Dark Reel – Blood Movie: Tod vor laufender Kamera (Filmkritik)

Adam Waltz (Edward Furlong, der John Connor aus Terminator 2) ist vor Freude außer sich. Er ist riesiger Filmfan und hat gerade eine Statistenrolle im neuen Film des Erfolgsproduzenten Connor Pritchett (Lance Henriksen) gewonnen. Voller Freude übt er für seine Rolle und hat ganz nebenbei auch ein Auge auf seinen weiblichen Costar Cassie Blue (Tiffany Shepis) geworfen. Adams Glückssträhne endet aber ziemlich plötzlich als auf dem Filmset eine Frau ermordet wird und er einer der Hauptverdächtigen ist.
Kurz darauf erscheint ihm der Geist von Scarlett May, einer aufstrebenden Schauspielerin, die vor 50 Jahren umgebracht wurde. Scarletts Ermordung hängt irgendwie mit den aktuellen Ereignissen zusammen und Adam versucht die Wahrheit hinter dieser mysteriösen Geschichte herauszufinden.

Dark-Reel

Dark Reel lief 2008 auf mehreren Festivals und gewann dort auch zweimal den Award als bester Film und einen Preis für Tiffany Shepis als beste Schauspielerin. Regisseur und Autor Josh Eisenstadt hat hier einen etwas anderen Horrorfilm gemacht, der außer den bekannten Genrewegen auch ein fundiertes Wissen über die Strukturen innerhalb von Hollwood offenbart. Trotz geringerem Budget hat sich hier eine bunte Gruppe altbekannter B- Movie Genrestars zusammengefunden, die man in dieser zahlreichen Form vorher nur selten zu Gesicht bekommen hat. Dark Reel ist eine Mischung aus Slasherfilm und Hollywoodkomödie, gepaart mit Elementen des Geisterfilms. Der Übergang zwischen Schocker und Parodie ist dabei immer fließend und nicht wirklich vorhersehbar.

Der Film lebt dabei von seinem schrägen Humor, der durch einige pointierte Dialoge aber vor allem durch die zahlreichen schrillen Charaktere besonders zur Geltung kommt.
Der zynische Produzent lebt in seiner eigenen Welt, er behandelt Menschen als Ware und hat nur das Geld im Kopf. Bei Panikattacken schnauft er in eine Papiertüte bis er wieder normal atmen kann, in Anwesenheit anderer Menschen lässt er seine schon etwas verstörte Sekretärin ständig seine „wichtigsten Wörter“ wiederholen, um seine Meinung als richtig bzw. entgültig darzustellen. Der Hauptdarsteller ist ein manischer Zwiebelfetischist, den alle weiblichen Costars wegen seines Mundgeruchs meiden und der wahrscheinlich nur sich selbst noch mehr liebt als seine Zwiebeln. Der Tonmann schreit nach jedem gelungenen Take durch die Gegend und verkündet, wie toll der Ton wieder mal war und dass man nichts wiederholen muss und sowieso ist irgendwie alles super und alle sollen das wissen. Dies sind nur einige Bespiele für die netten Abwechslungen von bekannteren Filmcharakteren, die dieser Film zu bieten hat.

Die Mordszenen sind teilweise ziemlich blutig, haben jedoch meistens einen lustigen Unterton. Die Effekte insgesamt sind nicht wirklich schlecht aber sicher auch nicht wirklich gut, den Spass beim Zusehen mildert dies aber nicht wirklich. Die herrlich überzeichnete Filmmusik erinnert an alte Gruselfilme aus der Schwarzweißfilmära. Die Filmgags erfordern auch Filmkenntnisse vom Zuseher z.b. wenn der Erfolgsproduzent der gerne grosse Blockbuster kopiert einen Kran sieht und daraufhin meint: „Let´s call our next movie Snakes on a Crane!“

Die Schauspieler können sich ebenfalls sehen lassen. Veteran Lance Henriksen als egozentrischer Produzent hat sichtlich Spass an seiner Rolle. Tony Todd als Detective irritiert seine Verdächtigen gerne und hat immer ein spitzbübisches Grinsen parat.
Edward Furlong als Antiheld wird zwar nie einen Oscar gewinnen, seine „ich mache nur mehr furchtbar schlechte Filme und spiele dabei noch schlechter“ Phase hat er nun hoffentlich hinter sich gelassen. Die ständig Horrorfilme drehende Tiffany Shepis ist wie immer mit vollem Körpereinsatz dabei, sie darf nicht nur mit einer Sexszene sondern auch nocht mit einer Duschszene punkten – in beiden ist sie oben ohne zu sehen und in beiden wäre es nicht nötig gewesen, aber in diesem Film traue ich dem Regisseur sogar zu, dass er das ironisch gemeint hat.

Insgesamt also ein Film, der sowohl freiwillig als auch unfreiwillig komisch wirkt, obwohl ich mir hier nicht sicher bin, ob es nicht auch einen bewussten unfreiwillig wirkenden Humor gibt. Falls ja, dann weiß ich auch was ich da wirklich gesehen habe.

Am Ende noch ein kleines Zitat um die Art und Weise zu zeigen, wie manche Dialoge in diesem Film ablaufen.
Detective Shields: „Where were you last night?“
Derek Deeds: „I was at the Club. Where were you?“
Detective Shield: „Watching porn.“

Dark Reel bekommt von mir 6/10 satirisch überzeichnete Empfehlungspunkte.


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