The Invitation (2022 Filmkritik)

Evie (Nathalie Emmanuel) träumt davon ihr Leben als Künstlerin in New York zu führen und hält sich mit Jobs wie etwa Catering über Wasser. Bei einem dieser Jobs nimmt sie eine Tüte mit Geschenken mit, unter denen sich auch ein DNA-Test befindet womit man herausfinden kann, ob man irgendwo auf der Welt noch Blutsverwandte besitzt. Evie ist neugierig und fühlt sich nach dem Tod ihrer Mutter alleine, weswegen sie den Test abschickt.

Kurz darauf meldet sich ein Mann namens Oliver (Hugh Skinner), der ihr Cousin ist und sie der gesamten restlichen Familie vorstellen will. Sie soll ihn zu einer Hochzeit nach England begleiten, wobei sie nach kurzem Zögern einwilligt. Dort angekommen ist sie sofort fasziniert von dem opulenten Anwesen und Walter (Thomas Doherty), dem Lord des Hauses. Je länger sie jedoch Zeit hier verbringt, desto mehr hat sie das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht…

Regisseurin Jessica M. Thompson (Light of the Moon) und Drehbuchautorin Blair Butler (Hell Fest, Polaroid) haben sich hier zusammen getan um die Geschichte einer Dame zu erzählen, die sich gegen männliche Unterdrückung auflehnt. „Woke Feminism“ wie wir ihn kennen und „lieben“ im Jahr 2022 höre ich da bei manchen Lesern die Alarmglocken schrillen in ihren Köpfen? Nun, mir ging es genau so, aber ich mochte die Stimmung des Trailers (der die gesamte Story vorweg nimmt) und auch Nathalie Emmanuel sehe ich gerne.

Um es gleich vorweg zu nehmen, die oben angesprochene Thematik ist hier viel subtiler und nicht das präsente Hauptmotiv des Filmes, auch wenn es am Ende keine einzige positive männliche Figur gibt. Vielmehr geht es um die Auflehnung einer Außenseiterin gegen ein hunderte Jahre altes System der Unterdrückung durch einen (was denn sonst) reichen und mächtigen weißen Mann. Natürlich darf dabei auch ein gewisser Rassismus nicht fehlen.

Der Vampirismus des „Bösewichts“ ist dabei ein weiterer Metapher dafür, wie er Menschen ausbeutet und als sein persönliches, austauschbares Spielzeug betrachtet. Leichter kann es kaum sein, sich hier auf die Seite der Heldin zu stellen. Sehr gelungen was die Inszenierung betrifft sind dabei die Übergänge, Kameraeinstellungen und wie etwa die Szene mit der Nagelpflege inszeniert wird. So wird eine Sache, die eigentlich entspannen soll, schnell ungemütlich.

Was weniger gut funktioniert, sind die beiden hier vorherrschenden Genres und dabei meine ich jedes für sich, nicht im Mix. Die Romantik leidet einfach, weil man zwar das Knistern zwischen Evie und Walter spürt, jedoch vom ersten Moment an weiß, dass dies viel zu schön ist bzw. gut läuft, um wahr zu sein. Was involviert ebenso weniger ins Geschehen? Man sieht immer wieder nebenbei, wie Angestellte von etwas Übernatürlichem getötet werden. Dass man dabei nicht wirklich die Angriff mitbekommt ist nicht das Problem, sondern dass diese Figuren zwar den Tod nicht verdient haben, es aber keinerlei Bindung zu ihnen gibt.

Weswegen Evie die wirklich einzige Figur ist, deren Schicksal wichtig erscheint und die ist erst richtig in „Gefahr“ im letzten Drittel des Filmes. Also die Atmosphäre ist durchaus stimmig, doch nicht wirklich gruselig und die „vampirische Action“ kommt viel zu kurz, um einen echten Eindruck zu hinterlassen. Somit hat mich weder der Liebes- noch der Horrorteil richtig überzeugt, viel mehr gefallen hat mir die Technik und die Ebene mit der Unterdrückung eines mächtigen Regimes.

An Nathalie Emmanuel (Army of Thieves) kann ich dafür rein gar nichts aussetzen, ihre Evie ist eine bodenständige, freundliche Person, die ihren Prinzipien immer treu bleibt und hat sie erst einmal ihren Kampfgeist gefunden, dann benutzt sie auch schon mal die Kraft des Feindes gegen ihn. Thomas Doherty (Fall into Darkness) zelebriert als Walter seine charmant schleimige und selbstgerechte Art, man liebt es einfach, ihn zu hassen, genau wie Sean Pertwee (The Reckoning) als extrem treuen, arroganten Butler.

Zur einmaligen Sichtung sicherlich in Ordnung, Emmanuel ist großartig und einige Szenen haben mir von der Machart sehr gut gefallen, die ziehen einfach hinein und bleiben im Gedächtnis. In Summe ist die Sache dann aber irgendwie zu belanglos, was sie nicht sein sollte, denn sich aufzulehnen gegen ein unterdrückendes System der Macht, hat Respekt und Anerkennung verdient (trotz des Woke-Hintergrundes). Mein DNA-Kit habe ich auf jeden Fall weggeworfen, weniger Verwandtschaft bedeutet nämlich weniger Sorgen 🙂

„The Invitation“ bekommt von mir 6/10 das Haus samt dem System niederbrennende Empfehlungspunkte.


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