Atlas (Filmkritik)

Vor 28 Jahren gab es eine Rebellion sämtlicher Systeme, die von künstlicher Intelligenz gesteuert wurden. Dabei starben über 3 Millionen Menschen und der Anführer dieses Aufstandes, ein humanoider KI-Terrorist namens Harlan (Simu Liu), ist mit seinen Leuten auf einen unbekannten Planeten geflüchtet.

Atlas Shepherd (Jennifer Lopez) war damals noch ein kleines Mädchen und Harlan wurde von ihrer Mutter erschaffen, weswegen die Analytikerin ihr ganzes Leben damit verbracht hat, die Schöpfung ihrer Mutter aufzuspüren und zu vernichten. Nachdem ein Handlanger von Harlan gefangen genommen wurde und General Jake Boothe (Mark Strong) Shepherd zu sich zitiert, scheint ihre Chance endlich gekommen zu sein…

Wenn Regisseur Brad Peyton einen Film macht, dann gibt es eine einfache Story, zahlreiche CGI-Effekte und einen Star, der sich mitten in das „größer ist besser“ Getümmel wirft. Das hat Peyton die letzten Jahre unter anderem mit San Andreas und Rampage bewiesen. Nun hat er sich für Netflix mit Jennifer Lopez zusammen getan (beiden fungieren auch als Produzenten), die zuletzt für den Streaming-Dienst mit The Mother ihr Action-Talent unter Beweis gestellt hat.

Peyton hat in Interviews gesagt, dass er sich von den Titanfall-Spielen inspirieren hat lassen. Für mich ist von den Grundvoraussetzungen – auch ohne den Trailer gesehen zu haben – somit völlig klar, in welche Richtung der Film gehen wird. Warum es hier dann viele Leute gibt, die den Film in Grund und Boden kritisieren (auch nur weil Lopez dabei ist), finde ich daher völlig überzogen. Ich finde ihn auf moderne Agendas bezogen sogar erfrischend, da sie trotz der starken, zentralen Frauenfigur, völlig fehlen.

Es gibt sogar aus meiner Sicht einen „Anti woke“ Seitenhieb, als ein Mech von Lopez Charakter als es angesprochen wird und sie reagiert mit „my pronounce are she/her, not it“. Auch die Aussage an sich, kann man sehr gut annehmen, weil es uns Menschen einfach immer wieder so geht. Ein Mann bricht dir das Herz? Alle Männer sind Schweine. Russland greift die Ukraine an. Alle Russen sind böse. Eine KI bringt Millionen Menschen um. Künstliche Intelligenz ist immer schlecht.

Dieses Schubladen-Denken, einfach dieses Labeln, dass den Diskurs unmöglich macht, das ist weit verbreitet. So ist der Kern der Geschichte hier nicht das SciFi-Spektakel, sondern wie Atlas und ihr Mech namens Smith sich näher kommen, diskutieren und lernen einander zu vertrauen. Natürlich ist das plakativ gemacht, denn nur nach 100 prozentiger Synchronisation können die beiden ihr volles Potential ausschöpfen, aber es funktioniert (auch als Metapher auf wahre Liebe, wo zwei Hälften sich finden und gemeinsam ein Ganzes werden).

Am Besten ist das Hin und Her dann – und das könnte durchaus an meiner liebsten Form des Humors liegen – wenn Smith den Sarkasmus anwendet, den er gerade von Atlas erlernt hat. Genau deshalb sind dir dann die Kämpfe, egal ob auf fremden Planeten oder im freien „Titan Fall“, nicht egal, denn auch wenn man weiß, wo die Reise der beiden hingehen wird, will man sie bis zum Ende dabei begleiten. Dass die Effekte dabei besser sind, als bei vielen Hollywood-Blockbustern der letzten Zeit, versteht sich dabei fast schon von selbst.

Jennifer Lopez (Shotgun Wedding) ist wieder voll bei der Sache und gibt als Atlas alles, man mag sie dabei nicht immer, aber man kann sie verstehen. In Nebenrollen bringt Mark Strong (Shazam) als Admiral die nötige Menschlichkeit ins Spiel und Sterling K. Brown (Hotel Artemis) als Colonel den passenden Galgenhumor. Simu Liu (Arthur the King) zeigt als Harlan, dass selbstgerechter Sadismus auch bei KI´s eine extrem unsympathische Eigenschaft ist. Gregory James Cohan (Velocipastor) schließlich als Sprecher von Smith im Original, ist das genaue Gegenteil, den würde ich sofort als Stimme bei meiner Alexa einstellen.

Als Kritik oder Warnung auf übermäßiges Verlassen auf künstliche Intelligenzen der gesamten Menschheit, kann man die Sache zwar auch sehen, immerhin macht KI das Leben nicht nur leichter, sondern Menschen damit auch immer fauler und unselbstständiger. Wie immer macht aber eben die Dosis das Gift. Als SciFi-Spektakel, das teilweise wie ein Computerspiel wirkt und mit Atlas/Smith die zentralen Figuren hier sehr stimmig hinbekommt, kann man diesen Film somit sehr gut konsumieren.

„Atlas“ bekommt von mir 7/10, Vertrauen neu aufbauende Empfehlungspunkte.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.