Event Horizon (Filmkritik)

Im Jahre 2047 wird das Rettungs-Schiff Lewis and Clark damit beauftragt, auf das Notsignal des Raumschiffs Event Horizon zu antworten, dass vor sieben Jahren bei dessen Jungfernfahrt, spurlos verschwunden ist. Captain Miller (Laurence Fishburne) und seine Crew, werden dabei begleitet von Dr. William Weir (Sam Neill), der seinerseits das wieder aufgetauchte Schiff entwickelt hat. Er hat es geschafft der Horizon einen Gravitations-Kern zu verpassen, der wie ein schwarzes Loch funktioniert, sozusagen den Raum faltet und so weite Reisestrecken viel schneller zu bewältigen sind.

Was dabei genau schief gegangen ist, weiß keiner so genau. Sicher ist nur, dass seit Miller und seine Leute das verwahrloste und verlassene Schiff betreten haben, sich die unerklärlichen Ereignisse häufen. Stressbedingte Halluzinationen, oder steckt doch mehr dahinter? Wo genau ist die Horizon eigentlich gewesen auf ihrer Reise durch das Wurmloch, was ist dort passiert und was noch wichtiger ist: was genau ist von dort mit zurück gekommen?

Event Horizon

Dies ist ein britisch-amerikanischer SciFi-Horrorthriller aus dem Jahre 1997, bei dem ein damals noch eher unbekannter Mann namens Paul W.S. Anderson (Resident Evil, Death Race, Die Drei Musketiere) Regie geführt hat. Er hat für sein Wunschprojekt Angebote für Filme wie „X-Men“ oder „Alien Resurrection“ ausgeschlagen und hat damit aus damaliger Sicht, keinen guten Deal gemacht. Das Weltraum-Abenteuer kam erstens bei Kritikern nicht so gut an und spielte zweitens von seinen 60 Millionen Dollar Produktionskosten, nur 47 Millionen wieder ein. Im Laufe der Jahre hat sich jedoch rund um den Film eine ihn kultisch verehrende Anhängerschaft gebildet, die auch mit Superlativen wie „einer der gruseligsten Filme aller Zeiten“ um sich werfen. Immerhin, auch Spiele wie die „Dead Space“ Reihe, wurden stark hiervon beeinflusst.

Sicherlich, Event Horizon borgt bei einigen großen Vorbildern, zieht den Zuschauer aber mit seiner kontinuierlich bedrohlicher werdenden Atmosphäre in den Bann und ist somit auf eine ungemütliche Art spannende, die einen mögliche Vergleiche vergessen lassen. Das beginnt schon beim Schiff selbst, dessen Gravitationskern wie ein schwarzes Herz funktioniert, dass potentiell jeden in seinen Bann ziehen kann, was für den Betroffenen niemals gut endet. Die Horizon selbst wird dabei zu einem lebendigen Wesen, zum manipulierenden und möglichst viele ins Chaos stürzenden Feind, der sich direkt vor den Augen der Crew befindet und trotzdem unbehelligt weitermachen kann und nicht gesehen wird.

Als dann klar wird, dass die Gefahr von der anderen Seite des Wurmloches ausgeht, da das Schiff verändert wurde in einer Dimension des Grauens, einem (wie auch erwähnt wird) höllischen Ort, ist es natürlich schon fast zu spät (ist so auch aus den Trailern zu erkennen, daher kein Spoieler). Für die meisten Crew-Mitglieder zumindest. Ein Kampf scheint aussichtslos, bleibt nur noch die Flucht. All die bedrohlichen Kamerafahrten und dunkel abschreckenden Bilder führen genau zu diesem Punkt, an dem die Hoffnung hier heil wieder heraus zu kommen, sich plötzlich in Luft auflöst. Als dann auch noch die Filmaufnahmen der Original Horizon-Besatzung auftauchen ist klar, dass der Tod die sicherlich bessere Lösung ist, aim Vergleich zu einer Reise in die andere Dimension.

Man sollte dazu wissen, dass für diese Aufnahmen Menschen mit Amputationen und Porno-Stars gecastet wurden, um die tödlichen Orgien-Szenen, so realistisch wie möglich zu gestalten. Da bei Test-Screenings jedoch Zuschauern schlecht wurde und es weitere negative Reaktionen gab, drängte das Studio Anderson darauf, das meiste davon heraus zu schneiden. Was dann übrig geblieben ist, ist zwar nicht mehr als eine leicht ausgedehnte Andeutung, aber auch die verfehlt ihre Wirkung nicht. In der Original-Form, wäre der Film wohl nie ungeschnitten in Deutschland erschienen (in seiner jetzigen Form, ist er übrigens ab 16 Jahren freigegeben und einen Directors Cut wird es nie geben, da diese Szenen mittlerweile in einem zu schlechten Zustand sind und nicht restauriert werden konnten).

Bei den Darstellern sind einige bekannte Gesichter dabei und das interessante ist, dass keiner eindeutig unsympathisch ist und somit klar als Kanonenfutter eingesetzt würde. Natürlich ist die Charakterzeichnung nicht tiefgründig und teilweise gar nicht vorhanden, trotzdem, die Leute hier sind echt und dem Zuschauer nicht egal und keiner hat den Tod verdient. Na gut, Sam Neill (Daybreakers) als verbissener und überheblicher Doktor entwickelt sich in eine Richtung, in der er klar ein paar Grenzen überschritten hat, aber das müsst ihr euch selbst ansehen. Laurence Fishburne (The Signal) überzeugt als strenger Captain, der aber für die Sicherheit seiner Crew alles tun würde und Joely Richardson (Vampire Academy) ist die sympathische, (fast) immer die Ruhe bewahrende Lt. Peters.

Richard T. Jones (Godzilla) sorgt als Rettungstechniker Cooper für einige Lacher. Beispiel? Frage an Lt. Peters: „Want something hot and black inside you?“ – natürlich meint er hier frischen schwarzen Kaffee, was denn auch sonst. Sean Pertwee (The Seasoning House) ist als hitzköpfiger und gerne Kraftausdrücke benutzender Pilot mit dabei, Jason Isaacs (Herz aus Stahl) ist der etwas undurchsichtige Trauma-Doktor und Kathleen Quinlan (Horns) leidet als medizinische Technikerin unter der Trennung von ihrem Sohn. Die Schauspieler sind allesamt gut gewählt und passen blendend in ihre Rollen hinein.

Insgesamt ein Film, der auch heute, fast zwanzig Jahre später bis auf einige CGI-Momente noch immer sehr gut aussieht und sicher zu den besten Werken gehört, bei denen Anderson jemals Regie geführt hat. Die Spannung steigert sich langsam und ist man erstmals gefangen in der Grundstimmung, dann kratzt der Wahnsinn am Ende auch kurz an der eigenen Schädeldecke (ihr kennt dieses Gefühl nicht (?), ich natürlich auch nicht). Auch wenn man es schade finden kann, dass nicht alles so blieb, wie es ursprünglich gedacht war, die eigene Fantasie ist doch oft noch viel schlimmer und bei ein paar Szenen ist der Kamerawinkel eben genau so gewählt, dass man alles hört und weiß was passiert, aber nicht genau sieht. Da fängt dann der wahre Horror im Kopf an.

„Event Horizon“ bekommt von mir 8/10 auf eine einschleichend irritierende Art, einen völligen Kontrollverlust herbeiführende Empfehlungspunkte.

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