Lights Out (Filmkritik)

Rebecca (Teresa Palmer) wird von der Schule ihres Bruder Martin (Gabriel Bateman) angerufen, da dieser zum wiederholten Male im Unterricht eingeschlafen ist. Gemeinsam fahren sie zu ihrer Mutter Sophie (Maria Bello), die wegen Depressionen ständig Medikamente nehmen muss. Rebecca hat sich schon lange distanziert von Sophie und hat deshalb keinen Kontakt zu ihr. Martin jedoch liegt ihr am Herzen, weswegen sie dem Grund seiner Schlaflosigkeit zu Hause auf den Grund gehen will.

Als Martin den Namen Diana erwähnt, die eine Freundin seiner Mutter sein soll und mit der sie oft im Dunklen kommuniziert, schrillen bei Rebecca die Alarmglocken, denn auch sie hat diesen Namen aus ihrer Kindheit in schlechter Erinnerung. Als sie mit ihren Nachforschungen beginnt erfährt sie, dass Diana schon vor Jahren gestorben ist. Offensichtlich ist sie jedoch irgendwie (als Geist?) zurückgekehrt und will ihre Freundin Sophie mit niemanden teilen, auch wenn sie dafür die Konkurrenz endgültig beseitigen muss.

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Am 30. Dezember 2013 stellte Regisseur und Drehbuchautor David F. Sandberg seinen drei Minuten langen Kurzfilm namens „Lights Out“ mit seiner Frau Lotta Losten in der Hauptrolle, online auf YouTube. Nicht mal zwei Jahre später feiert Sandberg nun mit der Langfilmfassung (da bereits nach weniger als 80 Minuten der Schlussspann kommt, ist dies für einen Spielfilm dennoch noch etwas kurz) sein Regiedebüt, dass nur circa 5 Millionen Dollar gekostet hat und bisher ungefähr 147 Millionen einspielen konnte.

Der Erfolg spricht daher für sich und auch wenn hier in keiner Weise dem Genre des Geister-Horrorfilms neue Impulse hinzugefügt werden, sind die benutzten Zutaten einfach stimmig. Zunächst mal zum für mich besten Teil des Filmes und das sind die Figuren, ihre Verhältnisse zueinander und wie sich ihr psychischer Horror mit dem übernatürlichen abwechselt bzw. wie die beiden untrennbar miteinander verbunden sind. Echtheit und Menschlichkeit helfen ja gerade einem Horrorfilm enorm, wenn es darum geht als Zuschauer Sympathiepunkte zu verteilen (das hat schon Insidious 3 für mich zum Besten Teil der Trilogie gemacht).

Alleine schon die erste Szene zwischen Rebecca und ihrem Freund Bret. Du weißt sofort dass er sie ehrlich liebt, sie ihn auch, doch auch wenn sie aus dieser Tatsache ein liebevolles Spiel gemacht haben, sie kann sich ihm noch nicht ganz öffnen auf Grund ihrer traumatischen Kindheit. Dafür wiederum gibt sie ihrer Mutter Sophie die Schuld. Diese ist depressiv und liebt die Dunkelheit in ihrem Haus. Wegen ihren Depressionen oder war der Geist vorher da und hat sie erst zu dem gemacht, was sie ist?

Hier sind keine dummen Teenager am Werk sondern echte Menschen, die auch trotz anfänglichen Unglaubens, das Übernatürliche annehmen und damit umgehen wollen, um ihre Probleme gleich auf mehreren Ebenen zu lösen. Genau das fand ich hier richtig spannend, eben den Wechsel zwischen inneren und äußeren Konflikt. Der Horror kommt daher plötzlich und wird wohl dosiert, es gibt weder echte Gewaltspitzen noch falsche Jump Scares (in denen das Geräusch zum Beispiel nur eine Katze war), was dem Film sowieso nur geschadet hätte.

Als neue Ikone der Bösewichte in Horrorfilmen ist Diana nicht eigenständig genug, auch ihr Aussehen ist zwar abstossend, doch entspricht es in den Bewegungen dem klassischen weiblichen Geisterwesen. Auch ihre Fähigkeiten sind nicht klar definiert. Wie bewegt sie sich fort, sie kann ja scheinbar überall hinkommen, so lange es dort nur dunkel ist. Es ist auch uneindeutig ob sie den Strom beeinflussen kann – was anscheinend möglich ist – jedoch mit Taschenlampen, damit hat sie so ihre Probleme. Man könnte hier leicht die Logik angreifen, doch nötig ist es nicht, da Diana im Prinzip nur das Mittel zum Zweck ist, um die anderen Figuren zusammen zu führen.

Teresa Palmer (Warm Bodies) als Rebecca spielt wirklich stark, wirkt authentisch und ist einfach ein „echter“ Mensch, nicht das Final Girl, dass erst am Ende über sich hinaus wächst. Eigentlich ist sie ständig im Konflikt mit ihren inneren Dämonen, deren Ursprung ein äußerer war, was sie dann auch erkennt und diese Tatasche kurbelt ihren Kampfgeist noch weiter an. Sie liebt ihren Freund, will ihren kleinen Bruder beschützen und muss einen Weg finden, den Graben zwischen ihr und ihrer Mutter zu überbrücken.

Die zweite tolle Dame hier ist dann eben auch Maria Bello (Demonic) als Sophie. Sie schwankt im Prinzip permanent zwischen ihrer leicht gedämpft, zurückgezogen wirkenden Art und einem psychischen Ausnahmezustand hin und her, was meistens mit Streit oder Tränen endet. Sie ist nicht wirklich sympathisch doch nach und nach – wenn man die Hintergründe kennt – kommt man ihr dann langsam näher, genau wie es ihre Tochter tut. Gabriel Bateman (Annabelle) als Martin schafft es gut das Kind zu spielen, dass sich während einer Extremsituation, viel erwachsener verhält, als man es erwarten könnte und ist nie das nervige Kind, das ständig gerettet werden muss.

Insgesamt daher ein optisch feiner, super gespielter Geister-Grusel, der den Horror der in der Dunkelheit lauert als zentrales Thema hat, Genre-Kenner in diesem Bereich aber sicher nicht vom Hocker hauen kann. Dafür sind die Charaktere greifbar und schaffen es, den Zuschauer unheimlich in das Geschehen zu involvieren. Nicht die Mega-Innovation die manche erwartet haben, aber ein kleiner und sehr feiner Beitrag im Bereich der filmischen Geistergeschichten. Sandberg darf als nächstes übrigens die Fortsetzung zu Annabelle drehen und angeblich geht es auch mit Lights Out weiter, es bleibt daher (hoffentlich) spannend.

„Lights Out“ bekommt von mir 7,5/10 sich durch die Dunkelheit wieder zusammen raufende Empfehlungspunkte.

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