Gods of Egypt (Filmkritik)

Bek (Brenton Thwaites) ist ein Dieb, der seine Freundin Zaya (Courtney Eaton) über alles liebt. Doch seit der Gott Set (Gerard Butler) seinen Bruder Osiris getötet hat und dessen Sohn Horus (Nikolaj Coster-Waldau) die Augen stahl, ist nichts mehr wie es einmal war. Set bringt die sich ihm widersetzenden Götter der Reihe nach um und Menschen werden wie Tiere als Sklaven gehalten und verkauft.

Zaya überzeugt Bek, dass Horus die letzte Hoffnung ist und überredet ihn, die Augen des Gottes zurück zu stehlen. Als Bek kurz darauf seine Herzensdame aus der Sklavenschaft retten will, wird sie tödlich von einem Pfeil getroffen. Gemeinsam mit Horus begibt er sich nun auf die Reise, um Set zu stürzen und Zaya aus dem Reich der Toten wieder zurück zu holen. Doch ist dies überhaupt möglich und kann man den mächtigen Set noch besiegen?

Gods of Egypt

Der passender Weise in Ägypten geborene Regisseur Alex Proyas, hat bis jetzt schon eine sehr interessante Karriere hinter sich. Gleich sein Debüt 1994 wurde von einer Tragödie überschattet, als bei den Dreharbeiten zu „The Crow“ Schauspieler Brandon Lee tödlich von einer echten Kugel getroffen wurde. Es folgte vier Jahre später Dark City, der mittlerweile auch schon wieder Kult ist und 2004 einer meiner Lieblings Will Smith Filme, namentlich I, Robot. Seit Know1ng mit Nicolas Cage aus dem Jahre 2009, hat man nichts mehr von Proyas gesehen.

Nun meldet er sich mit einem für ihn untypischen, ziemlich bunten Ägypten-Spektakel zurück, dass schon im Vorfeld mit Vorwürfen kämpfen musste, da beinahe alle wichtigen Rollen mit weißen Darstellern besetzt wurden. Der Film konnte seine Kosten von 140 Millionen Dollar weltweit gerade wieder einspielen, somit gilt er als Flop, Pläne für ein neues Franchise wurden abgeblasen und Kritiker ließen sowieso kein gutes Haar an dem Abenteuer. Um hier Spaß haben zu können, sollte man dann auch meiner Meinung nach zwei Sachen machen: Erstens ihn nicht mit den vorigen (vor allem den älteren) Werken von Proyas vergleichen und zweitens einen Mix irgendwo angesiedelt zwischen Kampf der Titanen und Jupiter Ascending erwarten, dann kann nicht mehr viel schief gehen.

Wobei eines rettet hier eindeutig das Projekt vor der völligen Lächerlichkeit und das ist erstens der Humor und zweitens mit wie viel Ernsthaftigkeit und Spielfreude die gesamte Darsteller-Riege am Werke ist. Was die Handlung betrifft gibt es keine Überraschungen. Man weiß von Anfang an was passieren wird, sobald die Story eine gewisse Richtung eingeschlagen hat (dafür muss man auch kein Filmkenner sein). Monster bekämpfen, zwischenmenschliches Geplänkel, aus einstürzenden Gebäuden flüchten, diese drei Grundpfeiler bestimmen das Geschehen. Eingehüllt ist das Ganze in einen unglaublichen CGI-Overkill, der teilweise sogar Stimmung macht, dann aber wieder einfach zu präsent ist und zusätzlich noch nicht immer gelungen aussieht.

Wie die ägyptische Mythologie hier in dieses pompöse, affektierte und auch oft selbstverliebte Korsett gezwungen wurde, hat schon was von den Wachowski Geschwistern (darum auch mein Jupiter Ascending Vergleich). Proyas hatte dabei scheinbar wirklich den Anspruch alles anzuschneiden, sowohl Anubis und das Reich der Toten, als auch Ra und die Entstehung des Universums spielen optisch und inhaltlich eine Rolle. Irgendwann (wenn man sich darauf einlässt) macht die ganze Sache dann Spass, eben auf diese irrwitzige „wo bin ich denn hier hinein geraten“ Art und man lässt sich von der flotten Inszenierung mitreissen.

Brenton Thwaites (The Signal) spielt Bek mit dieser Mischung aus Abenteuerlust, Ironie und Glauben an ein gutes Ende, sodass man ihn einfach gerne haben muss. Perfekt passt dazu Courtney Eaton (Mad Max: Fury Road) als seine Freundin Zaya, die einfach wunderschön und liebenswert ist. Das zweite Pärchen und von den gegenseitigen Neckereien ein sehr amüsantes bilden Nikolaj Coster-Waldau (Mama) als Horus und Elodie Yung (G.I. Joe – Die Abrechnung) als Hathor. Er der starke, etwas zu sehr von sich eingenommene Krieger, sie, die Göttin der Liebe mit der dunklen Vergangenheit. Wie sagt sie doch so schön (sinngemäß) zu ihm in einer Szene, während sie auf ihren Körper zeigt: „Soll ich das etwa an einen Blinden verschwenden?“

Gerard Butler (Olympus has Fallen) mag ich eigentlich sehr gerne, doch sein Set wirkt wie eine billige böse Kopie seiner Figur des Leonidas, die er in 300 so großartig verkörpert hat. Und sein natürlicher schottischer Akzent, ja, der ist für diese Rolle auch etwas seltsam und wirkt unpassend. Mächtig Spass hatte offensichtlich Chadwick Boseman (Black Panther aus Civil War) als Gott der Weisheit Thoth, ein selbstverliebteres Wesen gibt es wohl kaum. Auch Geoffrey Rush (The Warrior´s Way) als Ra weiß zu gefallen, der bewegt sich einfach irgendwie in seiner ganz eigenen Welt. Dass Proyas seinen Dark City Hauptdarsteller Rufus Sewell (Hercules) in einer Nebenwolle als Handlanger von Set mitgebracht hat, finde ich eine nette Geste.

Insgesamt daher ein Film, den man auf keinen Fall ernst nehmen darf oder sich irgendwelche Überraschungen erwarten sollte. Wer aber auf ein quietsch buntes, infantil unterhaltsames Fantasy-Spektakel Lust hat, voll mit absichtlich und unfreiwillig komischen Momenten, der ist hier genau richtig. Schon wegen den Schauspielern alleine habe ich den Film gerne gesehen, denn die wirken wie große Kinder, die endlich wieder mal herzhaft einfach nur (in dem konkreten Fall wohl ein Rollenspiel) spielen können, ohne dafür gleich ausgelacht zu werden.

„Gods of Egypt“ bekommt von mir 6/10 den falschen Göttern den Kampf ansagende Empfehlungspunkte.

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