Scrubs – Gesamte Serie (Serienkritik)

JD (Zach Braff) und Christopher Turk (Donald Faison) sind seit der Uni befreundet, haben gemeinsam ihre Ausbildung zu Medizinern gemacht (Turk ist Chirurg, JD praktischer Arzt) und jetzt haben sie sogar einen Platz im gleichen Krankenhaus als Assistenzärzte bekommen. Passend dazu haben sie auch gleich ihre WG beibehalten.

Und schon am ersten Tag läuft die Sache schräg: Die einzelnen Abteilungen verhalten sich in ihren Gruppen wie auf der High School. Der Oberarzt Dr. Kelso (Ken Jenkins) wirkt im ersten Moment nett, scheint aber der Teufel in Person zu sein, während der zuständige Ausbildner Dr. Cox (John C. McGinley) ein Rüpel ist und Sarkasmus zu atmen scheint, aber irgendwie dann doch derjenige ist von dem man etwas lernen kann.

Noch dazu hat Christopher Turk ein Auge auf die Krankenschwester Carla (Judy Reyes) geworfen, während JD sich ziemlich zu einer ebenfalls sehr schrägen Kollegin namens Eliot (Sarah Chalke) hingezogen fühlt. Und das ist erst Tag 1. Da kommen noch viele, ganz viele Tage und was alles passiert in diesem Krankenhaus namens Sacred Heart, nun, das kann man acht Staffeln lang verfolgen

Und es ist eine Reise, die es in sich hat.

Es ist an der Zeit meine absolute Lieblingsserie zu erwähnen. „Scrubs“ ist für mich das, was für andere „Die Simpsons“ sind. Es ist eine Serie, die mich mein Leben lang schon begleitet und die ich unzählige Male gesehen habe. Es gab Zeiten, da habe ich pro Jahr einmal einen Scrubs-Marathon gestartet und was soll ich sagen: Ich liebe diese Serie immer noch. Oder immer wieder. Wie man es dreht oder wendet, es gibt in der gesamten Serienlandschaft meiner Ansicht nach nichts Vergleichbares.

Die erste Staffel ist eine Dramaserie mit einem sehr schrägen, schwarzen und abstrakten, absurden Humor. Einen großen Beitrag dazu leistet die Hauptfigur JD, die immer wieder in kurze Tagträume abgleitet und sich vorstellt, wie manche Situationen wirken oder wie sie anders ausgehen könnten. Und diese Szenen werden dann auch gezeigt.

Beispiel: Es gibt ja diese Redewendung „Das kaufe ich dir nicht ab“. Es gibt in einer Folge einen Moment, in welchem JD für seinen Mentor („Ich bin nicht dein Mentor!“) Dr. Cox (John C. McGinley) eine Geburt filmen soll. Und zwar von einem befreundeten Pärchen. Das ist für Dr. Cox nicht wichtig, aber für dessen „Frau“ Jordan (Christa Miller). Nur vergisst JD das Band zu wechseln und es gibt keine Aufnahme. Anstatt seiner „Frau“ das zu beichten findet Dr. Cox eine Aufnahme einer anderen Geburt und schneidet sie so, dass man auf dem Film keine Gesichter sieht. Die beiden zeigen dem Paar und Jordan das Video. Dann sieht man Jordans Blick. Szenenwechsel: Jordan steht in einer Buchhandlung, hat ein Buch mit dem Titel „Die JD und Dr. Cox Geburtsvideo-Geschichte“ in der Hand, überlegt kurz, legt es dann dem Verkäufer wieder zurück auf die Theke und sagt: „Das kauf ich Ihnen nicht ab“. Zurück zu Jordans Blick und JDs Reaktion darauf.

Und – vor allem – die Figuren. Egal ob JD, Turk, Carla, Eliot, Dr. Cox, Dr. Kelso, der Hausmeister und so viele, viele andere. Sie alle sind einfach grandios, werden von Nebenfiguren zu Trägern von Geschichten, alle haben Entwicklungen und es wird tatsächlich geschafft, alle Figuren über alle Staffeln hinweg zu behalten und eigentlich bei allen(!) kommt es zu Charakterentwicklungen.

Leider kommt es von Staffel 5 zu Staffel 6 zu einem Verlust an Qualität und Staffel 7 ist dann … ziemlich schwach. Das führte dazu, dass die Rechte für die Serie von ABC gekauft wurden, welche bei Staffel 7 dann sogar noch die Folgen in falscher Reihenfolge ausstrahlte (und auf die DVD packte). Das widerum führte dazu, dass Zach Braff aus der Serie aussteigen wollte und nur noch für eine weitere Staffel zur Verfügung stand.

Diese letzte Staffel (Nummer 8) ist dann wieder ein großer Qualitätssprung nach vorne. Manchmal ist es einfach gut, wenn man weiß, dass es zu Ende geht. Und die letzten Folgen, also der Abschied von JD hat mich tatsächlich dazu gebracht ein paar Tränen zu verdrücken.

Ja, es gibt eine Staffel 9. Die heißt aber nur bei uns so. Im Original heißt diese Staffel 9 nämlich „Scrubs: Med School“ und war der Versuch mit einem anderen Setting, neuen Figuren und ein paar der alten Figuren eine neue Serie zu beginnen. Tatsächlich hat die Sache mit „Scrubs“ nur am Rande zu tun.

Zurück zur Serie: Die Figuren sind ein Hammer, ihre Entwicklungen glaubwürdig (bei Staffel 6 war das Verhältnis leider umgekehrt: Eine Satire-Serie mit kurzen Momenten an Drama, allerdings waren die Witze schon ziemlich … gewöhnungsbedürftig und unrealistisch. Manch gute Folge war dabei, aber es war schon deutlich, dass die Sache sich richtig abnutzt. Staffel 7 ist sehr kurz, kriegt die Kurve aber gerade noch. Und bei Staffel 8 passt wieder alles. Sie fühlt sich an wie Staffel 1. Drama mit Humor. Auf eine gute Weise und mit einer guten Mischung. Es gibt Folgen, die sich um ernste Themen drehen, diese extrem gut vermitteln und trotzdem ist immer Witz dabei und vor allem – das Herz ist immer an der richtigen Stelle.

Bis auf den Durchhänger knapp vor Ende ist und bleibt „Scrubs“ eine großartige Serie, die man einfach gesehen haben sollte. Und sogar die „schlechten Folgen“ in Staffel 6 und 7 sind tatsächlich noch weit besser als viele andere Serien in Summe.

Und das Casting ist perfekt. Es gibt keine(!) Figur in der gesamten Serie, die nicht zu 100% perfekt gecastet ist. Falls man es nicht merkt: Ich liebe diese Serie. Immer noch. Und immer wieder.

Von den unzähligen, grandiosen Gastauftritten will ich jetzt nicht mal mehr groß anfangen (Michael J. Fox(!), Gary Busey, Brendan Fraser, David Copperfield, Ryan Reynolds, Heather Graham, Elisabeth Banks, Tara Reid (als sie noch spielen konnte), George Takei, Billy Dee Williams und und und).

„Scrubs“ bekommt von mir 10 von 10 möglichen, im Originalton, Punkte. Weil es sowas einfach nie wieder geben wird.

Dieses Mal kein Trailer, sondern eines der hundert Best-Of-Videos von YouTube:


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