Malum (Filmkritik)

Jessica (Jessica Sula) übernimmt freiwillig die letzte Schicht in einer aufgelassenen Polizeistation. Der Grund ist simpel: Ihr Vater hat hier gearbeitet, bevor er durchgedreht ist und einige seiner Kolleg:innen erschossen hat. Jessica will den Grund dafür herausfinden und vielleicht auch ein wenig mit sich ins Reine kommen.

Aber schon bei der Ankunft wird deutlich, dass hier etwas Bedrohliches lauert: Ein Anruferin droht ihr, dem „Schwein“. Ein alter Obdachloser verschafft sich Zutritt in die Station und ruft die ganze Zeit über „Sie ist noch da!“. Und jemand hat vor dem Eingang ein Schwein angebunden, das ein riesiges Pentagramm auf den Rücken gemalen bekommen hat. Noch dazu guckt sich Jessica alte Verhörvideos an, und auf einem sind ihr Vater und der Kultistenführer Malum zu sehen. Dieser scheint eine eigene Verbindung zu Jessica zu haben und nach und nach verdichten sich die Anzeichen, dass der besagte Kult etwas mit den Vorgängen in der Station zu tun hat.

Als wäre das nicht genug hat Jessica die gesamte Zeit über auch immer wieder Wahnvorstellungen. Dämonen. Teufel. Kultisten. Blicke in die Vergangenheit und grässliche Gräueltaten bieten sich ihr dar.

Und was davon ist Realität, was davon Wahn? Und was genau ist ihre Rolle in dieser Sache? Denn die Stimme am Telefon verrät Jessica, dass ihr Vater vor einem Jahr etwas Wichtiges begonnen hat, was sie heute zu Ende bringen muss …

„Malum“ ist nichts für schwache Nerven, das kann ich gleich ganz am Anfang festhalten. Und das meine ich auf zwei Ebenen: Zum Einen ist er unheimlich brutal, teilweise für meinen Geschmack sogar zu brutal (ja, ich weiß, man erkennt ein Muster in meinen Kritiken. Ich werde scheinbar wirklich alt). In diesem Fall hat das aber einen Grund, denn Malum und der „Low God“ wollen Gewalt, wollen Anarchie, wollen … böse sein. Da passt das irgendwie. Der zweite Grund für die Warnung ist die Machart des Films, denn die Schnitte sind teilweise Stakkato-artig und man muss schon konzentriert dabei sein, um alles mitzubekommen.

Wobei es tatsächlich nicht viel ausmacht, wenn man nicht alles mitbekommt, denn die Story, die nach und nach enthüllt wird, passt auf den sprichwörtlichen (erneut: ich erkenne ein Muster) Bierdeckel. Die Story und auch deren Ende wird niemand überraschen, der den einen oder anderen Film in dieser Richtung (Kult, Hauptfigur, komische Wahnvorstellungen … wo wird das hinführen?) gesehen hat.

Junge Zuseher:innen, also jene, welche neu im Horrorgenre sind und Spannung, Blut, Härte, coole Effekte und Grusel erwarten, die sind hier richtig. Veteranen (also alle anderen) werden sich entweder über die Schauwerte (Blut und einige brutale Szenen) freuen oder sich fragen, was das soll, weil man das alles schon einmal (oder mehrmals) gesehen hat.

Man hat es zum Beispiel im Film „Late Shift“ gesehen, der interssanterweise vom gleichen Regisseur Anthony DiBlasi und Autoren Scott Poiley, stammt. Und das stimmt auch so, denn die beiden haben ihren eigenen Low-Budget-Streifen aus dem Jahr 2014 neu gedreht, also „reimagined“, wie man das heute nennt. Warum? Jemand hat ihnen viel Geld dafür geboten und sie dachten sich, dass man das ja gut nutzen könnte. Und das haben sie insofern, als dass „Late Shift“ die gleiche Story und teilweise die gleichen Handlungsstränge (Obdachloser, Wahnvorstellungen, Kult, usw) hat, „Malum“ aber ungleich härter in die Magengrube tritt.

Die Macher:innen haben sich da nicht Lumpen lassen und jede Cent an mehr Budget in die Maske, die Effekte und vermutlich Kunstblut gesteckt und das merkt man die gesamte Zeit über. Auch einige der Schnitte bwz. Ortswechsel, die innerhalb eines Sekundenbruchteils passieren sind optisch richtig gut geraten. Also von technischer Seite her ist das hier schon was völlig anderes als „Late Shift“. Und speziell der Dämen bzw. dessen Design – das sieht schon richtig unangenehm aus und der Film schafft es in Summe eine ganz eigene und schräge Stimmung zu erzeugen.

Das Ende ist dann wie es zu erwarten war, wobei es hier eine Szene gibt, die ich aus Spoilergründen nicht nennen kann, die ich aber großartig fand. An alle, die den Film sehen: Ich meine den Applaus des Publikums. Fantastisch. Gespielt ist das Ganze übrigens sehr gut und Jessica Sula schafft es locker, den Film auf ihren Schultern zu tragen, zumal das Werk, also die Effekte und Co um sie herum, immer sie als Person und ihre Reaktionen darauf in den Mittelpunkt stellen. Man hat jetzt nie das Gefühl, dass es darum geht als Zuseher:in erschreckt zu werden, sondern es ist immer klar, dass alles was passiert darauf ausgelegt ist Jessica zu terrorisieren und sie in eine bestimmte Richtung zu treiben.

Auch die Kultmitglieder und Malum selbst, spielen toll und irre. Chaney Morrow scheint einen riesigen Spaß dabei zu haben, den irren Malum zu spielen, der seine Weltsicht im Verhör preisgibt und sich sogar in Richtung Kamera an das Publikum wenden darf, nur um mit einem richtig dämonischen Grinsen zu enden (die Macher:innen von „Smile“ werden sich ärgern, dass sie diesen Mann nicht gecastet haben. Da braucht man keine Special Effects, das reicht so schon aus um richtig unheimlich zu sein).

Alles in allem eine interessante Sache, die vor allem in Kombination mit der Kenntnis von „Late Shift“ filmtechnisch eine spannende Erfahrung ist. Der Film auf sich allein ist – siehe oben – jetzt nicht irgendwie besonders oder innovativ, aber absolut gut gemacht und streckenweise auch schockierend, aber in Kombination mit der „Reimagined“-Sache ist das Teil wirklich interessant.

„Malum“ bekommt von mir 7 von 10 möglichen, wenn schon den eigenen Film remaken, dann so, Punkte.


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