Hannibal (Serienkritik)

FBI-Profiler Will Graham (Hugh Dancy) ist einer der Besten, da er sich perfekt in die Psyche abnormer Rechtsbrecher hineinversetzen kann. Diese Gabe macht ihn nicht nur äußerst erfolgreich bei der Ausübung seiner Tätigkeit, sondern macht ihm auch extrem zu schaffen. Unterstützung erhält Graham dabei ausgerechnet von einem Psychiater, hinter dem mehr steckt, als man auf den ersten Blick vermuten würde und der sein weiteres Leben bestimmen wird: Dr. Hannibal Lector (Mads Mikkelsen).

Hannibal

Der amerikanische Sender NBC ist bekannt für seine Serien wie „Smash„, „Go On“ oder „Revolution“ mit denen er ein breit gefächertes Angebot bietet, bei dem für jeden Zuschauer etwas dabei sein sollte. Für ihren neusten potentiellen Hit hat man sich eine alte Geschichte gesucht, um diese neu zu erzählen – und zwar die des vermutlich bekanntesten Kannibalen der Filmgeschichte.

Entwickelt wurde die Serie von Bryan Fuller, der als Drehbuchautor bei „Star Trek: Deep Space Nine“ und „Star Trek: Voyager“ anfing und der zuletzt an „Heroes“ mitarbeitete. Bei NBC war man dermaßen von Fullers Idee überzeugt, dass man direkt eine erste Staffel mit 13 Folgen genehmigte. Inhaltlich befinden wir uns hier übrigens in der Vorgeschichte zum Film „Roter Drache“.

Das ermöglicht nicht nur ein Wiedersehen mit den bereits bekannten Charakteren aus einem über zehn Jahre alten Film, sondern schafft auch eine spannende Ausgangslage. Denn selbstverständlich weiß Will Graham zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, mit wem er hier wirklich arbeitet. Noch spannender wird dieser Umstand da die für die Serie Verantwortlichen offenbar planen, den guten Doktor zu einer gegebenen Zeit (und natürlich entsprechendem Erfolg des Formats) zu enttarnen.

In der Geschichte steht momentan übrigens nicht Hannibal selbst, sondern sein (momentan noch) guter Freund Graham im Mittelpunkt. Was im Moment in erster Linie wohl eine Verkaufsmasche ist, ist aber halb so schlimm, denn erstens wird sich das mit ziemlicher Sicherheit noch ändern und zweitens gibt die Figur des FBI-Profilers genug her, um die Geschichte interessant zu halten.

Die Art wie sich Graham in die Täter hineinversetzt ist nicht nur ein optisches, sondern auch ein intensives Erlebnis. Durch seine Gabe ist er nicht nur in der Lage, die diversen Greultaten nachzuvollziehen, sondern erlebt diese in gewisser Hinsicht aus erster Hand und der Zuschauer mit ihm. Dabei bekommt man mehr zu sehen, als man es von einem Programm, das auf einem öffentlichen Sender läuft, erwarten würde.

Die bewusst langsame Inszenierung in Kombination mit einem eher dunkel gehaltenen Farbbild sorgen für ein einzigartiges und zugleich gelungenes Erscheinungsbild. Regie bei der Pilotfolge führte übrigens David Slade, dessen Arbeiten wie z.B. „30 Days of Night“ (Yeah unser erster Beitrag), „Hard Candy“ oder „The Twilight Saga: Eclipse“ zwar qualitativ schwanken, der hier aber erstklassige Arbeit leistet.

Das die Geschichte selbst nicht einfach nur weiter erzählt sondern auch neu interpretiert wird, zeigt dann ein flüchtiger Blick auf die Besetzungsliste. Wills Boss Jack Crawford hat die Hautfarbe gewechselt (Laurence Fishburne – „Predators„) und Dr. Bloon gar das Geschlecht (Caroline Dhavernas – „Devil„). Spätestens jetzt sollte klar sein, dass es sich hier um eine relativ eigenständige Idee handelt und dass auch Mads Mikkelsen (Die drei Musketiere) als Lector und Hugh Dancy (King Arthur) als Graham, nur entfernt an die Rollen des Films angelehnt sind.

Abschließend lässt sich festhalten, dass man sich hier viel Mühe gegeben hat, um dem ursprünglichen Stoff gerecht zu werden und dennoch vieles anders macht. Die Umsetzung ist durch die Bank gelungen, was nicht zuletzt an der erstklassigen Leistung der beteiligten Schauspieler liegt. Man hat sich allem Anschein auch viel vorgenommen und es wird spannend zu sehen was denn da noch kommt.

Die Serie „Hannibal“ bekommt von mir 8/10 zum Essen bei Dr. Lector eingeladene Empfehlungspunkte.


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