A Dark Song (Filmkritik)

Sophia (Catherine Walker) hat einen Plan. Durch ein Ritual will sie einen Dämon beschwören, der ihr einen Wunsch erfüllen muss. Und Sophia will nur eines: Rache. Dazu heuert sie den Okkultisten Solomon (Steve Oram) an, der sie durch das Ritual leitet, denn damit alles richtig funktioniert muss Sophia ihre Seele reinigen.

Was jedoch, wenn Solomon einfach ein perverser Spinner ist, der Sophia mit einer eigenen Agenda in die Irre führt. Was, wenn es kein Ritual gibt, sondern der Typ einfach irre ist und seine schrägen Triebe hier ausleben möchte? Was, wenn Solomon gefährlich ist?

Je länger das Ritual dauert, desto öfter prallen die beiden aufeinander und die Nerven liegen von Tag zu Tag blanker. Und was würde passieren, wenn Sophia – den Beteuerungen von Solomon, dass es dramatische und tödliche Konsequenzen für sie beide hätte – das Ritual einfach abbricht?

Das nenne ich mal einen langsamen und atmosphärischen Horrorfilm. Wobei „Horror“ vielleicht nicht zu einhundert Prozent passt, denn es gibt hier eigentlich keine wirklichen Jump-Scares oder blutige Gemetzel und Morde. Es gibt „nur“ zwei Persönlichkeiten, die auf engem Raum beisammen sitzen und die immer schrägere Rituale vornehmen, damit eine der beiden ihren Wunsch bekommt und die andere als Nutznießer dabei ist.

Und das Konzept hätte gewaltig schiefgehen können. Tut es zum Glück jedoch nicht, denn auch wenn sich Liam Gavin, der das Drehbuch verfasst hat und die Regie übernahm, wirklich viel Zeit lässt, so kann er sich auf seine beiden Hauptdarsteller*innen und vor allem seine beiden Figuren verlassen.

Vor allem Steve Oram als Solomon ist schon ein Wahnsinn. So stellt sich wohl niemand einen Okkultisten vor (weit weg von langen Mäntel und dunklen Kapuzen) und allein dieser Stilbruch macht bereits viel vom Reiz des Films aus und bekräftigt interessanterweise auch in den Zuseher*innen die Zweifel, die Sophia nach und nach Solomon gegenüber hegt. Und ja, er leistet sich ein paar sehr „seltsame“ Momente.

Aber auch Catherine Walker als Sophia ist spitze. Die gebrochene Frau, die alles tut um sich zu rächen, aber gleichzeitig nur noch als Hülle funktioniert, spielt sie großartig. Es geht dabei viel um Nuancen, um kleine Blicke, minimale Gesten und eine Ausstrahlung, die Walker hier perfekt rüberbringt.

Für ein – im Vergleich mit Hollywood-Filmen – geringes Budget wird hier ganz großes Kino (im Sinne von Kammerspiel) geboten und mit dem Ende des Films, nun … mit dem rechnet ihr nicht.

Zugegeben: Mit gut 100 Minuten Laufzeit hätte man sicher ein wenig kürzen können, aber alles in allem ist die Stimmung dermaßen bedrohlich und unheimlich (Gore-Hounds würden sagen: Langweilig), dass man gespannt bis zum Ende dabei sitzt und sich immerzu fragt, ob da jetzt die große Auflösung kommt und wie sie wohl sein wird (ist Solomon jetzt „echt“ oder ein Betrüger?). Die Art, wie das aufgelöst wird ist dermaßen banal, dass sie gleichzeitig wieder absolut großartig ist.

Liam Gavin hat hier seinen ersten Langfilm gedreht und ich kann nur sagen: Respekt. Wirklich Respekt. Was er aus dem Drehbuch und dem Budget rausholt: Erste Sahne. Im Hinterkopf kann man sich schon fragen, was aus diesem Film geworden wäre, wenn er mehr Geld zur Verfügung gehabt hätte, aber Hand aufs Herz: Der dreckige, erdige und absolut nicht Hollywoodkonforme Look des Films passt eigentlich perfekt.

„A Dark Song“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, streckenweise auf dem Weg zur Erlösung ein wenig gekürzt gehörende Punkte.


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