Colossal (Filmkritik)

Gloria (Anne Hathaway) hat ein Alkoholproblem und nach ein paar schlechten Entscheidungen nicht nur ihren Job, sondern auch ihren Freund verloren, der sie hochkant aus der Wohnung wirft. Gloria zieht daher in ihre Heimatstadt zurück, wo sie ihren alten Freund Oscar (Jason Sudeikis) wieder trifft. Es vergeht keine Zeit und Gloria fällt zurück in ihre alt bekannten Verhaltensmuster. Doch das Auftauchen eines gigantischen Monsters wirft sie aus der Bahn, vor allem als sie erkennt, dass sie und das Monster etwas verbindet…

„Colossal“ ist ein ziemlich ungewöhnlicher Film. Sagen wir mal so, die Prämisse ist ziemlich irre, sodass es fast ein Wunder ist, dass dieser Film tatsächlich von jemanden finanziert wurde. Aber ich mag irre und es ist ein nette Abwechslung, mal von der Handlung eines Films überrascht zu werden, der nicht nach dem Schema F abläuft, sondern sich ein bisschen was traut. Wer sich eine durchgehende Komödie erwartet, wird ein wenig enttäuscht, denn neben all dem Wahnsinn mit dem Monster, hat Gloria auch echte Probleme, die nicht lächerlich gemacht, sondern ernst genommen werden.

Was ich persönlich dann störend fand, war die Erklärung für die Superkraft von Gloria. Ein Blitzschlag? Ist da Regisseur und Drehbuchautor Nacho Vigalondo nichts Besseres eingefallen? Es scheint, dass entweder Blitzschlag oder Kontakt mit radioaktiven Substanzen inzwischen die Go-To Erklärung für übernatürliche Vorkommnisse sind. Mir wäre es in diesem Film lieber gewesen, den Ursprung der Fähigkeiten nicht erklärt zu bekommen, weil diese Information null Einfluss auf die Handlung hat (deswegen habe ich es auch erwähnt).

„Colossal“ wird als das Comeback von Anne Hathaway (The Intern) gehandelt. Die Schauspielerin wurde meiner Meinung nach plötzlich unverdient sehr unbeliebt, was dazu führte, dass man eher wenig von ihr hörte. „Colossal“ ist natürlich kein Blockbuster, aber ein guter Schritt in die richtige Richtung. Dass sie kein Problem damit hat, Personen mit Suchtproblemen zu spielen, hat man schon in „Rachel Getting Married“ gesehen. Hier kann sie als Gloria überzeugen, die dem Alkohol ein bisschen zu sehr zugetan ist und damit ihre Beziehung zerstört.

Ich muss Gloria hoch anrechnen, das sie in ihrem Ist-Zustand tatsächlich erkennt, dass das Monster sich wegen ihr manifestiert. Gerade in dieser Szene erkennt man auch Hathaways Talent. Man kann ihr genau ansehen, wann der Groschen fällt und das ihr im selben Moment klar wird, was für die Auswirkungen das Monster auf Seoul hat und das hier tatsächlich Menschen zu Schaden gekommen sind. Warum ihre Konsequenz hier nicht: Ich schaue, dass das nicht nochmal passiert! sondern: Ich muss es auch noch meinen Freunden zeigen! heißt, kann ich nicht nachvollziehen und schreibe einfach mal ihre emotionale Instabilität ihrem übermäßigen Alkoholkonsum zu.

Jason Sudeikis (Horrible Bosses 2) ist der zweite Hauptcharakter. Als Oscar ist er anfangs ein liebenswürdiger Barbesitzer, der offensichtlich in Gloria verguckt ist. Er schenkt ihr Möbel, gibt ihr einen Job in seiner Bar und alles scheint sehr harmonisch. SPOILER Doch aus dem Nichts entpuppt er sich als kompletter Psycho. Diese Wandlung wird vorher null angedeutet und vielleicht ist es auch Absicht, doch dieser Umschwung, der Oscar beinahe wie einen komplett anderen Charakter wirken lässt, kommt extrem plötzlich. Sudeikis hat keinerlei Problem damit, einen liebenswürdigen Softie zu spielen und in dieser Rolle hat man ihn auch schon öfters gesehen. Dass er durchaus zum Fürchten sein kann, kann ich nach diesem Film getrost behaupten. SPOILER ENDE

Fazit: „Colossal“ ist kein Actionkracher à la „Godzilla“ oder „Pacific Rim“, sondern im Kern ein relativ leiser Charakter-Film mit einer guten Prise Monster zum drüber streuen. Für 15 Millionen Dollar sieht der Film auch optisch nicht schlecht aus.

Dieser Film bekommt von mir 8/10 aus dem Nichts erscheinenden Punkten.


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