I Spit on your Grave (Filmkritik)

Schriftstellerin Jennifer (Sarah Butler) ist unterwegs zu einer abgelegenen Hütte, um in Ruhe an ihrem neuen Buch schreiben zu können. Bei der Anreise verfährt sie sich, was bei einer Tankstelle zu einem kleinen Missverständnis mit ein paar einheimischen Männern führt. Sie denkt nicht mehr länger über diesen Vorfall nach, doch ein paar Tage später dringen die Männer in die Hütte von Jennifer ein, misshandeln und vergewaltigen sie. Anführer der Truppe ist dabei der örtliche Sheriff, der die Befehle gibt.

Nach einem nicht enden wollenden Martyrium soll Jennifer umgebracht werden und anschließend ihre Leiche auf dezente Art und Weise verschwinden. Sie kann sich jedoch mit einem Sprung in den Fluss retten und – da ihre Angreifer nach mehrmaligen Versuchen ihrer Leiche zu finden aufgegeben haben – für tot erklärt. Ein schwerer Irrtum, denn die junge Dame hat sich nur gut im Wald versteckt, ihre Wunden geheilt und ihre Rache geplant. Eines ist dabei sicher, diese Verbrecher werden ihre Taten den kurzen Rest ihres Lebens auf möglichst schmerzhafte Weise bitter bereuen.

I Spit on your Grave Jennifer Hits Hard

I Spit on your Grave ist das Remake des gleichnamigen Filmes aus dem Jahre 1978, der auch unter dem Titel „Day of the Women“ bekannt wurde. Das Original habe ich nie gesehen, daher geh ich auch nicht weiter auf irgendwelche Vergleiche ein. Regie bei der Neufassung führte der Amerikaner Steven R. Monroe, der bereits seit einigen Jahren speziell auf Thriller und Horrorfilme (Wyvern, It Waits) spezialisiert ist, da er beinahe ausschließlich Filme dieser beiden Genres dreht.

Dieser Film nun ist ein reinrassiger Rachethriller, den man sehr gut in drei Teile trennen kann, die sich jedoch nahtlos aneinanderfügen. Die ersten zwanzig Minuten zeigen den Alltag von Jennifer, machen sie menschlich und somit zu einer Figur, die dem Zuseher nicht egal ist. Gleichzeitig werden die Hinterwäldler in die Handlung eingeführt. Alle klischeemäßig alt bekannten Gesichter sind hier vorhanden. Der proletuide Frauenheld, der voyeuristische Fettsack, der feige Mitläufer und der geistig zurückgebliebene Schwächling.

Nach diesen ersten zwanzig Minuten beginnt der Terror, was eine ganze halbe Stunde (abgesehen von einer kurzen Flucht) Beschimpfungen, Demütigungen und vor allem physische Gewalt für die Hauptdarstellerin bedeutet. Nach kurzer Verschnaufpause, in der der Alltag bei den Tätern wieder einkehrt, beginnt der blutige Rachefeldzug des weiblichen Opfers. Was dann nach diesen 105 Minuten Film vor allem bleibt, ist ein echt flaues Gefühl in der Magengegend.

Für zart besaitete ist dieser Trip natürlich absolut nicht zu empfehlen. Jennifer muss eine Pistole in den Mund nehmen, wird geschlagen und wird benutzt, um einen der Täter zu entjungfern. Nach der Ankündigung des Sheriffs er wäre ein „Ass Man“, muss man wenigstens die restlichen Angreifer bei ihren sexuellen Taten nicht mehr länger beobachten. Diese Szenen dienen eigentlich nur dazu, die Wut auf die abartig unmenschlichen Angreifer immer weiter zu steigern damit man später jubeln kann, wenn sie die wohl verdiente Strafe ereilt.

Die Rache an ihnen fällt dann auch so bitterböse, brutal und blutig aus, daß man schon einige Zeit suchen muss um einen anderen Film mit solch intensiven Szenen zu finden. Beinhart und konsequent bekommt hier jeder seine individuelle Folter verpasst, je nachdem was er Jennifer zuvor angetan hat. Säurebad, Kastration, Augenausstecherei durch Vögel und das Sitzen mit heruntergelassenen Hosen auf einer Schrotflinte inklusive.

Warum ich so einen Film überhaupt angeschaut habe bzw. nicht bereue ihn gesehen zu haben? Weil mir während des Filmes schlecht wurde, meine Magen sich seltsam anfühlte und gerade gegen Ende ein durchaus spannungsbedingtes Herzklopfen einsetzte. Als alptraumhafter Trip der mich nicht kalt gelassen hat funktionierte I Spit on your Grave einfach perfekt. Ich mochte auch, daß man sich selber in seiner Haut nicht wohlfühlt, da man zuerst den Verbrechern nur die schlimmsten Dinge wünscht und nach ihren schmerzhaften Toden beinahe ein schlechtes Gewissen hat, obwohl ja nur das passiert ist, was man ja eigentlich wollte. Moralfragen braucht hier natürlich niemand zu stellen sonst müsste ich mich auch fragen, warum vor allem das Original diesen Film als eine Demonstration von (positiver) Frauenpower verkauft und „Day of the Woman“ nennt.

Die gesamte Inszenierung ist sehr professionell, von der teilweise gekonnt unterschwellig bedrohlichen Musik angefangen bis hin zu den blutigen Effekten, die glaubwürdig aussehen und somit ihre Wirkung nicht verfehlen. Schauspielerisch muss ich Sarah Butler wirklich zugestehen, daß sie sich mutig in diese Rolle schmeißt und sich völlig der Tortur hingibt. Mutige Wahl, die sicher nichte jede junge Dame ausgesucht hätte und dabei noch dazu großartig gespielt. Am Ende ist ihr Blick völlig leer, doch der Hauch eines Lächelns zeichnet sich auf ihrem Gesicht ab. Zu diesen letzten Eindrücken hab ich nun auch nichts mehr hinzuzufügen.

I Spit on your Grave bekommt von mir 7,5/10 sadistische Unmenschlichkeit mit zynisch konsequenter Unmenschlichkeit bekämpfende Empfehlungspunkte.


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