Samaritan (Filmkritik)

Sam (Javon ‚Wanna‘ Walton) ist ein dreizehn Jahre alter Junge, der mit seiner allein erziehenden Mutter, um das finanzielle Überleben kämpft. Den Großteil seiner Freizeit verbringt er aber damit, nach dem Superhelden namens Samaritan zu suchen. Dieser soll vor Jahren zusammen mit seinem bösen Bruder, bei einer Explosion und dem anschließenden Feuer, ums Leben gekommen sein, doch einige Menschen glauben daran, dass er noch lebt.

Als Sam eines Tages von ein paar Gangstern verprügelt wird, rettet ihn sein Nachbar Joe (Sylvester Stallone) und zeigt dabei Kräfte, wie sie ein normaler Mensch – noch dazu ein alter Mann – nicht hat. Von diesem Tag an ist Sam überzeugt, er hat Samaritan endlich gefunden. Schön langsam bildet sich zwischen den beiden eine Freundschaft, doch dann holen Sam seine Aktivitäten der letzten Zeit ein und was er getan hat, um an Geld für seine Mutter zu kommen…

Bereits Ende 2019 begannen die Dreharbeiten zu diesem Film, doch dann kam der Produktion Covid 19 dazwischen. Ende August 2022 ist dieses etwas andere „Superhelden-Abenteuer“ nun endlich auf Amazon Prime gelandet. Regie führte Julius Avery, dessen letzten Film Operation: Overlord ich als ziemlich intensiv erlebt habe und die Hauptrolle hat Sylvester Stallone, dessen Firma dann auch gleich die Sache produziert hat.

Ich muss sagen ich bin ja keiner, der mit Effekt-Spektakeln innerhalb des Genres ein Problem hat. Manchmal wünscht man sich dann aber wiederum etwas Abwechslung, sozusagen einen Gegenpol zu Marvel/DC. Genau das ist Samaritan, nämlich unaufgeregt und bodenständig. Dabei profitiert der Film sehr von den Hauptdarstellern und deren Intensität, der Chemie zwischen ihnen und ihrer Ausstrahlung an sich. Zuerst mal zu Stallone (Rambo: Last Blood) selbst.

Er spielt Joe als gebrochenen Mann, als Mensch der Reue empfindet, doch seine Taten nie wieder gut machen können wird. Seine Performance wirkt unheimlich ehrlich und geerdet und die Müdigkeit, mit der sich seine Figur herumschleppt, ist einfach nur authentisch. Eigentlich trägt den Film jedoch – bzw. lebt die Sache großteils von seiner Energie – ein junger Mann namens Javon ‚Wanna‘ Walton, den ich bisher nicht kannte, jedoch einigen wohl aus Serien wie Utopia, Euphoria oder The Umbrella Academy bekannt sein könnte.

Kinder in ähnlichen Rollen können ja leicht nervig wirken, doch er ist durchgehend sympathisch mit seiner aufrichtigen Suche nach seinem Helden und im Endeffekt nach seiner eigenen Identität. Was noch öfter schief geht innerhalb des Genres, ist es einen starken Bösewicht zu haben. Dabei setzt Avery erneut auf Pilou Asbæk (Ghost in the Shell), der als Cyrus seine gesamte anarchische Kraft dazu benutzt, die Welt brennen zu sehen. Er ist dabei charismatisch, unberechenbar und durchaus Furcht einflössend.

Was die Effekte betrifft wird viel auf praktische Arbeit gesetzt, mit CGI-Momenten hält man sich zurück, bis auf den größten Patzer im Film. Menschen mit dem Computer zu verjüngen, das sieht einfach nie gut aus und auch wenn ich die Wichtigkeit des Momentes in der gewählten Version anerkenne, ist das Ergebnis nur zum Kopfschütteln. Was dann leider speziell hier noch mehr auffällt, da sonst nichts in diese Richtung geht. Ich stelle dies dann mal in die „Jammern auf hohem Niveau“ Kategorie.

Was die Kämpfe betrifft, da spürt man immer sehr schön den Aufprall der Schläge und die übermenschliche Kraft, mit der Joe seine Gegner beseitigt, ohne dabei zu übertreiben. Die Story rund um einen alternden Helden mit Schuldgefühlen ist an sich nicht neu, doch hier passt einfach das Gesamtpaket und wisst ihr, wobei ich wirklich Schmunzeln musste? Nun es gibt diesen „triff niemals deine Helden“ Spruch. Hier wird das auf „triff niemals deine Schurken“ angewendet, was ich wirklich extrem passend finde und genossen habe.

Insgesamt also ein Must-See für Stallone Fans und für Freunde von Superhelden-Abenteuern, die es gerne mal etwas ruhiger und im kleineren Rahmen angehen wollen. Typische Fallen wie nervige Kids oder schwache Oberbösewichte greifen hier gar nicht, die Atmosphäre ist durchgehend intensiv, die Action rockt und bleibt am Boden und die Schauspieler geben ihr Bestes (auch in den Nebenrollen, siehe etwa die Crew von Cyrus). Das ergibt jetzt insgesamt kein klares Highlight, aber ein sehr stimmiges Gesamtpaket.

„Samaritan“ bekommt von mir 7,5/10 gebrochene Dinge wieder reparierende Empfehlungspunkte.


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