Der Glöckner von Notre Dame – The Hunchback of Notre Dame (Filmkritik)

Paris im Jahre 1482. Abseits von der Außenwelt wächst in Notre Dame ein junger Mann heran. Äußerlich ist er deformiert, doch innerlich ist er ein aufrechter, freundlicher junger Mann. Seine einzigen Freunde sind die drei Stein-Gargoyles Victor, Hugo und Laverne, die ihn dazu motivieren, sich beim diesjährigen Fest der Narren doch mal die Welt außerhalb anzusehen.

Schnell wird er dabei jedoch zum Gespött und es wäre ihm wohl noch Schlimmeres passiert, wenn eine junge Zigeunerin namens Esmeralda ihm nicht geholfen hätte, in dem sie einen kleinen magischen Trick anwendet. Dadurch wird der Richter Frollo auf die junge Dame aufmerksam und will sie wegen Hexerei einsperren lassen. Frollo ist dabei wahrlich kein netter Mensch, er hat Quasimodo zwar aufgezogen, jedoch war er auch für den Tod dessen Mutter verantwortlich…

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Im Jahr 1996 widmete sich Disney der Geschichte rund um Notre Dame nach dem gleichnamigen Roman von Victor Hugo. Rein von den Themen her – Genozid, Lust, Verdammung – und auch von der gesamten Inszenierung, gilt dies als einer der düstersten Disney-Filme überhaupt (trotzdem, Altersfreigabe ab 6 Jahren). Die beiden Regisseure Gary Trousdale und Kirk Wise waren zuvor bei „Die Schöne und das Biest“ und danach bei „Atlantis: Das Geheimnis der Verlorenen Stadt“ für die Regie verantwortlich, sind somit Kenner und Könner, was dunklere Geschichten angeht.

Passend dazu die Frage des Filmes, was einen Mann und was ein Monster ausmacht. Quasimodo, der entstellte junge Mann mit dem Buckel, der muss doch das Monster sein, doch er hat ein reines Herz und ist vom Gemüt her gutmütig und liebenswert. Vielleicht ist es ja doch eher seine Meister Frollo, außen erhaben und nobel, innerlich jedoch tobt der Hass, den er auf Andere projiziert. Darum müssen alle Zigeuner sterben, nicht weil sie böse sind, sondern weil er im Herzen eifersüchtig ist auf sie und selbst gerne so lebensfroh wäre.

Alle drei männlichen Hauptfiguren lieben Esmeralda, doch Frollo will sie als einziger besitzen. Er ist natürlich klar das wahre Monster hier und das habe ich auch damals im Kino als Kind schon verstanden. Nicht die Oberfläche macht dich zu dem was du bist, sondern das was drinnen steckt. Viel zu oft vergisst man darauf, egal wie alt man auch sein möge und gerade deshalb ist die Botschaft so schön und wichtig. Anders sein ist nicht schlecht, anders sein ist spannend, es trennt nicht von einander, sondern man ergänzt sich.

Gebettet ist diese melancholisch anmutende Story dann in traumhafte Bilder, vor allem rund um und auf Notre Dame werden hier Bilder gezeigt, die man nur als einfach schön bezeichnen kann. Der Kontrast zwischen den farbenfrohen, fröhlichen Zigeunern und den farblosen Soldaten, mit all den dunklen Gassen und Verliesen, fällt dabei besonders ins Auge. Dazu passt auch der Einsatz von Feuer, mit dem Frollo das Böse wegbrennen will, doch in Wirklichkeit brennt es in ihm in Form von Hass und Lust.

Falls diese Zeilen gerade ein interessierter Elternteil lesen sollte: Das klingt jetzt alles sehr erwachsen und das kann man als Erwachsener auch so erkennen, Kinder haben da aber einen einfacheren, natürlicheren Zugang dazu, obwohl ich bei der Freigabe ab 6 Jahren, sicherlich noch ein paar Jahre dazu geben würde. Von den Figuren her sind alle Helden sehr sympathisch. Sowohl Quasimodo als kindlicher, langsam heranreifender Held und Esmeralda als lebhafte, ehrliche und kämpferische junge Dame, als auch ihre kecke Ziege und die drei ständig quasselnden Gargoyles, die scheinbar nur Quasi sehen kann, funktionieren gut als Sidekicks.

Abgerundet wird das Ganze dann noch von den Songs, die entweder Spass machen und zum Mittanzen anregen, oder meist Gefühle wie Sehnsucht und Hoffnung ausdrücken und so auch immer eine Bedeutung für die Handlung haben und sie weiter bringen. Insgesamt daher kein leichtes Disney-Abenteuer für zwischendurch, dafür aber auch eines, das alles andere als belanglos ist. Tolle Bilder und Songs, starke Figuren und eine fast noch stärkere Botschaft. Humor und Horror wechseln sich ab, wie im echten Leben eben. Fazit: Viel gewagt und viel gewonnen (das gilt jetzt für Quasimodo und den Film).

„Der Glöckner von Notre Dame“ bekommt von mir 8,5/10 gut und böse verwechselnde Empfehlungspunkte und ist ab sofort als Nummer 33 der Disney Classics, auf DVD und Blu-Ray erhältlich.

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(Szenenbild: © Disney Home Entertainment)

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Für sein Alter – immerhin hat der Film auch schon wieder 22 Jahre auf dem Buckel – ist die Qualität der Blu-Ray ohne Zweifel sehr gelungen. Als Special finden sich die beiden Dokumentationen „Hinter den Kulissen: Ein Meisterwerk entsteht“ und „Das Erlebnis des Glöckners in vielen Sprachen“, die informativ sind, aber angesichts des Filmes an sich, hätte man sich noch mehr Bonusmaterial gewünscht.

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