Der Maulwurf – Undercover in Nordkorea (Filmkritik)

Es ist die dümmste Idee, die man haben kann: Man schleicht sich als Maulwurf in Nordkorea ein, weil man wissen will, wie das dort so läuft. Man erinnere sich daran, was mit dem Studenten passierte, der ein Plakat von einer Wand geklaut hat (Zur Info: Er ist gestorben an Hirnschäden, die sich niemand erklären konnte …).

Aber genau das passiert. Ulrich Larsen tritt der KFA (Korean Friendship Organisation) bei, um einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können, was so in Nordkorea passiert. Natürlich ist das gefährlich. Und was relativ harmlos anfängt entwickelt sich im Laufe der Jahre zu einer völlig irren Sache, die über Waffenkäufe, Inselkäufe, Besuche in Nordkorea und Uganda – bis hin zum Bau einer unterirdischen Fabrik führt, entwickelt.

Und alles davon ist wahr.

Mads Brügger hat vor ein paar Jahren (2006 um genau zu sein) einen Film namens „The Red Chapel“ gedreht. Für diesen Film hat er Dreherlaubnis und Einreiseerlaubnis in Nordkorea bekommen. Die Handlung? Kabarett in Nordkorea, aber mehr als Deckmantel, um einen Blick hinter den Vorhand werfen zu können. Das Filmergebnis hat den Menschen in Nordkorea nicht sehr gefallen, was darin resultierte, dass Mads Brügger Einreiseverbot bekommen hat. Große Überraschung.

Die wirkliche Überraschung ist, als sich Ulrich Larsen bei ihm meldet, weil er vorhat, mehr über die Machenschaften in Nordkorea zu erfahren und sein Plan ist es, in die KFA (Korea Friendship Association) einzusteigen, um vielleicht ein wenig mehr über die Dinge zu erfahren, die in Nordkorea passieren. Erst ist Mads nicht wirklich interessiert, sagt Ulrich aber, dass er sich melden soll, wenn etwas Spannendes passiert.

Und tja, was soll man sagen? Es passieren ganz, ganz viele spannende Dinge. Es dauert nicht allzu lange und Ulrich meldet sich wieder und die Dinge nehmen ihren Lauf. Sie nehmen sogar so sehr ihren Lauf, dass sie später einen Schauspieler engagieren müssen, der als Mr. James auftritt, ein Milliardär, der versucht sein Geld wo anzulegen und Nordkorea käme ihm gerade recht.

Und dann führt eins zum anderen. Waffenhandel. Waffenfabriken auf gekauften Inseln in Drittstaaten. Umgehen von Sanktionen. Und so weiter und so fort. Und das erschreckende an der ganzen Sache sind zwei Dinge:

a) Wie leicht es Ulrich fällt, da reinzukommen und Kontakte zu knüpfen. Es ist ja nicht so, dass er irgendwas heimlich macht. Ich meine, ja, er lügt wie gedruckt und gibt sich als Freund von Nordkorea aus (und bekommt sogar einen Orden dafür!), aber er filmt immerzu mit und das ist für alle okay, weil sie glauben, er würde es für Promotion bzw. Propaganda verwenden (dass diese Videos nie wo verwendet werden ist niemanden aufgefallen?). Und es ist echt erstaunlich: Plötzlich ist er in Nordkorea, trifft ranghohe Regierungsbeamte, stellt Kontakte zwischen den schrägsten Personen her und bekommt überall Zutritt wo er nur will. Da werden Waffengeschäfte eingefädelt als würde man das neue Prospekt vom nächsten Gartencenter durchsehen. Pläne für Waffenfabriken werden gemacht, die unterirdisch unter einem Ferienressort gebaut werden sollen, Dreiecksdeals werden angedacht (Nordkorea baut das Areal und die unterirdische Fabrik, A zahlt dafür mit Öl, welches er B für Nordkorea abkauft) und das alles, ohne Gegenchecks. Ich meine, der große Investor ist eine erfundene Figur. Seine Firma gibt es nicht. Und trotzdem werden Verträge gemacht und unterschrieben … völlig irre. Niemand macht einen Hintergrundcheck. Aber der Grund dafür ist simpel.

Nämlich b) wie irre und korrupt die alle sind. Und ich rede hier nicht von Nordkorea, sondern von allen, die mit ihnen handeln. Investoren, die Sanktionen umgehen, indem sie Schiffe auf hoher See die Waren austauschen lassen oder die Frachtpapiere ändern. Regierungsbeamte in anderen Ländern, die es ermöglichen, dass jemand Inseln kauft und Erlaubnisse gibt, dass dort auch private Landebahnen gebaut werden. Nie ausgesprochen, aber immer klar, worum es tatsächlich geht. Im Falle von der Insel gibt es auch einen Makler, der garantieren würde, dass die mehreren Tausend(!) Bewohner:innen der Insel innerhalb von vier Monaten geräumt werden würden. Bewohner:innen, die den Investor mit Freude empfangen, weil ihnen der Makler gesagt hat, dass er ein Krankenhaus dort bauen möchte. Lügen. Korruption. Lügen. Und alles ist so einfach, dass es wehtut.

Sollte man gesehen haben, um es zu glauben. Einfach irre. Und einfach wahr. So sieht die Welt aus. Nach Ansicht der Doku kann man nicht umhin zu 50% unterhalten zu sein, weil die Welt so irre und alles so surreal ist und zu 50% schockiert zu sein – aus genau den gleichen Gründen.

Was man allerdings nicht erwarten darf: In Nordkorea ist niemand undercover. Aber im Auftrag von Nordkorea. Und das sind zwei verschiedene Sachen. Aber egal.

„Der Maulwurf – Undercover in Nordkorea“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, das eigentlich Unmögliche zeigende, Punkte.


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