The Crow: Die Krähe (Filmkritik)

An solchen Tagen wie diesem 30. Oktober, hat Police Sergeant Albrecht (Ernie Hudson) mit seinem Job wirklich keine leichte Aufgabe gewählt. Ein junger Mann namens Eric Draven (Brandon Lee) wurde erschossen und aus dem Fenster geworfen, während seine Freundin vergewaltigt und geschlagen wurde und wenig später im Krankenhaus verstirbt. Das Pärchen wollte am nächsten Tag heiraten.

Ein Jahr später – die Täter wurden niemals gefasst – landet eine Krähe am Grab von Eric Draven. Plötzlich hebt sich die Erde und er gräbt sich unter lautem Geschrei aus seiner Ruhestätte wieder heraus. Die Krähe ist sein Führer und hat ihn zurück gebracht, da seine gequälte Seele keine Ruhe findet. Bald wird die Gang rund um Anführer Top Dollar (Michael Wincott) erfahren, was es bedeutet, der Rache eines Ermordeten ausgesetzt zu werden.

The Crow

Alex Proyas (Gods of Egypt) erst zweiter abendfüllender Spielfilm aus dem Jahre 1994, erzählt die Story des gleichnamigen Comichefts von Autor James O’Barr aus dem Jahr 1989. Der Film ist mittlerweile berüchtigt, hat sowohl die Filmwelt als auch die reale Welt mit geprägt und hat noch immer eine große Kult-Fangemeinde. Es gab insgesamt drei Fortsetzungen mit anderen Protagonisten und eine Staffel einer Serie, die die Handlung vom Original mit den gleichen Figuren weiter erzählte. Die meisten Menschen aber erinnern sich hier vor allem noch an das reale Drama, das nur ein paar Tage vor dem letzten Drehtag stattgefunden hat.

Hauptdarsteller Brandon Lee wurde bei einem Unfall von einer Kugel tödlich getroffen und verstarb. Man entschied sich den Film mit Hilfe von Stuntmen und Special Effects fertig zu stellen, was man dem Endergebnis in keiner Weise ansieht. Das wiederum ist eine eigene Kunst gewesen, immerhin ist der Film schon über zwanzig Jahre alt. Was ihn völlig unabhängig von dieser tragischen Metabene so besonders macht, ist die sogartige Düsterstimmung und die gesamte alptraumhafte Inszenierung, die später oft kopiert wurde, doch nur selten erreicht.

Kalt, nass, dreckig und dunkel, nirgendwo ist man sicher, es könnte ständig ein Verrückter über dich herfallen. Nur wenn man nichts mehr zu verlieren hat, kann man diese „Dämonen“ besiegen. Genau das trifft auf Eric Draven zu, der mit seinem weiß angemalten Gesicht und seiner dramatisch verspielten Art (für mich klar eine der Inspirationsquellen für Heath Ledger und seinen Joker aus The Dark Knight) dafür sorgt, dass ihn seine Gegner zuerst nicht ernst nehmen und ihnen dafür kurz darauf ihr Lachen im Hals stecken bleibt.

Egal ob nun die Kamerafahrten aus der Sicht der Krähe mit dem rötlichen Farbfilter drüber oder die Momente wo Eric auf einem Dach seiner Wut mit der E-Gitarre Ausdruck verleiht, schrecklich schöne Momente gibt es hier zahlreiche und neben dem Horror der anarchischen Bösen und der Rache des Antihelden, beherrscht Melancholie das Geschehen, gepaart mit der Hoffnung, dass Eric am Ende Frieden finden kann. Abgesehen von den wenigen Szenen, in denen seine Wunden von selbst heilen und dies als Effekt erkennbar ist, gibt es auch keinerlei optische Aussetzer, die das Erlebnis trüben würden (das nenne ich mal einen gut gealterten Film).

Brandon Lee (Showdown in Little Tokyo) gibt in seiner finalen Performance wirklich alles und ist dabei unheimlich und charismatisch zugleich. Wie er sich bewegt, seine Blicke und der Tonfall seiner Sprache, das hat schon diesen klaren „nicht von dieser Welt“ Hauch an sich, der ihm etwas ganz eigenständiges verleiht. Körperlich hatte er ja schon in seinen Filmen davor bewiesen, dass er der Sohn von Bruce Lee ist, doch hier fand ich auch sein Schauspiel an sich richtig stark. Zum Glück kommen Unfälle wie seiner auf Filmsets nur sehr selten vor, denn sein Leben ständig zu riskieren, das ist die Welt des Filmes bei aller Liebe sicherlich nicht wert.

Michael Wincott (Forsaken) ist als morbider und seine Macht in Gewalttätigkeiten zelebrierender Anführer der Schurken ein würdiger Gegner, mit dem man sich lieber nicht anlegen sollte und enttäuschen, ja das sollte man ihn auf keinen Fall. Als seine nicht minder kranke „Schwester“ ist Bai Ling (Lord of Elves) zu sehen, die von ihrer Aura her klar etwas von einer Hexe hat und mit ihrem Wissen, zur Gefahr für Eric wird. Ernie Hudson (Ghostbusters 2) als Polizist bringt dann wiederum wenigsten etwas Menschlichkeit in die Sache und wird zum mehr oder weniger unfreiwilligen Helfer von Eric.

Insgesamt daher ein Film, der auch heute noch nichts von seiner intensiven Atmosphäre verloren hat und ein schon länger geplantes und immer wieder verschobenes Remake, völlig unnötig erscheinen lässt (allgemein sind zahlreiche Neuauflagen ziemlich überflüssig). Von den Performances über die Kamera und die Musik, hier haben alle Beteiligten ganze Arbeit geleistet. Besonders dies Sache mit der Krähe als Führer des Geistes/der Seele hätte auch lächerlich wirken können, wirkt aber sehr stimmig. Hoffentlich findet der aktuell schwächelnde Regisseur Proyas wieder zu seiner alten Stärke zurück und falls nicht, schaue ich mir einfach wieder mal The Crow an (oder Dark City oder I, Robot).

„The Crow“ bekommt von mir 8/10 durch Rache zur endgültigen Ruhe findende Empfehlungspunkte.

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