Becky (Filmkritik)

Seit dem Tod ihrer Mutter, ist die 13 jährige Becky (Lulu Wilson) eigentlich ständig wütend. Auf die Schule, ihren Alltag, einfach das Leben an sich. Zu allem Überfluss hat ihr ihr Vater Jeff (Joel McHale) gerade offeriert, dass er seine neue Freundin heiraten wird. Verletzt schnappt sich Becky ihren Hund Diego und wandert zu ihrem Versteck im Wald. Zur gleichen Zeit trifft eine vierköpfige Truppe rund um Neonazi Dominick (Kevin James) in der Gegend ein.

Dominick ist gerade aus dem Gefängnis ausgebrochen und er nimmt die Familie kurzer Hand als Geisel, weil er einen ganz bestimmten Schlüssel im Haus versteckt hat. Dieser ist jedoch verschwunden und bald wird klar, dass Becky diesen gefunden hat. Als Dominick zu harten Mitteln greift um sie heraus zu locken, will sie sich zunächst ihrem Schicksal ergeben, doch dann macht etwas Klick in dem Mädchen und sie beschließt, dass die vier Gangster so nicht davon kommen dürfen.

Der neue Film der beiden Regisseure Jonathan Milott und Cary Murnion (Cooties), wurde im Vorfeld ja vor allem damit beworben, dass der auf Komödien abonnierte Kevin James, hier erstmals auf die Seite der ernst zu nehmenden Bösewichte wechselt. Das macht er auch gut, doch er ist nicht die Hauptattraktion hier. Warum dann jedoch drei Drehbuchautoren plus zwei Regisseure gebraucht wurden, um diesen von der Struktur und dem Drehbuch her, sich klar nur auf das Nötigste beschränkenden Film zu schreiben, das muss man nicht verstehen.

Das soll jedoch nicht heißen, dass Becky nicht funktioniert. Vor allem wegen der in Horrorfilmen bereits erprobten Lulu Wilson (Ouija: Ursprung des Bösen), die Becky wirklich großartig spielt (und selbst gerade erst 14 Jahre alt ist). Dabei löst ihr Handeln durchaus ambivalente Gefühle aus, zumal sie sich bereits bei ihrem ersten Zurückschlagen gegen die bösen Jungs, klar von der Opferrolle hin zu einem Täter wandelt.

Nein, man hat nicht unbedingt Mitleid mit ihnen und der Tatsache, dass sie beseitigt werden, doch wie ist schon ziemlich graphisch geworden. Es sind zwar „nur“ drei Morde dieser Art, doch die haben es durchaus in sich und sind nichts für zart besaitete Menschen. Natürlich ist Becky auch was ihre Gefühle betrifft, ihrem Alter entsprechend nicht gerade subtil. Sie ist einfach wütend, weil Nichts in ihrem Leben so läuft, wie sie es möchte und deshalb bekommen die Bösewichte ihre gesamte Wut ab.

Dabei hilft ihr, dass die bösen Jungs teilweise zu den Dümmsten ihrer Art gehören, die gerade danach betteln, dass irgendwer ihr Dasein beendet. Das Ganze ist stimmig, wenn man es als dunkles Märchen oder Satire auf eine Gesellschaft sieht, die ihre Gefühle so lange unterdrückt, bis sie unkontrolliert ausbrechen. Nimmt man das Geschehen hingegen direkt – ein 13 jähriges Mädchen mutiert zur Mordmaschine – dann ist das Resultat durchaus bedenklich.

Aber auch in diesem Fall hätten die Macher gewonnen, denn wird über dich diskutiert, dann bist du in aller Munde. Passend dazu ist auch die gesamte Atmosphäre aufgeladen, mit ungemütlicher Musik in eigentlich idyllischen Szenen versehen. Das führt dazu, dass man als Zuschauer ziemlich von Beginn an erwartet, dass etwas Furchtbares hinter jeder Ecke lauert. So oder ähnlich kommt es dann auch und man klammert seine Hoffnung daran, dass wenigstens Diego der Hund überlebt, damit wir (aka Becky) nicht alle Bezugsfiguren verlieren.

Neben Wilson als Becky, die man zunächst schützen möchte und zu der man im Laufe der Handlung durchaus einen (nicht nur) emotionalen Abstand wahren möchte, ist vor allem Kevin James (Pixels) mit voller Spielfreude mit dabei. Die Bedrohung, die er von seinem in seiner DNA verankerten Rassismus ausgehen lässt, bringt er durch eine unheimlich ruhige Art zum Leben. Wenn es um seine Überzeugungen geht, dann darf ihm einfach Niemand im Wege stehen.

Insgesamt also ein grimmiger und auch provokanter Film, der seine Gefühle klar vermittelt und alles andere als feinfühlig daher kommt. Die Stimmung ist unangenehm, die Gewaltszenen sind blutig und von explosiver Wucht und vor allem die beiden Hauptdarsteller sind mit gewaltigen und gewalttätigen Einsatz bei der Sache. Was die Erzähl-Geschwindigkeit betrifft, gibt es dafür ein paar Schwankungen, dafür sind einige Szenen in und mit Becky, einfach herrlich kaltschnäuzig, man muss nur auf sie warten können.

„Becky“ bekommt von mir 7/10 die Erwachsenen auf eine extrem erwachsene Art und Weise bestrafende Empfehlungspunkte.


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