American Carnage (Filmkritik)

JP (Jorge Lendeborg Jr.) kommt mit seinem losen Mundwerk und seiner lässigen Art, ohne wirkliche Ambitionen, ganz gut durch sein Leben. Plötzlich wird er jedoch mit zahlreichen anderen Menschen eingesperrt, da der aktuelle Gouverneur einen Oberbefehl herausgegeben hat der besagt, dass alle Kinder von Einwanderern ohne Papiere, abgeschoben werden können. Doch es scheint einen Ausweg zu geben.

Es gibt ein Programm, bei dem Jugendliche eine Zeit lang in einem Altenheim arbeiten und danach sind sie wieder freie Menschen. Nach der Einführung was die Regeln betrifft durch Heimleiter Eddie (Eric Dane), beginnt für JP sein neuer Alltag, doch nicht ohne seltsame Zwischenfälle. Gemeinsam mit Camila (Jenna Ortega) und zwei weiteren neuen Freunden macht JP sich auf, hinter die Kulissen dieses Ortes zu schauen…

Produzent, Drehbuchautor und Regisseur, für Diego Hallivis (Curvature) ist dies ziemlich eindeutig keine reine Auftragsarbeit. Der Titel des Filmes kommt von einer Aussage von Donald Trump, als er noch Präsident der Vereinigten Staaten war und hat natürlich (wie auch sonst bei diesem Mann) einen rassistischen Ursprung. So viel zum Aufhänger, was Hallivis dann daraus gemacht hat, ist eine überspitzte und bissige Satire, die uns Menschlein mal wieder schön den Spiegel vorhält.

Zur Erinnerung, weil ich es in irgendwelchen Kritiken bereits erwähnt habe. Ich arbeite ja in einem Pflegeheim. Wenn im Film dann schön zur Geltung kommt, wie wenig die Gesellschaft etwas mit alten Menschen anfangen kann und wie man Leute über diesen Weg loswerden kann, ohne dass Jemand fragen stellt, dann gehört dies freilich zum (dunklen) satirischen Zugang, hat wie alle Klischees aber natürlich einen wahren Kern.

Hier wird die Verbindung zwischen „abgeschoben ins Heim“ und „abgeschoben in ein anderes Land“ hergestellt und das aus den Augen aus dem Sinn Prinzip, ist schon ein oft angewandtes und trauriges Prinzip. So viel zu realen Verbindungen. Was hier dann genau mit den Menschen passiert, ist herrlich over the top und zeigt wieder sehr schön die Pseudomoral (mehr kann ich aus Spoiler-Gründen nicht dazu schreiben). Weg mit den bösen „Ausländern“, aber ohne sie geht es auch nicht. In der Pflege können sie ruhig arbeiten, denn das ist unattraktiv und unterbezahlt.

Aufgebaut ist die Handlung eher wie ein Mystery-Krimi, bei denen die Hauptfiguren heraus finden wollen, was hier wirklich läuft und wie sie hier wieder heil heraus kommen. Wenn dann doch blutige Horror-Elemente zum Einsatz kommen, dann ist dies grotesk und brutal, aber diese Augenblicke sind rar gesät. Hier soll man schmunzeln, sich ekeln und über sich selbst nachdenken, der Horror ist somit eher ein untrennbarer Nebeneffekt und nicht der Hauptfaktor.

Jorge Lendeborg Jr. (Alita: Battle Angel, Bumblebee) ist JP und er spielt seinen nachvollziehbar agierenden Charakter sehr überzeugend. Er kann sich mit seinen Worten wehren und zeigt dabei auch kaum Angst, er erlebt aber auch zahlreiche Situationen, in denen er den Kürzeren zieht. Einfach ein Typ, der nicht aus seiner Haut kann und dennoch fast immer versucht, das jeweils Richtige in der jeweiligen Situation zu machen. Sympathisch trifft es wohl am Besten.

Mit Jenna Ortega hat er eine Dame an seiner Seite, die sich nach Babysitter 2, Scream und X, immer mehr zur neuen Horror-Queen mausert (oder sagen wir lieber Horror-Prinzessin, immerhin ist sie erst 19 Jahre alt). Ihre Camila ist ebenfalls alles andere als auf den Mund gefallen, schön sarkastisch und weit weniger egoistisch, als sie vorgibt zu sein. Mit Eric Dane (The Last Ship) haben die zwei dann einen würdigen, weil völlig überheblichen und amoralischen Gegner gefunden.

Wer also auf böse Satiren steht, gern Geheimnisse aufklärt und auch vor überdrehtem Horror nicht zurück schreckt, der ist hier genau richtig. Natürlich ist das Fast Food (seht euch den Film an, dann findet ihr diese Aussage an sich schon ironisch), doch auch auf das hat man immer wieder mal Lust. Ein Film bei dem man sowohl lachen als auch nachdenken muss/kann/soll und dies dann auch erreicht, hat bei mir eindeutig etwas richtig gemacht.

„American Carnage“ bekommt von mir 7/10 sämtliche Menschen alles andere als würdig behandelnde Empfehlungspunkte.


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