Polaroid (Filmkritik)

Bird (Kathryn Prescott) arbeitet neben der Schule in einem alten Antiquitätenladen. Sie selbst ist auch sonst eher eine Außenseiterin, die sich am Liebsten zurück zieht und die Welt mit den Augen ihrer Kamera sieht. Gerade hat ihr ihr Kollege eine alte Polaroid-Kamera von einem Flohmarkt mitgenommen und sofort macht sie ein Testfoto von ihm.

Am nächsten Tag ist der junge Mann tot. Auch die nächste Dame, die ebenfalls eine Polaroid-Foto von sich gemacht hat, hat kurz darauf einen „Unfall“. Langsam erkennt Bird den Zusammenhang zwischen den Toden und der Kamera, doch es könnte bereits zu spät sein. Bei einer Party haben sie nämlich ein Bild gemacht, auf denen sowohl Bird als auch ihre vier besten Freunde zu sehen sind…

Der norwegische Regisseur Lars Klevberg (Child’s Play) hat hiermit sein Regiedebüt gefeiert, in dem er seinen gleichnamigen Kurzfilm aus dem Jahr 2015 verfilmt hat (wie zuvor etwa David F. Sandberg mit Light´s Out). Fertig war der Film bereits im Jahr 2017, doch dann kam der Skandal rund um Harvey Weinstein und deshalb wurden Filme seines Studios zunächst zurück gehalten. 2019 kam „Polaroid“ dann doch ins Kino und läuft nun bei Netflix.

In welche Kategorie der Film fällt, dürfte nach der Beschreibung oben erkennbar sein und ich habe zuletzt bei „Countdown“ bereits darüber geschrieben, wie ich diese Filme einstufe. Polaroid ist dabei klar im Mittelfeld einzustufen, wobei man Klevberg schon eindeutig zu gute halten muss, dass er hier deutlich erkennbar seine Ideen verwirklichen wollte und die Sache nie wie eine reine Auftragsarbeit wirkt, auch wenn das für mich mehr ein Gefühl ist.

Dennoch verlässt er sich etwas zu sehr auf Jump-Scares und dass dieses Mal eine Kamera als Wirt für einen bösen Geist herhalten muss (was kommt als Nächstes, die besessene Unterhose?), aus dieser Idee hätte man noch um einiges mehr heraus holen können. Der Geist tötet nämlich die meisten Opfer direkt, doch man kann stattdessen auch sofort das Foto selbst angreifen, da sich das dann wie bei einer Voodoo-Puppe auf die Abgebildeten auswirkt.

Es gibt da dann zum Finale hin zwar ein, zwei gemeine Aktionen, doch selbst ohne viel darüber nachzudenken, hätte ich sofort ein paar mehr Ideen auf Lager. Atmosphärisch ist die Sache dafür ordentlich dicht geraten, mit einer dunkel-kalten, beinahe nihilistischen Grundstimmung versehen und mit Effekten, denen man nicht zu sehr das geringe Budget anmerkt. Der Geist an sich punktet dann weniger durch sein Aussehen als viel mehr durch seine Bewegungsart.

Kathryn Prescott (The Hive) ist als Bird ein tolles Final Girl, mit traumatischen Ereignis in der Vergangenheit, Schuldgefühlen und Außenseiter-Status inklusive. Sie trifft auch nie wirklich dumme Entscheidungen, dass sie dennoch in Gefahr gerät, liegt eher an ihrem Mut und der Suche nach einer Lösung. Der Rest des Casts soll vorwiegend gut aussehen und zu früh sterben und das machen die jungen Leute sehr souverän.

Insgesamt daher ein im Prinzip harmloser Genre-Beitrag, der sich auf seine echt und nicht wie ein Klischee wirkende Hauptdarstellerin verlassen kann, unangenehme Szenen genau so gestaltet wie sie ein sollen, diese dann aber leider zu selten vorkommen lässt. Was ich dem Ende dann auf jeden Fall zu Gute halte (und das bezeichne ich nicht als Spoiler), ist die Tatsache, dass es sich wirklich wie ein Ende anfühlt und das Böse dann nicht unter dem Motto „haha, ich bin noch da“ noch einmal auftaucht, denn so etwas geht mir fast immer auf die Nerven.

„Polaroid“ bekommt von mir 6/10 die Vorteile von digitalen Fotos erneut bestätigende Empfehlungspunkte.


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