Army of Thieves (Filmkritik)

So lange er denken kann ist Sebastian (Matthias Schweighöfer) schon begeistert von Tresoren, den Mechanismen dahinter und wie man sie knacken kann. Gefangen in seinem langweiligen Job postet er daher Videos mit seinem fundierten Wissen, vor allem über seine Lieblings-Safes, die vier Meisterwerke von Hans Wagner, die nach dem Nibelungen-Zyklus benannt wurden. Eines Tages bekommt Sebastian eine Nachricht unter seinem neuesten Posting.

Er soll bei einem Safecracker-Wettbewerb mitmachen und als er diesen gewinnt, stellt sich ihm kurz darauf eine faszinierende Dame namens Gwendoline Starr (Nathalie Emmanuel) vor, die ihn für ihre Crew anwerben möchte. Dabei geht es ausgerechnet darum, in die vier Safes einzubrechen, für die Sebastian sozusagen ein theoretischer Experte ist. Die Langeweile in seinem Leben ist somit vorbei, doch ob ihm diese Form von Aufregung nicht doch zu viel ist?

Als Ende Mai 2021 Zack Snyders Army of the Dead auf Netflix startete war es kurz danach fix, hier wurde der Grundstein für ein Franchise gelegt. Neben einer Prequel-Animationsserie und der geplanten Fortsetzung „Planet of the Dead“ von Snyder selbst, geht es seit Ende Oktober nun zunächst mit der Vorgeschichte des Nebencharakters Ludwig Dieter (ehemals Sebastian) weiter. Dabei durfte Matthias Schweighöfer nicht nur die Hauptrolle spielen, sondern gleich auch noch Regie führen.

Zeitlich befindet man sich gerade an den Anfängen der Zombie-Plage, sie kommen daher hier nur kurz im Fernsehen oder Alpträumen vor. Während die ganze Welt also auf dieses Phänomen schaut, nutzt die Crew das Chaos, um mit ihrem Plan Legenden zu werden. Ich muss mich jetzt selbst noch kurz als „nicht Schweighöfer vorbelastet“ outen, denn abgesehen von seinem ersten Auftreten als Ludwig Dieter, habe ich ihn noch nie in einem Film gesehen.

Er ist ja ein Schauspieler, der in die „man liebt ihn oder man hasst ihn“ Kategorie gehört und das fällt eben weg bei mir. Sein Sebastian fällt wie ich schon bei Army of the Dead erwähnt habe, dennoch in die selbe Kategorie. Seine sehr eigene Art kann durchaus nerven, doch ich finde sein – ich nenne es hier mal sein überdrehtes überfordert Sein mit vielen Situationen gepaart mit der naiven, neugierigen Entdeckungslust und seinem Wissensdurst – in Summe irgendwie liebenswert. Einfach ein Kerl den man schützen möchte, wenn die ach so coolen Jungs wieder mal auf ihm herum hacken.

Im Leben an sich wirkt er vielleicht unsicher, doch beim Knacken eines Safes ist er unschlagbar. Dabei kommt auch die überragende Cinematographie zum Einsatz, die den gesamten Film über eindeutig sehr positiv auffällt. Hier ist es das Zoomen in die Tresore hinein, das langsame Drehen der Mechanismen und das Einrasten an den richtigen Stellen was ich mein Gedächtnis prüfend, eigentlich noch nie so ansprechend inszeniert präsentiert bekommen habe.

Die Kamerafahrten über die zahlreichen Locations oder der Schnitt, bzw. die Blickwinkel der Kamera und die kurzen Zeitlupen in Action-Momenten sind ebenfalls sehr dynamisch geraten, übersichtlich, ziehen ins Geschehen hinein und führen gleichzeitig dazu, dass man nie das Gefühl von Stillstand bekommt. Der Humor wie gesagt spricht sicherlich nicht Jeden an, aber wann ist das schon der Fall. Manches ist auch einfach doof, doch oft muss man klar auf Grund der Situationskomik schmunzeln.

Schweighöfer feiert dabei seine Rolle, die er sichtlich sehr lieb gewonnen hat. Sehr charismatisch und cool und dennoch sehr menschlich ist Nathalie Emmanuel (Fast and Furious 7) als Leading Lady Gwen und es ist daher so richtig keine Überraschung, dass Sebastian sich in sie verliebt. Angenehm sarkastisch und auf ihre eigenständige Art witzig ist die zweite wichtige Lady hier, Ruby O. Fee (Polar) als Hackerin Korina. Ein paar der männlichen Darsteller, hätten dafür noch ein paar Stunden Schauspielunterricht nicht geschadet.

An sich ist die Story bekannt, nichts haut dich direkt vom Hocker und es geht im Prinzip um die Reise eines unsicheren Mannes, der mehr seinen Platz in der Welt findet und sich diesen auch verdient. Das Finale ist dann bittersüß und ich wage zu behaupten, dass man hier Ludwig und Gwen nicht das letzte Mal gesehen hat. Dennoch die Faszination für diese Safes und die doch vorhandene Spannung was die Figur des Sebastian betrifft, werden hier einfach unterhaltsam inszeniert und es wirkt immer so, als würden die Beteiligten hier einfach froh sein, dass sie diesen Film drehen durften. Wenn das nicht sympathisch ist, dann weiß ich es auch nicht.

„Army of Thieves“ bekommt von mir 7/10 die hohe Kunst des „Tresore-Knackens“ zelebrierende Empfehlungspunkte.


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