Glass Onion (Filmkritik)

Detektiv Blanc (Daniel Craig) wird auf eine Insel eingeladen. Der reiche Millionär Miles Bron (Edward Norton) lädt fünf seiner alten „Freunde“ ein und will mit ihnen ein Spiel spielen. Nämlich: Finde den Mörder (oder die Mörderin).

Tatsächlich hätten alle Anwesenden einen Grund, um Bron umzubringen, denn sie alle verbindet eine Vergangenheit, die nicht ganz so einfach ist und auf der der Reichtum von Bron gründet.

Und – als sich dann noch herausstellt, dass Bron Blanc nicht einmal eingeladen hat, wird die Sache kompliziert, denn … wie kam er zu einer Einladung … wer hat ihn auf der Insel sehen wollen? Und wozu?

Wenn ein Film ein Überraschungshit wird, dann hat man im Regelfall zwei Möglichkeiten: Man macht nie wieder was in dieser Richtung und hält sich von allem, was auch nur annähernd in diese Richtung geht fern. Weil: Überraschungserfolge lassen sich nur selten wiederholen. Oder: Man klemmt sich dahinter und macht eine Reihe daraus. Wenn man Glück hat, dann hatte man ohnehin schon eine Idee in diese Richtung und mehrere Folgen/Filme im Kopf, die man jetzt umsetzen kann.

Rian Johnson hat ja – unumstritten, wie ich meine – seinen Teil dazu beigetragen die Star-Wars-Reihe mit zu Grabe zu tragen. Nach seinem „The Last Jedi“ gab es kein Zurück mehr. Was viele danach überrascht hat war, dass einen richtig, richtigen guten Film gemacht hat, für den er auch das Drehbuch verfasste: „Knives Out„. Ein guter, alter Who-Dunit-Krimi, mit einem Hammer-Cast und wirklich unterhaltsam gemacht.

Der erste Film, den ich von Rian Johnson gesehen habe, war „Brick“ (der eigentlich auch mal hier auf den Blog gehört) und ich war richtig beeindruckt, weil das ein richtig, richtig guter Film war und auch Joseph Gordon-Levitt war seitdem quasi nie wieder so gut.

Wie dem auch sei: Bei „Glass Onion“ ist er auf Nummer sicher gegangen und das macht den Film ziemlich unterwältigend. Tatsächlich richtig unterwältigend. Denn zum einen Teil ist es so, dass der Film sich für klüger hält als er tatsächlich ist und ich Krimis bei denen den Zuseher:innen Informationen in dieser Form vorenthalten werden einfach Mist. „Knives Out“ hatte eine schräge Story und schräge Figuren, aber man hätte draufkommen können. Die Optionen waren da, auch wenn man im Denken viel und oft abbiegen hätte müssen.

Nun, bei „Glass Onion“ hat man tatsächlich keine Chance. Der Film hat viele Twists und ein paar davon sind richtig cool, aber in Summe fand ich es halbwegs mies, dass man ein Drittel des Films lang einfach nicht weiß, was Sache ist. Und dann bekommt man einen fetten Twist (den man nicht wissen konnte) und dann kommt noch ein Twist (den man vielleicht sehen kommen konnte), aber die Sache zündet nicht so recht. Zumindest nicht für mich.

Ich wollte den Film wirklich mögen und ich würde ihn auch nie als schlecht bezeichnen, weil das würde ihm Unrecht tun. Unterhaltsam. Witzig. Die schauspielerischen Leistungen sind super, Edward Norton ist abstoßend-toll, Craig hat wieder sehr, sehr viel Spaß an seiner Rolle und Dave Bautista, nun tatsächlich ist der nicht so erwähnenswert und auch die Damen schwächeln, wie ich finde. Und das obwohl eine davon die Hauptrolle (Doppel-Rolle) über hat.

Die Auflösung des Ganzen finde ich dann auch weniger gelungen und der feurige Schluss war tatsächlich nur halb so episch, wie sich das Johnson vielleicht vorgestellt hat, wie tatsächlich der gesamte Film halb so episch ist, wie er am Papier gewirkt haben muss.

Das Problem liegt meiner Meinung nach in einer völlig simplen Tatsache: Der Film ist zu 100% im Kopf entstanden. Man merkt dem Film an, dass er nicht mit freiem, kreativen Geist entstanden ist, sondern mit dem Gedanken im Kopf einen super, tollen, twistigen und lustigen Nachfolger zu „Knives Out“ zu machen. Und diese „bemühte Einfachheit“ merkt man die ganze Zeit. Hier ist nichts locker oder entspannt oder lässig, also ja, man bemüht sich, dem ganzen Film diesen Anschein zu geben, aber hier ist alles zu einhundert Prozent durchkalkuliert und berechnend.

Ich hoffe, der nächste (angeblich schon in Produktion befindliche) Teil wird wieder besser.

„Glass Onion“ bekommt von mir 6,5 von 10 möglichen, vielleicht ja der zweite Teil einer Filmreihe werdende, Punkte.


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