Evil Dead Rise (Filmkritik)

Beth (Lily Sullivan) ist schwanger und weiß noch nicht genau, was sie nun tun soll. Daher besucht sie ihre Schwester Ellie (Alyssa Sutherland) und muss erfahren, dass sie ihr Mann mit den drei Kindern sitzen lassen hat. Eine richtige Aussprache zwischen den beiden Damen muss jedoch noch warten, denn ein Erdbeben erschüttert das Gebäude, in dem sich Ellies Wohnung befindet. Dabei entsteht ein Loch im Boden der Garage und ein versteckter Raum wird freigelegt.

Ellies Sohn findet dort verborgen ein altes Buch und ein paar Schallplatten mit Tonaufnahmen. Als er wenig später das Buch öffnet und die Aufnahmen abspielt, passiert etwas unerwartet Furchtbares. Ein Dämon wurde gerufen, der auf das Haus zu rast und von Ellie Besitz ergreift. Nun liegt es an Beth die Kids zu beschützen, bevor sie durch die Hand ihrer „Mutter“, ein grausamer Tod erwartet.

Zehn Jahre hat es gedauert, bis wir nach dem großartigen Evil Dead Remake von Fede Alvarez (Don´t Breathe), einen weiteren Film in diesem Universum spendiert bekommen haben. Ursprünglich sollte der von Lee Cronin (The Hole in the Ground) geschriebene und als Regisseur geleitete fünfte Teil ja nur auf HBO Max als Stream erscheinen, doch die ersten Reaktionen der Zuschauer waren so stark, dass sich das Studio für einen Kinostart entschieden hat.

Was rausgekommen ist, nun das ist genau das, was man sich als Fan erhofft hat, nämlich das intensivste und grausamste Horror-Erlebnis, dass man seit dem letzten Evil Dead auf einer Kinoleinwand gesehen hat. Dabei funktionieren wirklich alle Ebenen und laufen nahtlos ineinander über. Als Setting fungiert diesmal nicht eine abgelegene Hütte im Wald, sondern ein Stockwerk bzw. vor allem eine Wohnung in einem alten, baufälligen Gebäude.

Auch die Protagonisten sind andere, nicht junge Freunde werden von einem Dämon terrorisiert, sondern eine Familie, wobei es ausgerechnet die Mutter trifft. Also Home Invasion inklusive des Verlustes der Person, der man als Kind am meisten vertraut. Das an sich bringt schon mal ein ganz eigenes Level an unangenehmen Gefühlen mit sich. Durch die (schwangere) Schwester kommt dann noch die Ebene des Schmerzes und der Verantwortung hinzu, eben was es heißt, Mutter zu werden.

In dieser Konstellation ist es dann fast schon überflüssig zu erwähnen, dass es hier explizite Gewalt gegen Kinder gibt, auch wenn sich diese bereits im Teenager-Alter befinden. Die Atmosphäre ist dabei unheimlich intensiv und mehrfach lauert Bedrohliches gleich an mehreren Stellen und man fühlt sich durch den schieren Overkill an Wahnsinn, teilweise beinahe überwältigt. Dazu trägt sowohl die an den Nerven zerrende Sound-Kulisse bei, als auch die clever und innovativ gewählten Kameraeinstellungen/Perspektiven und Close Ups.

Ebenso großartig die handgemachten Effekte, die trotz der sehr ernsten Herangehensweise, an manchen Stellen den grotesken Humor der Serie unterstützen. Nebenbei gibt es zahlreiche Easter Eggs zu erkennen, wobei man so gut wie alle entdecken muss und dir nichts plakativ aufs Auge gedrückt wird. Am Ende stehen dem Franchise dann ganz neue Möglichkeiten offen und es bleibt sehr spannend zu sehen, wo die Reise hingeht.

Die Darstellerinnen der Hauptfiguren, sind allesamt spitze, ich hebe hier nur die zwei Wichtigsten hervor. Die Australierin Lily Sullivan (Monolith) ist Beth, der Freigeist in der Familie, die plötzlich Verantwortung für drei Kinder hat. Neugierig, kämpferisch, cool, über sich hinauswachsend, so muss ein Final Girl sein. Alyssa Sutherland (The Mental State) ist die Mutter aka der Dämon und ich sage nur wow, das ist nicht gespielt, das nennt man eine Performance.

Nach dem Remake und der Ash vs Evil Dead Serie ist dies nun der nächste Teil des Franchise, der einfach durch und durch gelungen ist. Dem Ausgangsmaterial treu bleiben aber dennoch auch Neues ausprobieren. Brutaler und blutiger als alle Anderen sein, ohne dabei eine voyeuristische Perspektive einzunehmen. Überbordender Wahnsinn, der durch die sich wie echte Menschen anfühlenden Protagonisten geerdet wird. Es gibt schon einen Grund, warum ich Horror-Filme so schätze, die Flut an Gefühlen liefert mir sonst so schnell nämlich keiner.

„Evil Dead Rise“ bekommt von mir 9,5/10 sich zum neuen Oberhaupt der Familie aufschwingende Empfehlungspunkte.


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