Revenge (2017 Filmkritik)

Jen (Matilda Lutz) verbringt mit ihrem Freund Richard (Kevin Janssens) – einem verheirateten, französischen Millionär – ein Wochenende voll mit sinnlichen Freuden. Zumindest erwartet sie das, bis zwei seiner Jagdfreunde früher eintreffen als erwartet. Einem von ihnen gefällt Jen etwas zu gut und so vergewaltigt er sie.

Statt dass Richard als er davon erfährt ausflippt, werfen sie die junge Dame über eine Klippe, beseitigen alle Beweise dass sie jemals hier war und erwarten, dass das Problem somit gelöst ist. Doch Jen hat verletzt überlebt und denkt gar nicht daran aufzugeben oder zur Polizei zu gehen, denn sie will Rache…

Für Regisseurin Coralie Fargeat ist dies ihr Debüt, gleichzeitig stammt auch das Drehbuch von ihr und sie war für den Schnitt verantwortlich. Vom Genre her klar als „Rape-Revenge“ Thriller einzustufen, gibt es in dieser Kategorie ja bereits einige intensive Beiträge. Man denke zum Beispiel an die „I spit on your grave“ Reihe oder zuletzt den psychologisch großartigen „Hounds of Love„. Sie alle haben etwas gemeinsam und zwar dass sie von Männern inszeniert wurden. Dass jedoch nur das Geschlecht alleine einen Unterschied macht, finde ich meist übertrieben.

Wonder Woman ist da mein Lieblingsbeispiel, der ist nur so großartig, weil ihn eine Frau gemacht hat. Bei Revenge ist die Sache irgendwie subtiler und dann doch auch wieder ganz offensichtlich für mich und ja, der Film profitiert davon, vor allem was seine Eigenständigkeit betrifft. Offensichtlich ist der Einsatz von männlicher Nacktheit, doch es sind vor allem die Kamera-Einstellungen und die Art der Inszenierung, die ein Unwohlsein erzeugen, obwohl man da ja gerade einer hübschen Dame beim Tanzen zu sieht. Ich nenne es mal den „weiblichen Touch“ in der Umsetzung.

Dass es bei einem Exploitation-Abenteuer nicht um Realismus geht, ist mir klar, deshalb gehe ich darauf auch nicht näher ein. Nur so viel: es fließt Blut und zwar einiges. Fargeat setzt dabei sehr gekonnt plakative Bilder ein oder verstärkt bestimmte Geräusche. Der angebissene Apfel vom Vortag ist braun und Ameisen klettern über ihn oder einer der Männer isst in Großaufnahme und Zeitlupe einen Snack und geht wieder, während er gerade eine Vergewaltigung verhindern könnte. Das wirkt einfach ekelhaft, erzeugt ein unangenehmes Gefühl und ist von der Intensität stärker, als es das Zeigen der Tat an sich gewesen wäre.

Nicht jeder Film schafft es, mit dem Versuch eines Trip-Erlebnisses auch wirklich eine Sog-Wirkung zu erzeugen, doch hier ist es klar gelungen. Die schwer verletzte Jen zu beobachten, wie sie sich zurück ins Leben kämpft während drei unmenschliche Bestien auf sie lauern, ist einfach spannend, sowohl vom Schauspiel als auch von den technischen Spielereien her. Vor allem eine Szene, bei der Drogen involviert sind, die ist einfach schön irre und wie Jen im Bereich ihrer Wunde am Tag danach aussieht, da musste ich wirklich richtig grinsen.

Ex-Model Matilda Lutz ist Jen und ich kenne sie vom Namen her nur aus dem neuesten „Rings“ Film, doch jetzt werde ich sie mir sicherlich merken. Wie sie überfordert und dennoch mit einer unglaublichen Entschlossenheit um ihr Überleben kämpft und die ihr körperlich überlegenen Männer der Reihe nach überwältigt, das ist mit einem Wort einfach spannend. Man will nicht, dass sie verliert, obwohl man sie nicht wirklich kennt und sie einigermaßen naiv/verspielt in die Handlung eingeführt wird und als Freundin eines verheirateten Mannes, auch nicht gerade ein Vorbild ist.

Dass sie ab ihrem Flug von der Klippe den gesamten Film über kein Wort mehr redet, ist mir erst nachträglich aufgefallen und beweist für mich, wie sehr man als Zuschauer bei ihr ist und wie unnötig es manchmal ist, etwas auszusprechen. Die Herren – allesamt mir unbekannte Darsteller aus Belgien und Frankreich – erfüllen ihre Parts perfekt. Der Ruhige, bei dem die tiefen Abgründe lauern, der Feige, der gerne ohne Konsequenzen tun will was er möchte und der Egoist, der alles ohne Rücksicht auf Verluste vernichtet, wenn gefährdet ist, was er sich aufgebaut hat.

Insgesamt daher ein Film, der mit modernen Mitteln dieses gute, alte Exploitation-Feeling erzeugt. Der unterschwellige Feminismus ist spürbar aber nicht zu penetrant und noch dazu vom Thema her auch noch passend, die Effekte sind schön handgemacht und herrlich übertrieben, die Schnitte, Soundeffekte und verfremdeten Bilder saugen in die Story hinein, die Dame ist schön (und) stark und die Herren ziemlich abstossend. Wer Realismus sucht, wird den Film übrigens furchtbar finden. Für mich besonders spannend weil ein Erstlingswerk, darum bin ich schon gespannt, was Fargeat als Nächstes inszenieren wird.

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„Revenge“ bekommt von mir 8/10 die Rolle der Jäger und der Gejagten nicht so fix sehende Empfehlungspunkte.


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