Paddington (Filmkritik)

Der kleine Bär (Ben Whishaw) kommt nach aus dem tiefsten, dunklen Peru nach London und steht am Bahnsteig. Alleine und verloren, niemand scheint sich um ihn zu kümmern. Bis sich die Familie Brown am Bahnsteig einfindet. Frau Brown (Sally Hawkins) hat Mitleid mit dem „kleinen“ Pelztier und da das Schild um seinen Hals „Bitte kümmern sich sich um diesen Bären. Danke.“ sie rührt, beschließt sie – gegen den Willen ihres Mannes (Hugh Bonneville) – Paddington (so tauft sie ihn, da sie dort finden) für eine Nacht aufzunehmen.

Der Londoner Alltag ist aber für Paddington nicht ganz so einfach. Er, der sich das Leben in London immer wundervoll vorgestellt hat, muss feststellen, dass die Großstadt nicht der freie Dschungel ist. Als dann noch eine Ausstopferin (Nicole Kidman) entdeckt, dass Paddington ein ganz besonderer Bär ist, ist er seines Lebens nicht mehr sicher …

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Verfilmungen von Kinderbüchern sind ja immer so eine Sache. Entweder sie sind schmalzig und für Erwachsene kaum zu ertragen oder sie sind für Kinder langweilig oder für Erwachsene wiederum zu stressig, oder oder oder. Kurzum: Kinderfilme sind für Kinder. Dass auf die „neueren“ Filme (und vor allem Serien) meist nur das Wort „stressig“ zutrifft (von den Schnitten, der Machart, den schrillen Charakteren) ist vielleicht nur meine Meinung – oder ich habe die falschen Kinderfilme gesehen – ist nicht unbedingt ein Grund zum Jubeln.

„Paddington“ – den ich mir aufgrund der Empfehlung einer sehr guten Freundin angesehen habe – ist zum Glück für mich das fast perfekte Mittelding gewesen. Die Handlung ist simpel und einfach, die Witze und vor allem der Slapstick sehr kindgerecht, aber die Machart ist angenehm langsam und schön anzusehen. Vor allem lässt sich Regisseur Paul King angenehm Zeit die Charaktere einzuführen (auch wenn sie keinen Originalitätspreis gewinnen) und hat scheinbar beschlossen, dass man wirklich die ganze Zeit über (auch bei den Actionszenen) sehr wohl sehen soll, was da gerade passiert. Finde ich toll, da die Dynamik des Films nicht durch technische Dinge wie Schnitt und Musik oder irre Kamerafahrten funktioniert, sondern – und das fand ich tatsächlich sehr, sehr gelungen – durch die Bindungen und Beziehungen der Figuren.

Allen voran sticht da natürlich der absolut herzlich und lieb gemacht Paddington heraus. Die (englische) Stimme von Ben Whishaw passt perfekt zu dem niedlichen, höflichen und es immer gut meinenden Kerl, der halt manchmal in das eine oder andere Fettnäpfchen tritt. Auch die Familie Brown – angefangen bei Vater Brown, der dem Bären gegenüber sehr skeptisch ist, über die Kinder, bis hin zu Mama Brown (eine herzensgute Frau) und der „Mrs. Bird“, die ich vor allem gegen Ende (ich sage nur: Kampftrinken) fabelhaft fand – ist wirklich super inszeniert. Eigentlich wird mit allen Charakteren im Film liebevoll umgegangen.

Sogar die „Böse“ Nicole Kidman wird so in den Film eingeführt, dass man zwar weiß, dass sie böse ist, aber trotzdam hat sie einen gewissen Charme und Coolness. Ebenfalls wundervoll der paranoide und schräge Nachbar der Familie. Großartig die Szene in welcher sich Tierausstopferin und Nachbar treffen (satte Farben, helles Licht, verblüffte und verträumte Gesichter, Zeitlupe und dazu setzt folgender Song mit der Textzeitel „Hello … is it me you are looking for?“ ein – da braucht es keine Worte, da kennt sich jede/r sofort aus).

Das CGI mit welchem die Bären zum Leben erweckt werden ist zwar ganz klar als solches zu erkennen und wird einem sogar anfangs – als die Handlung noch im dunklesten Peru spielt – fast aufs Auge gedrückt, aber die Figuren und Effekte sind ebenfalls mit so viel Liebe gemacht, dass man das den Machern gern verzeiht. Von allen Figuren fand ich neben Paddington ganz klar den von Hugh Bonneville („Notting Hill„, „Muppets Most Wanted„) verkörperten Mr. Brown großartig. Das mag vielleicht daran liegen, dass er auch den meisten „Background“ und Charakterentwicklung bekommt.

Der immer auf Sicherheit bedachte Mann war früher mal ein Lebemensch und Rocker, der keine Angst und Scheu vor irgendetwas hatte. Was sich allerdings rasch und drastisch geändert hat, als er Vater wurde. Diese Rückblende ist wirklich großartig geworden. Auch der knochentrockene Umgang aller Figuren mit absurden Situationen sorgt für manchen lauten Lacher („Hi. I need some extra insuramce. We have a guest for the night. A bear. Yes, a bear. A grizzly apparently. Although I have not seen him in the morning yet“) – da kommt der britische Humor der Vorlage super durch.

Alles in allem ist „Paddington“ ein Film für alle Altersklassen und eine der wenigen der Vorlage absolut gerecht werdenden Verfilmungen von bliebten Kinderbüchern. „Paddington“ ist ein Film für das Herz. Definitiv. Als Hr. Brown gegen Ende sich schützend vor Paddington stellt und ruft „It doesn’t matter that he is a different species … or that he has a worrying marmelade habit … he is familiy!“ können einem schon die Tränen in die Augen steigen. Oder wie an anderer Stelle gesagt: „My body aged quickly, but my heart took more time.“

„Paddington“ bekommt 9 von 10 möglichen, das Herz am richtigen Fleck habende, Punkte.

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