The Quarry (Game-Review)

Das Feriencamp, welches zwei Monate gedauert hat, ist zu Ende und die gesamte Crew packt ihre Sachen. Dass zwei der eigentlich engagierten Camp-Betreuer nicht gekommen sind, ist zwar immer noch schade, aber – hey. Das Camp war auch so ein voller Erfolg. Jetzt heißt es Abschied nehmen. Aber nicht alle wollen das, denn was für die einen ein Sommerflirt ist für die anderen eine heiße Liebe, die auch nach dem Sommer weiter funktionieren kann. Also wird kurzerhand das Auto sabotiert und – hui, man muss doch noch eine Nacht bleiben.

Aber warum ist der Besitzer der Anlage bei dem Gedanken, dass die Kids noch eine Nacht bleiben völlig fertig, quasi fast panisch? Warum sagt er ihnen, sie sollen sich im Haupthaus einschließen und niemand reinlassen und auch nicht rausgehen? Hm. Seltsam.

Aber egal, denn es ist die letzte Nacht, also kann man auch am Strand ein Lagerfeuer machen und diesen letzten Abend genießen. Wenn nicht plötzlich zwei Betreuerin aus dem Wald gelaufen kommen würde und blutverschmiert herumschreit, dass „es“ ihn geholt hat …

Da ist er also der neueste Streich von Supermassive Games und dieses Mal ist das Spielerlebnis wieder ein wenig länger geworden. Nach den kurzen Spielen der Dark-Pictures Anthology ist „The Quarry“ wieder eine größere Produktion. Aber auch eine bessere? Nun, das hängt davon ab, was ihr erwartet. Denn ein „Until Dawn“ ist es nicht geworden. Dazu ist die Story einfach viel zu geradlinig und es gibt eigentlich keine Überraschungen. Das einzig überraschende ist vielleicht wie brutal das Spiel stellenweise sein kann, aber sonst ist alles eigentlich recht klar und straight.

Das macht die Sache allerdings nicht schlecht, denn was dieses Mal wirklich gut gelang (meiner Meinung nach) sind die Figuren. Sie starten alle irgendwie als Klischees, bekommen aber nach und nach absolut Ecken und Kanten und auch wenn ich nicht alle wirklich mochte, so mochte ich doch alle genug, dass ich nicht wollte, dass jemand stirbt. Und nein, ich habe das beim ersten Durchlauf nicht bekommen. Das lag allerdings daran, dass ich beim Zielen mit der Schrotflinte unter Druck einfach kläglich versagt habe, weniger an meinen Entscheidungen.

Bei all den Figuren muss ich allerdings vier hervorheben (es sind Neun + eine nur kurz Spielbare zehnte Person). Da sind Kaityln (Brenda Song), Dylan (Miles Robbins), Abigail (Ariel Winter) und Ryan (Justice Smith). Kaitlyn ist ein Hammer, eine Powerfrau und absolutes Hightlight in allen Situationen. Es ist egal, ob sie Angst hat, sarkastisch ist oder den Jungs zeigen will, dass sie hier der Boss ist (weil: Sie ist der Boss am Camp). Sie ist immer großartig. In Wort und Bild. („She is sexy, when she’s angry.“ – „I am always sexy“) Hut ab vor der Performance von Branda Song, die macht das echt toll. Dann Dylan, gespielt von Miles Robbins. Anfangs dachte ich mir, er nervt, aber je länger die Story voranschritt, desto mehr wuchs mir der Kerl ans Herz und er hat einige verdammt offene und coole Momente. Und Ariel Winter, welche Abigail spielt, spielt zwar mehr oder weniger ihre Rolle von „Modern Family“, nur weniger nerdig, aber auch die ist wirklich super und Abigail kann man eigentlich nur mögen.

Der vierte, den ich erwähnen möchte, ich Justice Smith, aber aus den gegenteiligen Gründen. Wie der gute Herr seine Dialoge lieblos langweilig einnuschelt, das ist ja wohl ein Wahnsinn. Ich kenne ihn aus „Jurassic Park Dominion„, also weiß ich, dass er anders kann, aber was er hier abliefert ist einfach lächerlich. Das wäre zwar immer noch ärgerlich, aber weit weniger störend, wenn ihn nicht jemand aus mir unerfindlichen Gründen als Hauptfigur auserwählt hätte.

Dafür ist das Motion Capturing großartig und all die kleinen Details, Gesten und Blicke und Mimik – ein Wahnsinn. Auch manche Kameraperspektiven sind extrem toll gewählt. Und ja, es gibt die üblichen Supermassive Probleme: Langsames Gehen, schlechte Übersicht, wenig bis null Interaktion mit der Umwelt, außer an den dafür vorgesehene Stellen. Und ja „Uncanny Valley“ lässt mehrmals grüßen. Speziell bei den Figure Emma und Laura, speziell wenn sie grinsen. Bei den anderen war es entweder nicht oder es fiel mir weniger auf. Speziell Emma wirkte manchmal gar … surreal. Die Story hat so viele Logiklöcher bzw. offene Fragen, dass ein Schweitzer Käse neidisch werden würden, aber die Inszenierung täuscht da gut drüber hinweg, bzw. drückt man halt ein paar Augen zu. Wäre trotzdem vermeidbar gewesen.

Alles in allem haben die Entscheidungen teils drastische Veränderungen im Ablauf bzw. dem Ausgang der Handlung zur Folge, was dazu führt, dass hier definitiv Wiederspielwert gegeben ist. Ich für meinen Teil will jedenfalls einen Run schaffen, in dem alle überleben.

Ja, so sympathisch sind mir die Kids.

Und – oh – der Soundtrack ist richtig, richtig gut und richtig gut eingesetzt.

„The Quarry“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, nicht der erhoffte Überhit gewordene, aber doch ein cooler Back-Wood-Horror-Slasher gewordener Interactive-Game-Movie, Punkten.


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