Bob Funk (Filmkritik)

Seitdem ihn seine Frau wegen einem anderen Kerl verlassen hat ist Bob Funk (Michael Leydon Campbell) ein Wrack. Er säuft jeden Tag bis er sich übergeben muss, er verführt ständig immer jüngere Frauen und den Job als Möbelverkäufer bei seiner Mutter nimmt er schon lange überhaupt nicht mehr ernst. Als er jedoch die neue Mitarbeiterin Ms. Thorne (Rachael Leigh Cook) nach Meinung seiner Mutter all zu offensichtlich angebaggert hat und sich dafür entschuldigen soll, liefert Bob eine so peinliche Szene ab, dass er fristlos entlassen wird.

Nachdem sein Bruder Ron (Eddie Jemison) ein gutes Wort für ihn eingelegt hat, bekommt Bob zwar seinen Job zurück, seine Arbeit wird aber von Ms. Thorne überwacht und er muss einen Psychiater aufsuchen. Nachdem er jahrelang auf den Abgrund zugesteuert ist könnte es doch tatsächlich sein, dass Bob sein Leben wieder in den Griff bekommen kann. Hätte er nur nicht so schreckliche Angst davor jemanden zu lieben, der ihn auch tatsächlich zurücklieben könnte. Nun heißt es „Auf Wiedersehen Zynismusschutzschicht, willkommen Leben!“

Bob-Funk

Bob Funk ist das Regiedebut von Craig Carlisle, der auch für das Drehbuch verantwortlich war und seinen Antihelden perfekt in Szene zu setzen weiß. Hier wird man nicht durch Slapstick oder niveaulose Witzchen unterhalten (und versteht mich nicht falsch, auch solche Filme mag ich manchmal gerne), sondern die ganze Komik läuft über die herrlich sarkastischen Sprüche von Bob und die daraus entstehenden peinlichen Situationen.

Als zynischer Verlierer mit dem Potential sich wieder nach oben kämpfen zu können funktioniert Bob so gut, dass man ihn fast schon liebenswert findet aber auf eine unsympathische Art (falls sowas überhaupt gefühlstechnisch möglich ist). Dazu passt auch Bobs Antwort auf die Frage ob er ein Arschloch sei perfekt: „Ja ich bin ein Arschloch, aber ein charismatisches!“. Wenn Bob Kunden mit Geschichten seiner Exfrau zur sofortigen Flucht verleitet oder durch sein dauerndes selbstverliebtes Gerede sogar seine Therapeutin zum Gähnen bringt, dann hat das wirklich hohen Unterhaltungswert beim Zusehen.

Der mir bisher völlig unbekannte Michael Leydon Campbell spielt die Rolle des Antihelden spitze. Man glaubt in der ersten Filmhälfte tatsächlich er sei einfach ein unguter Kerl ohne Freunde, doch auch nach der Offenlegung seines weichen Kerns (ich wusste es doch, haben wird den nicht alle) bleibt Campbell sowohl als Schauspieler als auch innerhalb der Charakterzeichnung seines filmischen Ich´s völlig überzeugend. Schön sind auch eine Szene, in der Bob seine Sucht erkennt und zu den anonymen Alkoholikern geht, dort aber erkennt, dass dies nichts für ihn ist. Die Leute dort haben echte Probleme und darum trinken sie, er hatte es aber immer ganz leicht im Leben, daher kommt er sich in deren Gegenwart wie ein Verlierer vor.

Rachael Leigh Cook ist die zweite tolle Darstellerin im Film. Seit ihrem Durchbruch 1999 mit „Eine wie keine“ aka. „She`s all that“ hatte sie zwar zahlreiche Filmrollen, doch in keiner dieser Rollen viel sie mir so auf wie in dieser. Als schusselige Ms. Thorne ist sie ehrlich bezaubernd.

Sie ist eine durch und durch nettes Mädchen dem nie ein böses Wort über die Lippen kommen würde. Sie sieht gut aus, kann mit Menschen umgehen und ist in ihrem Job erfolgreich. Eigentlich könnte man ja neidisch sein auf sie, wenn sie nicht den Hang hätte, alles was sie angreift kaputt zu machen. So bringt sie z.b. die Kaffeemaschine dazu Funken zu schlagen, leert Tee auf ihre Tastatur und schafft es den eigentlich sehr schwer zerstörbaren Telefonhöhrer zu zerbrechen. Außerdem rennt sie gerne gegen Glaswände, verwickelt ihren Kugelschreiber leicht schmerzhaft in ihren Haaren oder klebt bei der Reperatur ihrer Handtasche sogar ihre Finger unabsichtlich mit an.

Dies alles passiert ohne Übertreibungen oder Overacten, was ich ebenfalls recht beeindruckend fand. Am Ende wird die ganze Story dann zunehmend ernster, Melancholie und Romantik übernehmen das Geschehen und Bob findet langsam aber sicher seinen Weg im Leben. Nun, den müssen wir zwar alle finden, nur hoffentlich machen wir dabei weniger Fehler als Bob.

Am Ende noch ein kleines Zitat voller Selbsterkenntnis.
Bob Funk: „If what I have is a desease, then the cure is character!“

Bob Funk bekommt von mir 7/10 sarkastisch angeheiterte Empfehlungspunkte.


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