Annabelle (Filmkritik)

Im Jahr 1967 führt die schwangere Mia (Annabelle Wallis) ein ruhiges Leben in Santa Monica mit ihrem Mann John (Ward Horton). Eines Nachts hört sie jedoch Geräusche bei den Nachbarn und kurz darauf sitzt sie mit einer Stichwunde am Boden und zwei Leichen liegen in ihrem Haus. Zwei Mitglieder einer Sekte haben die Nachbarn getötet und dann ihr Haus gestürmt, wobei er von der Polizei erschossen wurde und sie sich umgebracht hat.

Mia und ihr Baby überstehen den Angriff doch in der Zeit nach der Bluttat, häufen sich die seltsamen Ereignisse im Haus. Dabei scheint die Porzellanpuppe, die Mia von ihrem Mann geschenkt bekommen hatte und die Annabelle, der weibliche Teil der beiden Angreifer bei ihrem Tod in den Armen hielt, eine entscheidende Rolle zu spielen…

Im Jahr 2013 hatte Regisseur James Wan wohl noch keine Ahnung, was er mit „The Conjuring“ beginnen würde. Mittlerweile ist ein ganzes Franchise daraus geworden und neben einem bereits dritten Teil, der bald in die Kinos kommen soll, ist es vor allem die Puppe Annabelle die diesem geisterhaften Filmuniversum, ihren Stempel aufgedrückt hat. Eingeführt wurde sie zu Beginn von The Conjuring und bereits ein Jahr später im Jahr 2014, folgte ihr erstes Soloabenteuer.

Regie führte John R. Leonetti (Wolves at the Door), der für mich leider ein Mann ist, der als Regisseur Auftragsarbeiten abliefert. Nicht falsch verstehen, er hat durchaus ein Auge für optisch ansprechende Szenarien und Bilder, immerhin ist er hauptsächlich hinter der Kamera tätig z.b. bei Insidious Teil 1 und Insidious Teil 2 und als ob das als Genreerfahrung noch nicht reichen würde, hatte er auch die Aufgabe des Kameramannes bei „The Conjuring“ inne.

Das macht die Sache von der Erwartungshaltung jedoch eher schlimmer, denn er bringt außer (bekannten) optischen Tricks, keine Impulse mit. Die Sequenz zu Beginn, mit den zwei Sektenmitgliedern und wie man sieht, wie Annabelle in ihrer Funktion „erweckt“ wird, das ist alptraumhaft, over the top und irre und treibt das Adrenalin gleich am Anfang in die Höhe. Dann kommt jedoch leider nichts mehr. Ich meine es muss kein hoher Bodycount sein, denn scheinbar geht es ja dem Bösen genau darum, exakt eine Seele zu bekommen, dennoch ist das doch eine recht zahme Angelegenheit.

Und ja, ich kenne das Prinzip von „netten“ PG13 Horrorfilmen, die wenig kosten und ein vielfaches wieder einspielen. Auch Annabelle hat dies geschafft, trotz negativer Reaktionen von Fans und Kritikern hat sie bei Kosten von 6,5 Millionen Dollar, ganze 257 Millionen wieder eingespielt. Ich muss schon sagen, das hier Gezeigte ist nicht schlecht gemacht und auch nicht dumm wie etwa „The Bye Bye Man“ es war, aber unglaublich beliebig und sicherlich Niemanden vom Hocker werfend.

Von der Vorhersehbarkeit fange ich dabei lieber gar nicht erst an, denn wenn der Priester die Puppe einfach mit sich im Auto herumführt und damit in eine Kirche gehen will, was wird dann wohl passieren? Ist der Film dann aus oder liegt der Priester kurz darauf im Krankenhaus? Auch wie das unspektakuläre Finale gelöst wird, das hatte man als Genrekenner schon lange vorher vorausgesehen.

Selbst die unangenehmen Szenen sind irgendwie zahnlos, denn wenn ein Kinderwagen vor einen LKW rollt oder schwere Bücher neben ein Baby von einem Regal herabregnen, dann traut man dem Machern erstens die nötige Konsequenz in diesen Szenen nicht zu und zweitens will man diese auch gar nicht sehen. Lieber die Szene ganz weglassen, denn als die intendierte Manipulation von Mia durch das Böse (oder den Dämon, wie ihr wollt), funktioniert das für mich auch nur bedingt, denn dies ist ein Instant-Produkt und nicht ein Film wo irgendwer am Ende nachdenkt, warum der Dämon die eine oder anderer Aktion geliefert hat.

Annabelle Wallis (The Mummy, The Silencing) als Mia trägt über weite Strecken den Film auf ihren Schultern und das macht sie gut. Wenn man sich um sie sorgt, dann liegt das klar an ihrem Spiel, denn das Drehbuch hat nicht gerade viel Hintergrund oder Entwicklung für sie eingebaut. Weder sie noch andere positive Figuren sind unsympathisch, doch eine Bindung als Zuschauer baut man dennoch keine zu ihnen auf.

Solide und beliebig sind somit die Hauptattribute hier, es geht auch noch um einiges schlechter, doch besser wäre auch keine Kunst gewesen. Dank des Erfolges kam dennoch drei Jahr später die Vorgeschichte von Annabelle mit dem Beinamen „Creation“ und 2019 folgte die Fortsetzung, in der die Puppe nach Hause (Comes Home) kommt. Das wiederum ist eine feine Sache, denn beide Nachfolgerfilme, sind um einiges besser als der Erstling.

„Annabelle“ bekommt von mir 5/10 mit Puppen spielen kaum zu einer gruseligen Sache machende Empfehlungspunkte.


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