The Matrix (Filmkritik)

Neo spürt ein Drängen in sich. Es ist eine Frage, eine ganz bestimmte Frage, die ihn nachts wachhält und immer wieder sein Glück am Computer versuchen lässt, irgendwo in den Tiefen des Netzes eine Antwort auf eine wichtige Frage zu stellen:

Was ist die Matrix?

Als er schließlich Kontakt zu der mysteriösen Unbekannten namens Trinity herstellen kann, überschlagen sich die Ereignisse, denn plötzlich sind auch Agenten hinter ihm her und ein Albtraum wäscht über ihn hinweg – und als er aufwacht ist sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, denn die Antwort darauf, was die „Matrix“ ist, ist viel unglaublicher, als er je zu träumen gewagt hätte …

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Es passiert ja nun nicht jedes Jahr, dass ein Film im Kino erscheint, der so nebenbei die Technik auf ein neues Level bringt, eine Story in sich birgt, die man so noch nicht kannte, aus Darstellern, die davor eher unbekannte Gesichter waren schlagartig Stars macht und so viel richtig macht, dass er in naher Zukunft von vielen Nachahmern kopiert wird (sogar im Game-Bereich, zB „Max Payne„).

Als „The Matrix“ 1999 ins Kino kam hat der Film genau das geschafft – er wurde quasi über Nacht zum Kultfilm. Zu einer Erfahrung, die man so noch nicht gemacht hatte. Sei es die Einführung der Bullet-Time und zu dieser Zeit schlichtweg atemberaubender Effekte, so hatte „The Matrix“ vor allem drei Dinge, die in ihrer Kombination beinahe perfekt sind:

A) Schauspieler, die perfekt gecastet sind. Böse Zungen behaupten ja, dass Keanu Reeves ohnehin nur verwirrt und verständnislos gucken kann (das sehe ich anders) und vielleicht füllt er deshalb die Rolle von Neo so perfekt aus, denn er vermittelt die Wandlung vom stets ungläubigen und überforderten Newbie hin zum Retter der Welt wirklich souverän. An seiner Seite Carrie-Ann Moss, die als Trinity quasi im Alleingang Latex-Anzüge in Schwarz sexy gemacht hat und wer sich „The Matrix“ ansieht, weiß auch warum. Alles was danach kam (zB „Underworld“) war zwar auch nicht schlecht, aber doch halt nur Platz Zwei. Laurence Fishbourne („Contagion„, „The Colony„) als Morpheus ist mysteriös und zeigt klar und deutlich Anführerqualitäten, sowie Hugo Weaving als Agent Smith, der seine Abneigung und seinen Hass auf alles Menschliche abstoßend echt einfängt – eine verdammte Meisterleistung, denn die Art wie er spricht, wie er von monoton auf emotional umspringt, seine gesamte Körpersprache – wow. Der maschinelle Hass auf zwei Beinen.

B) Das Art-Design der Matrix ist einfach umwerfend. Die düsteren Bilder der Zukunft mit den Roboter-Kolonien, der grün eingefärbte Code, der als Stilmittel benutzt wird, die Farbgebung innerhalb der Matrix (Grünstich) und der Kontrast zur „richtigen“ Welt (Blaustich) sind ein Hammer. Das Design der Figuren bzw. Roboterwesen erinnert erschreckend an Insekten und bleibt dennoch maschinell genug um grausam zu auszusehen. Der optische Stil der Charaktere innerhalb der Matrix, der an Coolness kaum noch zu überbieten ist, ohne kitschig zu werden – ein Hammer. Vom Sounddesign, dass unaufdringlich ist, das Gesehene aber perfekt begleitet, mal gar nicht zu reden.

C) Das kompakte und druckvolle Drehbuch. Es gibt so gut wie keine Atempausen in dem Film, auch wenn vergleichsweise wenig Actionszenen drin sind – die wirklich atemlosen Momente erschafft der Film durch seine Offenbarungen in der Handlung und diese werden perfekt nach und nach aufgedeckt. Die Szenen sind brillant in ihrer Abfolge und die Dialoge mystisch genug, um die Lust zu wecken, mehr darüber zu erfahren, aber bodenständig genug, ihnen noch folgen zu können (selbst wenn es technisch wird). Die Analogie mit dem Messias, die sich auch visuell im gesamten Film spiegelt, ist geglückt, ohne aufs Auge gedrückt zu wirken und ohne in kitschige Sphären abzugleiten.

Auch jetzt – 14 Jahren nach seinem Erscheinen – können (Blu-Ray sei dank) die Effekte immer noch mithalten, aber sein wahres Genie beweist der Film, wie bereits erwähnt, durch sein perfekt getrimmtes und getimtes Drehbuch. Dass die Actionszenen auch noch super choreografiert sind ist ein Bonus, der dem Film sicher nicht geschadet hat – im Gegenteil -, aber die Effekte allein würden „The Matrix“ nicht so zeitlos wirken lassen.

Da ich mir den Film – Schande über mich – nun das erste Mal in englischer Originalversion angesehen habe, stelle ich erschrocken fest, dass die Dialoge in der deutschen Version an ein paar Stellen geändert wurden (zB die kitschige Szene als Trinity Neo erklärt, dass sie ihn liebt. Das ist zwar auch im englischen noch kitschig, aber es hat weit mehr Sinn, was sie sagt). Jetzt sind für mich auch die letzten Reste an Zweifel ausgeräumt – „The Matrix“ ist und bleibt ein absoluter Meilenstein in der Filmgeschichte – was die (damals noch) Brüder Wachowski auf den Bildschirm gezaubert haben ist nach wie vor (trotz all der Continuity-Fehler, siehe IMBD) ein Hammer.

„The Matrix“ bekommt von mir 9,5 von 10 möglichen, die Realität auf den Kopf stellende und die Menschheit befreiende, Punkte

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One thought on “The Matrix (Filmkritik)

  1. Einer der absolut besten Sci-Fi Filme aller Zeiten. Optisch der Hammer, die Special Effects sind selbst nach heutigen Standards Top, was schon einiges über deren Qualität aussagt.

    Keanu Reeves ist sicherlich nicht der begabteste Schauspieler, aber hier macht er seine Sache ausgezeichnet und mir graut bei dem Gedanken, wie der Film wohl ausgesehen hätte, wenn Will Smith tatsächlich Neo gespielt hätte.

    Bei Hugo Weaving reicht es mir schon wenn er „Mr. Anderson“ sagt und es zieht mir Gänsehaut auf. Einfach awesome!

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