Terminal (Filmkritik)

Eine neugierige Kellnerin (Margot Robbie) mit offensichtlich sehr morbiden Freuden, unterhält sich in einem leeren Kaffee mit einem sterbenden Mann (Simon Pegg) über diverse Selbstmord-Möglichkeiten. Zwei Killer – Vince (Dexter Fletcher) der grantige, väterliche und Jungspund Alfred (Max Irons) – bekommen den Auftrag ihres Lebens, der jedoch durch gegenseitige Streitigkeiten gefährdet wird.

Mittendrin ein humpelnder Angestellter der Zuggesellschaft (Mike Myers), der scheinbar nichts mit all dem zu tun hat und doch kreuzen sich immer wieder die Wege der hier beteiligten Personen. Der Einsatz ist hoch und nicht jeder wird diese Nacht überleben, für die meisten von ihnen geht es am Ende „down the rabbit hole“…

Regisseur Vaughn Stein feiert hiermit sein Debüt und hat zuvor einiges an Erfahrung bei diversen Big Budget Filmen als Second Unit Director gesammelt (z.b. World War Z oder Beauty and the Beast). Bei „Terminal“ stammt dann gleich auch noch das Drehbuch von ihm und Hauptdarstellerin Margot Robbie fungiert gleichzeitig als Produzentin. Somit ist dies für die wichitgste Person vor und hinter der Kamera ein Herzensprojekt, was immer eine feine Sache ist.

Nun gibt es Filme wie „Malice in Wonderland„, die die klassische Alice im Wunderland Geschichte in eine andere Zeit versetzen. Das ist hier nicht der Fall, doch werden einige Elemente aus der Story übernommen und auch ein paar Charaktere weisen Ähnlichkeiten auf. Vom Trailer her ist mir der Spruch „Harley im Jokerland“ eingefallen, auf Grund von Margot Robbies toller Performance als Harley Quinn in Suicide Squad. Aber keine Sorge, sie macht diese Rolle hier nicht einfach nur nach.

Dieser Noir Thriller lebt – abgesehen von seinen Charakteren – von der Atmosphäre und den Dialogen, auf Action oder Humor wird völlig verzichtet. Das soll jetzt aber nicht bedeuten, dass man nicht öfters schmunzeln muss oder ungläubig den Kopf schüttelt, auf Grund der schrägen Dialoge. Der Film wurde ja gänzlich in der Nacht gedreht und so fühlt er sich dann auch an. Neon Schilder und Farben in genau diesem Ton erhellen das Geschehen, ansonsten herrscht Dunkelheit.

Die wiederum lauert auch in sämtlichen Mitspielern dieses kleinen Katz und Maus Spieles. Wie die Schauspieler ihre Figuren zum Leben erwecken macht dabei besonders Spass, pendelt sich irgendwo ein zwischen sehr punktiert, plakativ und übertrieben und macht einfach sehr viel vom offensichtlichen Reiz aus. Was ein wenig fehlt, ist vielleicht eine echte Identifikationsfigur, denn der vorherrschende Wahnsinn führt dazu, dass man sich etwas vom Geschehen distanziert, wobei man sich dennoch gerne auf diesen Trip einlässt.

Margot Robbie (Focus) ist 100 prozentig fokusiert in all ihren Szenen. Ihre Kellnerin verfolgt einen Plan, ist verspielt, irritierend, verführerisch, eiskalt und auf eine seltsame Art faszinierend und es ist einfach eine Freude, ihr in all ihren Verkleidungen zu zusehen. Simon Pegg (Star Trek Beyond) ist hier grantig, depressiv und eher defensiv, wobwohl er sich einige der besten Dialoge im Film mit Robbie liefert. Am Ende darf er dann doch richtig aus sich heraus gehen.

Mike Myers (Austin Powers) hab ich ja schon lange nicht mehr gesehen auf der Leinwand aber ich muss sagen, er hat die Sache nicht verlernt. Er ist hier richtig seltsam, auf eine unangenehme Art freundlich und irgendwie auch unheimlich. Dexter Fletcher (Kick-Ass) und Max Irons (The Host) als missmutiger älterer Teil/selbstverliebter jüngerer Teil eines Buddy-Duos, runden den starken Cast ab, der sehr gekonnt über die Tatsache hinweg täuscht, dass die Erzählgeschwindigkeit doch sehr langsam ist.

Somit ergibt sich insgesamt ein Film, auf den man sich einlassen muss, der einen dafür dann auch richtig hineinzieht in diesen Strudel, hinunter in den Hasenbau. Für wen das nicht gelingt, der wird sich hier wohl sicherlich langweilen. Auf Grund der Optik und der super aufgelegten Stars würde ich aber jedem Filmfreund, der nicht ständig Action auf dem Bildschirm braucht, diesen kleinen aber feinen Thriller, durchaus empfehlen.

„Terminal“ bekommt von mir 7/10 sich ohne Aussicht auf ein Wunderland durchs Leben schlagen müssende Empfehlungspunkte.


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