Halloween Ends (Filmkritik)

Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) hat ihre Enkelin Allyson (Andi Matichak) bei sich aufgenommen nachdem ihre Tochter von Michael Myers (James Jude Courtney) getötet wurde. Vier Jahre sind seitdem vergangen. Der Mörder ist verschwunden. Ein Hauch von Normalität kehrt ein. Oder auch nicht, denn die Bewohner:innen von Haddonfield hängen noch in der Aufarbeitung der Todesnacht vor vier Jahren und machen sich im Grunde genommen wegen Lappalien gegenseitig fertig. Die Angst, so scheint es, schlägt in Paranoia und Hass um.

Auch Corey (Rohan Campbell) musste diese Erfahrung machen, als ein Babysitterjob seinerseits eine tödliche Wendung nimmt. Gebrandmarkt und als Mörder verstoßen lebt er immer noch in Haddonfield, ist aber isoliert und allein. Das ändert sich als Laure Strode ihm gegen eine Gruppe junger Erwachsener beisteht und er Allyson kennen- und lieben lernt.

Aber dann passiert, was passieren muss: Corey stolpert mehr oder weniger zufällig über Michael Myers und das Töten fängt wieder an …

Ja, es wurde lange davon berichtet, wie genial und wie anders der letzte Teil der neuen „Halloween“-Trilogie sein würde. Und das stimmt sogar. Das ist tatsächlich mal eine Werbung, die nicht überspitzt wurde, denn der letzte Teil ist tatsächlich anders als die ersten beiden. War „Halloween“ eine Verbeugung vor dem Original mit einer Modernisierung und der gelungenen Weiterführung der im ersten Film 1978 etablierten Charaktere, so war „Halloween Kills“ eine Schlachtplatte, die sich meines Erachtens in ihren vielen gemischten Botschaften verloren hat und in letzter Konsequenz so dumm und schlecht erzählt war, dass es eigentlich überhaupt keine Aussage mehr gegeben hat. Und wenn das Ende nicht gewesen wäre, so wäre der Film völlig irrelevant für die Handlung vom dritten Teil. Und ja, zugegeben, die erste Szene als Michael aus dem brennendem Haus kommt, nun, die hatte schon was. Der Rest … naja. Zumindest gab es für mich einen unfreiwilligen Unterhaltungswert.

Und jetzt kommt 2022 der letzte Teil der dieser Reboot-Trilogie und man kann mit gutem Gewissen sagen: Man hätte es beim Halloween 2018 belassen sollen. Denn auch wenn die Ideen und Ansätze von „Halloween Ends“ wirklich gut sind, so sind auch diese in meinen Augen völlig in den Sand gesetzt. Ich verstehe, wenn jemand den Film gut findet, weil er oder sie über die meines Erachtens völlig misslungene Umsetzung hinwegsehen kann, aber ich bin … nun, nicht mal schwer enttäuscht, sondern einfach nur überrascht, wie wenig es gelungen ist, diesen Schlusspunkt mit Emotion zu aufzuladen und vor allem: Wie daneben die Ideen gingen.

Aber zurück zum Anfang: Dies hier ist ein Halloween-Film, der die Idee abliefert, dass böse Taten und böse Menschen ansteckend bzw. motivierend auf andere Menschen sein können. Jemand der von der Gesellschaft als böse gebrandmarkt wird und keine Chance bekommt das Gegenteil zu beweisen, kann leicht zu dem werden, was er oder sie angeblich ohnehin schon ist. Man könnte fast sagen, dass man(n oder frau) dazu gedrängt wird. Man scheint auch viel eher zu bekommen was man will, wenn man nicht nett ist.

Das sind ja Themen und Ansätze, die man in einem Horrorfilm sicher gut bearbeiten und betrachten kann, da gibt es viel Potential. Aber in diesem Fall hier ging es meines Erachtens mächtig in die Hose. Und das sage ich nicht als Fanboy, der es schlimm findet, dass Michael Myers hier quasi für zwei Drittel des Films keine Rolle spielt, sondern als jemand, der einfach die Inszenierung schlecht und manche Dialoge für schrecklich empfindet und dabei aber eine Kombination aus diesen beiden Faktoren für vermeidbar gehalten hätte.

Nehmen wir die Liebesgeschichte zwischen Corey und Allyson. Zum einen ist Allyson kein Charakter sondern ein Plot-Device mit genau zugeteilten Aufgaben. Ist sie anfangs die treibende, direkte Kraft, die Cory ganz klar für sich erobern will (und sie zeigt dabei wie unglaublich sexy eine Frau sein kann, wenn sie weiß, was sie will), nur um später aus völlig banalen Gründen in Tränen auszubrechen und durchzudrehen. Das ist nicht die gleiche Person. Und nein, das ist auch keine Charakterentwicklung, das ist einfach schlechtes Drehbuchschreiben. Da bricht sie innerlich zusammen, weil Corey ihr ein paar Dinge sagt und dann geht, weil sie ja soooo verliebt in ihn ist. Wird mir gesagt. Weil sehen oder spüren tue ich das nicht (von den vielen Zufällen, wer da gerade auch in der Bar sitzt, oder wer lange Monologe hält will ich gar nicht anfangen .. das ist einfach zu viel des Guten). Und offen gesprochen: Ja, das hätte wirklich, wirklich gut funktionieren können. Die Motivation für die Verliebtheit und die Verbundenheit der beiden, die hätte wirklich Potential gehabt.

Bleiben wir bei Corey: Rohan Campbell spielt gut und die Verwandlung von einem netten Kerl (aus dem Vorspann als Babysitter) hin zu dem Typen, der er während dem Film wird, zeigt er gut. Wenn die Szenen an sich nur nicht so unglaublich dämlich und schlecht wären. Man gibt sich zwar alle Mühe, um Corey als einen ambivalenten Charakter zu präsentieren, als jemand, der im Herzen gut ist, aber nach und nach zur dunklen Seite schlittert, aber das gelingt halt meines Erachtens nicht. Zu schnell ist der Sprung zum Mörder. Zu rasch hat er Spaß daran. Zu billig ist der „Transfer“ von Michael zu ihm. Das ist einfach (erneut) schlecht geschrieben und inszeniert. Und es wäre ja nicht so, als ob man sich keine Zeit dazu gelassen hätte (rund die erste Stunde des Films).

Weiter zu Laurie Strode: Nun, was soll man sagen? Schön, wenn jemand den Tod seiner Tochter durch einen Mann, der sie Jahre verfolgt hat so schnell (und ja, vier Jahre sind da schnell) wegsteckt und sogar mit dem ehemaligen Sheriff flirten kann. Und so wie Jamie Lee Curtis Laurie spielt wünscht man ihr auch das sie glücklich wird und das so passt, aber … nein. Es fühlt sich einfach falsch an, wenn die Person, die in den Teilen davor 40 Jahre lang (ich weiß nicht, ob schon mal erwähnt wurde, dass es diese Nacht vor 40 Jahren gab, wo … siehe „Halloween Kills„) mit Alkoholismus und anderen Dingen zu kämpfen hatte, auf einmal innerhalb von so kurzer Zeit über den Tod ihrer Tochter durch die Hand genau des Typen vor dem sie sich 40 Jahre gefürchtet hat (ernsthaft: Wusstet ihr, dass vor 40 Jahren, in dieser einen Nacht … siehe „Halloween Kills„), hinwegkommt, dass sie ihre Memoiren bzw. ein Buch über den Umgang mit Trauma schreibt (Eine Trauma, dass in dieser Nacht vor 40 Jahren begann, weil … siehe „Halloween Kills„)? Das passt für mich nicht zu Laurie Strode. Das wünscht man ihr, ja, aber es wird nicht glaubwürdig vermittelt (ganz abgesehen davon, dass Sie gefühlt schon Millionen Mal wo festgehaltene Platitüden von sich gibt). Schade. Einfach schade. Auch schade, dass der Film so endet, wie er endet, denn ich hätte mir für Laurie Strode wirklich ein passenderes, erlösenderes Ende gewünscht.

Und zu Michael Myers: Nun, der kommt wenig bis nicht vor und wenn, dann ist er ein Loser. Ich fand es passend, dass Michael sich seit vier Jahren versteckt, weil die Sachen, die ihm vor vier Jahren (Übrigens: Vor 40 Jahren, da war diese Nacht und da hat er …siehe „Halloween Kills„) „passiert“ sind (ich meine Messer und anderen Dinge in seinen Körper gestoßen), da muss man sich ja schließlich ein wenig erholen, oder? Was? Ihr meint, dass das pure Böse eh übernatürlich ist? Haha. Ihr Narren! Nein, da reichen zwei Schnitte und der Mann verblutet. Ich weiß nicht, wie das im Vorteil war, vielleicht haben die ihn einfach nicht richtig getroffen? Hm. Egal. Wenn des Drehbuchautoren egal ist, dann kann es mir ja auch egal sein. Was ich meine? Nun, Michael Myers ist hier ein völlig normaler Mann. Irre? Ja. Aber weit entfernt von unsterblich. Im Gegenteil sogar „relativ leicht“ umzubringen.

Ihr merkt: Ich finde, dass hier nichts richtig zusammenpasst. Nicht in sich selbst und nicht mit den Vorteilen. Dabei wäre es – wie ich finde – so leicht gewesen einen Film zu machen, welcher der Figur Laurie Strode gerecht wird und auch Michael Myers ein passendes Ende beschert. Das hier fand ich in keiner Weise befriedigend oder spannend. Und vor allem: Die Idee, dass das Böse ansteckend ist, … nun die wird ebenfalls völlig unbefriedigend fallengelassen und an den Rand gedrängt. Fast, als hätte nach der Hälfte des Films jemand gesagt: „Mist! Wir haben vergessen, Michael einzubauen! Schnell, schnell, schreibt ihn ins Drehbuch! Charakerentwicklung Corey? Pfeif drauf! Botschaft über „das Böse“? Streicht das raus. Allyson als emanzipierte Frau? Ach, kommt. Juckt niemand: Es reicht, wenn Sie hier A macht und dort B, damit Laurie X und Y machen muss. Alles andere ist egal. Was meinst du? Wozu es die erste Hälfte vom Film dann überhaupt gibt? Gute Frage. Passt nicht zusammen, oder? Mist. Naja, zu spät. Gedreht ist gedreht und hat auch genug gekostet. Lassen wir es so. Wir schneiden das schon irgendwie stimmig zusammen.“

Ja, ich bestätige euren Eindruck, den ihr nach dem Lesen dieser Zeilen hier habt: Dieser Film hat wirklich gute Ideen, kann aber für mein Empfinden keine einzige davon aufgrund der Inszenierung und des Drehbuchs nutzen. Kurzum: Ich finde ihn noch schlechter als „Halloween Kills„, der zwar unterhaltsam im Sinne von spanned (wenn auch von der Story her völlig hirnbefreit) war, aber weit entfernt davon ein „guter“ Film zu sein. Und diesen hier finde ich noch schlechter. Das muss man erst einmal schaffen.

„Halloween Ends“ bekommt von mir 3 von 10 möglichen, völlig an seiner eigenen Botschaft und Inszenierung scheiternde, Punkte.


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