The Signal (Filmkritik)

Die MIT-Studenten Nic (Brenton Thwaites), seine Freundin Haley (Olivia Cooke) und deren bester Kumpel Jonah (Beau Knapp), sind gemeinsam unterwegs auf einem Roadtrip. Nic leidet dabei nicht nur unter einer Muskelerkrankung in den Beinen, die ihn früher oder später in den Rollstuhl befördern wird, sondern auch daran, dass Haley nach der Fahrt ein Jahr in Kalifornien bleiben wird. Für Ablenkung sorgt die Suche nach einem Hacker namens Nomad, durch dessen Schuld die Freunde beinahe von der Uni geflogen wären.

Nach einigem Hin und Her finden die begabten jungen Männer schließlich den Ursprung des Signals, dass Nomad für seine Nachrichten benutzt hat. Angekommen auf einem abgelegenen Gelände, werden die drei plötzlich überfallen. Als Nic wieder zu sich kommt, sitzt ihm ein einen Schutzanzug tragender Mann namens Doktor Damon (Laurence Fishburne) gegenüber, der ihm erklärt, dass er Kontakt zu einem außerirdischen Wesen hatte und sie keine Ahnung haben, wie sie seinen derzeitigen Zustand einstufen sollen. Was wird hier wirklich gespielt und wo sind Haley und Jonah hin verschwunden?

The Signal

Regisseur und Drehbuchautor William Eubank begann seine Karriere als Kameramann und liefert nun nach seinem interessanten Debüt „Love“, hiermit erst seinen zweiten Film ab. Laut eigenen Aussagen wollte er hier als Grundthema seinen ganz persönlichen Beitrag zum Konflikt „logisches Denken vs emotionales Denken“ beisteuern. Der MIT-Student, das vergeistigte Wesen, der fest im Leben steht. Bis ihn körperliche Gebrechen und eine temporäre Trennung von seiner Freundin auf eine ungewollt starke, emotionale Ebene ziehen würden. Was macht er zunächst? Er geht logischerweise auf Distanz. Was macht ihn aber am Ende stark und zum Menschen? Richtig, seine Gefühle.

So weit so einfach und klar. Gepackt wurde diese Message dann in ein Projekt, dass weniger als sich an die Normen haltender Film daherkommt, sondern eher als visuell beeindruckendes Experiment funktioniert. Dabei sieht man hier auf bestechende Weise sowohl Eubanks Sinn für eine durchdachte Bildkomposition und seine visuell ausgeprägte Liebe für stilisierte Ästhetik, als auch seine Inspirationsquellen in Form von Stanley Kubrick und David Lynch. Besser erklären kann ich das hier Gesehene nicht wirklich, sollte es wohl auch gar nicht, doch wer jetzt keine Interesse hat der weiß wenigstens, dass dies kein Film für ihn ist.

Beginnend mit Roadmovie/Beziehungsdrama Themen, über den Mysterie Unterbau bis hin zum fast wie aus einer Comic-Verfilmung entsprungenen SciFi-Finale, dass zwar einiges erklärt, aber noch viel mehr offen lässt. Das ganze Erlebnis hat einfach klar einen eigenen Trip-Charakter, bleibt aber fast durchgehend ein ziemlich langsamer Film, der sich viel Zeit lässt. Komponist und Designer von experimentellen Musikinstrumenten – Nima Fakhrara – ist dazu ein sehr stimmiger Score gelungen, der sowohl eine gewisse Schwere als auch eine gehörige Portion Hoffnung mitschwingen lässt.

Schauspielerisch zeigt vor allem Jungstar Brenton Thwaites (Oculus), dass er das Zeug dazu hat, einer der nächsten großen australischen Stars in Hollywood zu werden. Als Nic wirkt er sympathisch, obwohl er auch eine überhebliche Ader hat und eine ganz eigene Art Probleme zu lösen, auf die viele andere wohl nicht gekommen wären. Sein Weg vom „Hirn-Menschen“ hin zum sich auf seine Gefühle verlassender Kämpfer, ist unmittelbar und überzeugend und er funktioniert toll als Identifikationsfigur. Bin gespannt, was er in Zukunft noch so filmtechnisch abliefert.

Olivia Cooke (The Quiet Ones) als seine liebevolle Freundin Haley liefert mit ihrer Nebenrolle gekonnt den emotionalen Anker für Nic, während Beau Knapp (No One Lives) als bester Kumpel Jonah oberflächlich der Witzbold ist, doch insgesamt ein Karl, auf den man sich verlassen kann. Bleibt nur noch Lawrence Fishburne (The Colony), der mit seiner Performance irgendwie an seine „Matrix„-Zeiten erinnert, eine unterschwellige Bedrohung ausstrahlt und bis zum Ende ziemlich undurchschaubar bleibt.

Insgesamt ein Film voller, großteils in Rückblenden nahtlos ins Szenario eingebundenen Metapher, der von einem starken Hauptdarsteller getragen wird und sich in einer genialen optischen Form präsentiert. Dass einige bei der Erzählweise wohl aussteigen werden und auch das Ende unbefriedigend finden ist für mich dabei genau so klar wie die Tatsache, dass ich diesem Signal sehr gerne gefolgt bin. Das denken/fühlen Konzept weiß zu gefallen, bei der Sci-Fi Ebene macht vor allem der bionische Teil richtig Spaß und das Wüsten-Setting sorgt für die nötige Trostlosigkeit und den Willen, hier unbedingt wieder weg zu wollen.

Ich vergönne William Eubank jedenfalls, dass er in naher Zukunft mal einen Big Budget-Film fürs Kino machen darf, ohne dass seine Ideen dafür eingeschränkt werden. Was er hier nämlich für vier Millionen Dollar auf die Beine gestellt hat, ist visuell einwandfrei und zeigt sein Können. Wenn die Macher es beim nächsten Mal dann auch noch hinbekommen, neben ihrem Händchen für die Symbolik, die Schauspieler und die Optik auch noch die Story in eine befriedigende Film-Form zu pressen, dann ist durchaus ein ganzheitlich großartiges Erlebnis zu erwarten. Es bleibt also spannend und das ist gut so.

„The Signal“ bekommt von mir 7/10 durch außerirdische Hilfe, endlich auch auf die inneren Signale hörende Empfehlungspunkte.

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