Star Trek: Discovery – Staffel 1 (Serienkritik)

Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) wurde von einer menschlichen Mutter und einem vulkanischen Vater so erzogen, als wäre sie deren eigenes Kind, weswegen logisches Denken ihr alltägliches Handeln bestimmt. Im Moment ist sie der Commander und die engste Vertraute von Captain Philippa Georgiou (Michelle Yeoh). Dabei haben die beiden fast eine Mutter-Tochter Beziehung.

Aktuell gibt es akute Probleme in Form von Klingonen, die sich weiter in Sektoren wagen, die unter dem Schutz der Föderation stehen. Um den Erstschlag der Feinde zu verhindern möchte Burnham zu drastischen Mitteln greifen, wobei Georgiou klar dagegen ist. Es kommt zu einem Bruch zwischen den beiden Damen mit weitreichenden Folgen…

Am Beginn kurz ein paar Worte zu meiner Beziehung zu Star Trek. Ich habe das Franchise immer schon gemocht, war aber nie ein Fan, wie etwa ein Freund von mir, den ich 1999 auf eine Exhibition begleitet habe. Ich habe alle 13 Filme gesehen und auch viele Folgen diverser Serien, aber offensichtlich weit nicht alle. Seit dem letzten Film im Jahr 2016 herrschte dann die „Trek-Abstinenz“ bei mir, bis mich ein anderer Freund darauf aufmerksam gemacht hat, wie gut er doch Strange New Worlds (SNW) findet. Daraufhin habe ich mit der Serie angefangen und nach fünf Folgen wieder aufgehört. Nicht weil es so schlecht war, im Gegenteil, sondern weil ich nicht wollte, dass die nur zehn Folgen umspannende erste Staffel, schon wieder vorbei ist.

SNW ist ja eine SpinOff Serie zu Discovery und so habe ich nun diese dazwischen geschoben. Viel wusste ich nicht davon, außer dass sie aktuell immer schlechter ankommt und nach der kommenden fünften Staffel, eingestellt wird. Auch das böse „W-Wort“ (ja, ich meine woke) wurde im Zusammenhang kritisiert, aber ich bin relativ neutral an die Sache heran gegangen. So viel zu meiner spezifischen Vorgeschichte. Ab jetzt folgen Spoiler.

Diese erste Staffel startete im Jahr 2017 und umfasst 15 Folgen. Ich beginne die Kritik nun mit dem sicherlich am schwersten wiegensten Kritikpunkt, der wohl besonders für Fans ein Ausschlusskriterium darstellen könnte und den größten Unterschied zu SNW darstellt. Discovery benutzt Elemente aus dem Franchise, fühlt sich jedoch nicht an wie Star Trek. Kurz gesagt: es fehlt einfach die Magie. Zu brutal, zu düster und Humor ist quasi nichtexistent, obwohl er ja so eindeutig mit Trek-Produkten verbunden ist.

Weitere Änderungen? Zehn Jahre vor den Abenteuern von James Tiberius Kirk angesiedelt, wie sollte es da eine so mächtige Technologie wie den Sporenantrieb gegeben haben? Dies ist auch die erste Serie im Franchise, die nicht einen Captain als Hauptfigur hat. Abgesehen von den optischen Veränderungen, gibt es auch noch eine Änderung auf die Klingonen bezogen: noch nie wurden die Verhaltensweisen einer feindlichen Rasse im Trek-Universum so genau beleuchtet.

Ich habe dann nach bereits den ersten paar Folgen den Entschluss gefasst, das im meinem Kopf so zu betrachten: Dies ist keine Star Trek Serie, sondern eine Interpretation der Idee dahinter. Ich habe mich also dennoch darauf eingelassen und ja, da wird man schon richtig hinein gesogen. Der Schwerpunkt, der auf den Krieg zu den Klingonen gelegt wird, bestimmt dabei den düsteren Ton, der eher an Battlestar Galactica erinnert, als an andere Trek-Serien.

Dann die Einbindung des Spiegeluniversums, wodurch die Bedrohung noch mehr ansteigt, die Hauptfiguren über ihr Verhalten nachdenken können und der eine oder andere Twist auf unsere Helden wartet. Mit Helden meine ich eigentlich Heldin, was ein weiterer Unterschied zu früheren Trek-Serien ist. Mehr als je zuvor geht es um eine einzige Figur, alle anderen sind im Vergleich Nebenfiguren. Ich meine damit Sonequa Martin-Green (The Walking Dead) als Michael Burnham.

Eine farbige Dame, die als der beste Offizier bezeichnet wird, den Starfleet jemals gesehen hat (sie stammt wahrscheinlich aus Wakanda Forever). Enttäuscht wird sie und die gesamte Crew von wem? Richtig, weißen Männern. Sie trägt einen typisch männlichen Namen. Eine gleichgeschlechtliche Liebesbeziehung innerhalb der Crew darf natürlich auch nicht fehlen. Es gibt noch mehr Beispiele, auf die der „Vorwurf der Wokeness“ hier zutreffen würde. Aber wisst ihr was, es ist mir hier ziemlich egal gewesen, denn die Story und die Performance von Martin-Green ist einfach stark genug, so dass die Staffel wie im Flug vergeht.

Auch ihre Charakter-Entwicklung von der Meuterei, über den Start von ganz unten über die vulkanische Erziehung und den Umgang mit Emotionen, man hat schon ambivalente Gefühle ihr gegenüber, aber eines bleibt sie dabei durchgehend immer und das ist eine spannende Figur, mit der man erst im Laufe der Zeit warm wird. Da eben alle anderen verblassen, erwähne ich nur eine Ausnahme und einen Gaststar. Jason Isaacs (A Cure for Wellness) als Captain Gabriel Lorca ist großartig, man hat Angst vor ihm, Respekt und dabei löst er ein unwohles Gefühl in der Bauchgegend aus. Rainn Wilson (Super) als Harry Mudd – „You are mad!“ „No, I am Mudd!“ – spielt in zwei Folgen mit und die zweite ist dabei die einzige Folge hier, die sich fast wie eine klassische Trek-Serie anfühlt und man liebt es einfach, Mudd zu hassen.

Optisch hochwertig, Effekte ohne jegliche Schwächen und von der Ausstattung wie eine Kinoproduktion gestaltet. Eine alle überragende Hauptfigur, die man im Laufe der Zeit immer mehr zu schätzen weiß. Eine Vielzahl an unmöglichen Situationen und Entscheidungen. Folter, Gehirnwäsche, verschiedene Versionen etablierter Figuren. Es steckt hier einfach zu viel drinnen, um es aus meiner Sicht schlecht finden zu können. Dennoch, an den neu etablierten Charme eines SNW versucht Discovery nicht einmal heran zu kommen und hätte auch keine Chance, denn echt Star Trek ist das nicht. Dennoch mit der richtigen Sichtweise ziemlich stark.

„Star Trek: Discovery“ bekommt von mir 710 mehr kriegerischer als je zuvor, die Ideale der Sternenflotte hochhaltende Empfehlungspunkte.


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