The Exorcist: Believer aka Der Exorzist: Bekenntnis (Filmkritik)

Victor (Leslie Odom Jr.) ist alleinerziehender Vater der zwölfjährigen Angela (Lidya Jewett). Gemeinsam mit einer Freundin begibt sie sich eines Tages in den Wald, um eine Seance abzuhalten, um Kontakt mit den Toten aufzunehmen. Nach dieser Aktion kommen die jungen Damen jedoch nicht mehr nach Hause und eine dreitägige Suche beginnt.

Nach drei Tagen tauchen die zwei Mädels in einer Scheune wieder auf, wobei sie körperlich relativ unbeschadet erscheinen, bis auf Verbrennungen an den Füßen. Die Kinder werden ihren Eltern übergeben mit der Hoffnung, dass bald wieder Normalität einkehren wird. Bald wird das gesamte Umfeld der Mädchen jedoch spüren, dass mit den beiden ganz eindeutig etwas nicht stimmt…

Das „The Exorcist“-Franchise startete im Jahr 1973 mit dem gleichnamigen Klassiker. Es folgten über die Jahre verteilt vier Fortsetzungen und eine Serie, die 2018 nach zwei Staffeln eingestellt wurde. 2019 dann hat sich Universal zusammen mit dem Streamingdienst Peacock die Rechte um 400 Millionen Dollar gesichert. Was musste deshalb möglichst schnell her? Richtig, ein direkter Weg, dass schnell Geld hereinkommt und sich der Kauf auch wirklich auszahlt.

Um genau zu sein wird gerade an einer neuen Trilogie gearbeitet, wobei sich die Filme als direkte Fortsetzung des Erstlings sehen, alle übrigen Teile jedoch Canon bleiben. Bei allen drei neuen Filmen soll David Gordon Green die Regie übernehmen, der zuvor mit Halloween, Kills und Ends bereits eines der bekanntesten Slasher-Franchises fortgesetzt hat. Ich habe die Filme nie gesehen, doch mein Kollege Fireagent, der die Beiträge geschrieben hat, hat mich deutlich vor der (mit jedem folgenden Teil) schnell abfallenden Qualität gewarnt.

„Dieses mal fange ich gleich schwach an“, wird sich Green wohl gedacht haben, „dann kann ich mich später steigern“. Believer hat 30 Millionen gekostet und circa 133 Millionen eingespielt, was wohl weniger als erwartet war und zusätzlich waren die Kritiken eher verhalten, weswegen es bei Deceiver, wie der 2025 folgende, nächste Teil heißen soll, zu Änderungen kommen soll, wie es weitergehen wird.

Es gibt hier dann gleich mehrere grundsätzliche Probleme. Erstens mal sind die besessenen Mädels sehr zahm. Damit meine ich vor allem die möglichen Aussagen, mit denen sie ihre Eltern oder Menschen, die den Dämon austreiben wollen, konfrontieren könnten. Wirkt fast so, als hätten sie Angst vor einem möglichen Backlash gehabt, immerhin könnte ja Jemand beleidigt sein, falls die Macher es übertreiben. Man sollte diese Spannung in der Luft schon spüren können, dass der Dämon den Protagonisten ständig unangenehme Wahrheiten an den Kopf werfen kann, was nur zweimal passiert und in einem Fall, hat man sich das als Zuschauer schon vorher gedacht.

Das Makeup und die Stimmen sind Standard und nicht mehr und das Finale (wie es eingeleitet wird) und der Twist (wenn man ihn so nennen will) wirkt auf mich so, als wären den Machern am Ende die Ideen ausgegangen. Dann wären da die Figuren. Einzig Leslie Odom Jr. (Glass Onion) als Victor schafft es, dass man ihm bzw. seiner Tochter, ein gutes Ende wünscht, da er zu Beginn ja schon einen geliebten Menschen verloren hat. Der Rest der Figuren ist dir einfach egal, was nicht an den darstellerischen Leistungen liegt, sondern wie sie geschrieben sind.

Dann wäre da das Fanservice, was an sich eine feine Sache ist. Ellen Burstyn wiederholt hier ihre Rolle der Mutter Chris aus dem Erstling und auch ihre damals besessene, von Linda Blair gespielte Tochter, ist für einen Cameo-Auftritt mit dabei und wurde hinter den Kulissen als Beraterin angestellt. So weit, so gut. Als Chris dann mit dem Dämon spricht, kommt der „wir haben uns schon einmal getroffen“ Satz vor. Laut Abspann heißt die weibliche Dämonin Lamashtu, Chris hat im Original aber Pazuzu getroffen.

Schon klar, das fällt im Normalfall nur echten Fans auf, dennoch unterscheidet das für mich billiges Fanservice, der Wirkung wegen, von ernst gemeinten, im Sinne von „von Fans für Fans“. Dümmer finde ich aber folgende Szene. Als Victor Chris fragt, warum sie damals den Exorzismus an ihrer Tochter nicht durchführen durfte, gibt sie dem Patriarchat die Schuld. Die beiden Pfarrer damals gaben aber klar ihre geistige Gesundheit als Grund an, warum die unerfahrene Chris, sich nicht dem Dämon stellen sollte. Das Original ein wenig schlecht machen, um dem modernen, woken Ansatz zu dienen, echt eine reife Leistung.

In Summe also ein eher zähes Erlebnis, mit schwächelnder Spannungskurve, einer sich eher zurückhaltenden Dämonin und Figuren, mit denen man bis auf Ausnahmen nicht wirklich mitfiebert. Schauspieler, Maske, Effekte und die Technik an sich sind schon in Ordnung, aber das reicht für ein Serie wie diese nicht aus, um zu begeistern. Außerdem ärgern eben wie erwähnt so kleine Dinge, die klar zeigen, dass hier die höchste Priorität war, dass sich der Einkauf des Franchise, möglichst schnell auszahlt.

„The Exorcist: Believer“ bekommt von mir 3,5/10 die fesselnde Atmosphäre fast völlig vermissen lassende Empfehlungspunkte.


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