefen Fall im Geschäft kennt. Will sie nur den schnellen Ruhm wieder erlangen, oder ist ihr die (gute) Sache an sich hinter ihrer Story auch wichtig? Natürlich kommen sie und der Soldat sich nach anfänglichen Differenzen näher, was in einer perfekt verspielten Verführungssequenz mündet, die funktionieren hätte müssen, würde er seine Frau nicht mehr lieben. Was sie mit den Worten „schlechtes Timing“ auch sofort akzeptiert.

Bis jetzt hatte ich schon Spaß mit dem Spiel mit Klischees, doch dann kommt noch der Diktator ins Spiel. So eine Wandlung, obwohl viel besser passen würde, so eine Offenlegung des wahren Kerns dieses Kerls, habe ich bei einer Figur, die wie er zunächst als das „ultimative böse“ angelegt ist, nur selten gesehen. Unterdrücker des Volkes? Mörder seiner Feinde? Ausbeuter des Landes? Oder entspricht dieses Image doch gar nicht seinem wahren Kern?

Wirklich eine spannende und witzige Figur namens Venegas, mit grandioser Spiellaune präsentiert von Juan Pablo Raba (The Marksman). Im weiterer Folge hasst man den, findet ihn lächerlich, jubelt ihm zu und hat keine echte Ahnung, ob der jetzt auf Frauen oder Männer steht. Alison Brie (Promising Young Woman) als Claire ist zunächst tough und unnahbar, aber sie taut im Laufe der Story auf und sorgt ein paar mal für breites Schmunzeln.

John Cena (Hidden Strike) schließlich als Mason ist einfach durchgehend sympathisch und nie (oder nicht mehr) der überlegende Kämpfer, der alle am Ende rettet. Diese Seite hat er zwar, aber er ist immer noch einer von uns. Das Hin und Her zwischen den Figuren, ist dann auch klar der Schwerpunkt bzw. das Highlight hier, denn die Action an sich, ist nichts Besonderes. In Summe aber eben ein generisches Werk, das aber durch die Figurenzeichnung heraussticht und doch auf leichte Weise zu unterhalten weiß.

„Freelance“ bekommt von mir 6/10 durch eine Ausnahmesituation, den Wert des eigenen, geregelten Lebens wieder erkennende Empfehlungspunkte.


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