Tarzan (Filmkritik)

Mitte der 1860er Jahre, entkommt ein englisches Ehepaar mit ihrem kleinen Baby gerade noch aus einem brennenden Schiff. Aus ihrer brenzligen Situation – sie sind gestrandet im Regenwald an der afrikanischen Küste – machen sie das Beste und bauen sich ein Heim. In Form einer Jaguar-Dame, findet das neue Glück jedoch ein schnelles Ende und am Schluss bleibt nur mehr das Baby am Leben. Eine Gorilla-Dame hört sein schreien und rettet es vor dem Raubtier.

Da sie ihr eigenes Kind verloren hat, zieht sie das Baby trotz einiger Skepsis ihres Stammes, wie ihr eigenes auf und tauft es Tarzan. Jahre später, hat sich Tarzan endlich einen anerkannten Platz in seiner Gorilla-Familie erarbeitet, doch dann tauchen plötzlich unerwartet Eindringlinge im Wald auf. Diese sind Menschen und unter ihnen ist eine Dame namens Jane, die sofort die Aufmerksamkeit von Tarzan erregt.

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Der Roman „Tarzan of the Apes“ von Edgar Rice Burroughs wurde bereits im Jahre 1912 erstmals veröffentlicht und es gab seitdem in verschiedensten Formen, zahlreiche Interpretationen der beliebten Story. 1999 widmete sich Disney mit dem bis dato teuersten Zeichentrickfilm (130 Millionen Dollar Produktionskosten) diesem Thema und feierte damit einen sowohl bei Fans als auch bei Kritikern großen Erfolg, der eine Broadway-Adaption, eine Zeichentrickserie und zwei eher unnötige Heimkino-Fortsetzungen nach sich zog.

Tarzan, den ich selbst zuletzt vor achtzehn Jahren gesehen habe, ist sehr gut gealtert und von Thema her, könnte er wohl nicht aktueller sein. Tiere aka Menschen, die anders aussehen und sich so benehmen, hält man sich von denen fern? Vermutet man automatisch, dass sie feindlich gesinnt sind? Verwehre ich ihnen Unterstützung, auch wenn sie ohne meine Hilfe klar dem Tod geweiht sind? Wo ich herkomme und wer meine Familie ist, kann man das vereinbaren, soll man das nicht sogar und warum muss es da einen Konkurrenzkampf geben?

Das alles und mehr kann man sich unmittelbar und direkt herausholen, ohne dass jemals der erhobene Zeigefinger, die Metaebene oder Sarkasmus in irgendeiner Form zum Einsatz kommen würden. Die „wer bin ich wirklich und wo gehöre ich hin“ Thematik erdet dieses Abenteuer und macht es „echt“, was die zahlreichen turbulenten Szenen, dann nie zum Selbstzweck verkommen lässt. Wie Tarzan und seine Freunde durch die Wälder schwingen, rutschen und springen, dass ist dann optisch einfach eine Wucht und man bemerkt an sich selbst, dass man sich unwillkürlich mitbewegt.

Dass ich zu Beginn des „Animationszeitalters“ Probleme hatte, mich vom guten alten Zeichentrick zu trennen, da er für mich viel lebendiger gewirkt hatte, daran wurde ich hier wieder schmerzlich erinnert. Aber egal, man geht ja mit der Zeit. Ebenfalls sehr schön und menschlich (auch wenn ich an manchen Stellen von Leuten schon das Wort „Kitsch“ vernommen habe) sind die Musik von Mark Mancina und die Songs von Phil Collins, der es sich nicht nehmen hat lassen, die Lieder auch für die deutsche, spanische, französische und italienische Fassung einzusingen.

Die Figuren selbst, sind extrem glaubhaft und wissen zu gefallen. Da wäre zunächst Tarzan, der einfach ehrlich und direkt ist und seine Art auch nicht verliert, als seine Naivität langsam abnimmt. Dann ist da Jane, die starke, entschlossene Dame, die sich zwischen ihrem Herzen und ihren angeblichen Verpflichtungen entscheiden muss. Die liebende Gorilla-Mutter, der strenge Vater, die witzigen Sidekicks und natürlich ein Bösewicht, bei dem man von der ersten Sekunde an erkennt, dass man sich von ihm fern halten sollte. Sie alle haben ihre Momente, in denen sie im Mittelpunkt stehen.

Insgesamt daher einer meiner liebsten Erinnerungen an eine Zeit, in der es noch den jährlichen Zeichentrickfilm von Disney zu Weihnachten im Kino gab. Vom Thema her wie bereits erwähnt sehr aktuell, von der Technik her wunderschön und von den Figuren und der Botschaft her, einfach ansprechend. Liebe und Freundschaft überwinden eben jede Trennung, die Rasse und Herkunft uns von Geburt an auferlegt haben, man müsste sich dies nur wieder viel öfters vor Augen halten. Eine Weisheit, die wie finde, auch den Kleinsten unter uns mit diesem Film schön vermittelt wird.

Tarzan bekommt von mir 8,5/10 sich mit einem klaren Ziel durchs Leben schwingende Empfehlungspunkte und ist ab sofort als Nummer 36 der Disney Classics als DVD oder Blu-ray im Handel erhältlich.

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(Szenenbild: © Disney Home Entertainment)

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Auf der wie immer technisch feinen Blu-Ray sind ein paar wenige Specials, die jedoch sehr gelungen sind. Es findet sich zum Beispiel als zusätzliche Szene eine „Alternative Eröffnung“ und mit der Dokumentation „DisneyPedia: Leben im Dschungel“ kann man sich perfekt auf das Leben im Urwald vorbereiten, sollte man dies denn anstreben. Zu guter Letzt sorgt das Musikvideo „You´ll Be in My Heart“ von Phil Collins für wohldosierten Kitsch für´s Herz.

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