Hidden (Filmkritik)

Der Bunker ist die letzte Zufluchtsstätte und dort sind sie sicher. Niemand wird sie finden. Niemand DARF sie finden. Denn wenn sie entdeckt werden, dann bedeutet das den sicheren Tod. Aber Ray (Alexander Skarsgard), Claire (Andrea Riseborough) und ihre Tochter Zoe (Emily Alyn Lind) wollen leben. Auch wenn das bedeutet mehr als 300 Tage in diesem Bunker zu leben, sich von Dosennahrung zu ernähren und niemals, wirklich niemals an die Oberfläche zu gehen.

Nach und nach wird es aber immer schwieriger sich durchzukämpfen, denn die Nahrung wird knapp und noch dazu scheint irgendwie ein Dieb ins Bunkersystem gekommen zu sein, der ihnen die Nahrungsmittel stiehlt. Von kurzen Panikattacken und der Angst vor den „Breathers“, die oben lauern können, abgesehen ist alles okay. Aber natürlich ist die Wahrheit, dass es keine Sicherheit gibt und irgendwann wird jemand sie entdecken …

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Matt und Ross Duffer, bekannt als „Die Duffer Brothers“, haben mich mit „Hidden“ völlig unvorbereitet erwischt. Denn der Film nimmt sich Zeit, bietet wenig Action, dafür viel Spannung, Suspense und gegen Ende auch (natürlich) einen – wie ich meine – gelungenen Twist. Der jetzt, wo ich das gesagt habe, natürlich erwartet wird, aber nein – DIESEN Twist meine ich nicht. Dazu aber später mehr.

Der Film beginnt langsam und bleibt das über den Großteil seiner Laufzeit auch. Die Kamera ist genau und fängt sehr gut ein, was wichtig ist und in der ersten Hälfte wird viel wert darauf gelegt die Figuren kennenzulernen und die Beziehungen zwischen ihnen näher zu beleuchten. Mutter und Vater, Vater und Tochter, Mutter und Tochter – alle bekommen ihre Zeit geschenkt und diese wird auch gut genutzt. Auch die Anspannung und der Druck, der auf der Tochter lastet, die weiß, dass es da draußen mal eine Welt gab und der die Enge des Bunkers sehr zu schaffen macht – alles hat seinen Platz. Das größte Problem ist anfangs das gestohlene Essen – irgendwo muss eine Ratte in den Bunker gelangt sein. Das man banal klingen, ist in diesem Szenario aber lebensbedrohlich, denn Essen bedeutet versteckt bleiben zu können.

Dass der Film die ersten zwei Drittel so gut funktioniert ist natürlich auch den Schauspielerinnen zuzuschreiben. Alexander Skarsgard („Battleship„, das „Straw Dogs“-Remake) macht als besorgter Vater, der seine Familie schützen und beisammen halten will eine verdammt gute Figur und es dauert keine zwei Szenen hat man den Mann einfach gern. Andrea Riseborough („Never Let Me Go“, „Oblivion„) als Mutter, die sich große, große Sorgen macht und immer wieder kurz davor ist durchzudrehen, ist ebenfalls eine Figur, die man sehr rasch ins Herz schließt. Der Kern der Geschichte und das Herz ist aber natürlich Zoe, von ihrer Mutter liebevoll „ZoZo“ genannt, die von Emily Alyn Lind gespielt wird. Kleine Kinder können in Filmen ja rasch mal nerven, aber die junge Dame spielt wirklich, wirklich gut: Die Mimik, ihre Gesten, ich bin tatsächlich absolut positiv überrascht gewesen.

Die Kamera und Regie sind souverän und gut gehandhabt und auch das Drehbuch ist gut durchdacht. Ja, natürlich, ein paar Entscheidungen im Skript wirken nach der Auflösung natürlich ein kleines bisschen konstruiert, aber das sind Dinge, die mir erst auffielen als ich NACH dem Film darüber nachdachte und keineswegs während dem Film – was sehr für ihn spricht. Die Rückblenden, die immer wieder zwischendurch eingebaut wurden, um zu erklären, was eigentlich passiert ist, sind angenehm kurz gehalten und außerdem auch sehr selten. Lang genug um zu erklären was los war und kurz und selten genug um nicht langatmig zu werden. Als gegen Ende dann klar wird, was eigentlich geschehen ist – nun, ich gestehe kurz ein wenig sprachlos gewesen zu sein. Mehr zu verraten würde wohl den Spaß an dem Film verderben.

Wer einen Horrorfilm sucht der Blut und Jump-Scares bietet ist hier falsch, wer allerdings einen handwerklich gut gemachten, super gespielten und spannenden Film sehen möchte, der auf Suspense aufbaut und eine bedrückende, intensive Atmosphäre bietet, ist hier auf jeden Fall richtig. Und das Ende … tja, das Ende … nun, ich mochte es. Ziemlich sogar. Und das obwohl ich ja einer von denen bin, dem schlechte Enden rasch mal einen ganzen Film kaputt machen können.

„Hidden“ bekommt 7,5 von 10 möglichen, sich nicht in einem Bunker zu verstecken brauchende, Punkte.

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