Mandy (Filmkritik)

Red (Nicolas Cage) wohnt zusammen mit seiner Freundin Mandy (Andrea Riseborough) in einem abgeschiedenen Haus nahe eines Waldes. Sie haben nur sich gegenseitig, doch das reicht ihnen auch völlig. Eines Tages fährt Jeremiah (Linus Roache) mit seiner Truppe in einem Van vorbei, als er Mandy am Straßenrand gehen sieht. In ihm wächst sofort der Gedanke, er muss diese Frau für sich haben.

Jeremiah ist nämlich kein normaler Mensch, nein, er ist der Anführer eines Hippie-Kults und er bekommt seine Botschaften direkt von oben. Wer dabei seinen Wünschen nicht entspricht, der muss gereinigt bzw. bestraft werden. Doch auch Red hat schon bald in Sachen Rache, einiges an Nachholbedarf…

Nach „Beyond the Black Rainbow“ aus dem Jahre 2010, ist dies erst der zweite Film von Drehbuchautor und Regisseur Panos Cosmatos. Der Film feierte auf dem Sundance Filmfestival seine Premiere und erntet seit dem großteils positive Kritiken. Vergleiche mit Kubrick und Lynch wurden gemacht, der einzigartige Stil wurde gelobt ebenso ist das Wort Kult gefallen. Für mich hat die Sache leider nur teilweise funktioniert.

Was ich persönlich gleich zu Beginn als meinen größten Kritikpunkt anbringen muss – und das Problem wird sicher nicht jeder haben, der sich einfach mitreißen lässt – mich hat die ganze Sache emotional einfach kalt gelassen. Ok, Wut habe ich durchaus empfunden, einfach weil es viel zu viele machtgeile Irre wie Jeremiah auch in Wirklichkeit gibt, die ihre Taten rechtfertigen, in dem sie sich auf höhere Mächte berufen. Was hier noch dazu Blödsinn ist, denn was er tut steht in keinem mir bekannten Buch.

Aber vielleicht hört er ja auch Stimmen, wahrscheinlich sogar. Durch die Kälte der Emotionen, hab ich dann schon während des Filmes genau über das nachgedacht. Mehr noch: will uns der Regisseur eine bestimmte Botschaft schicken oder einfach nur den Zuschauer auf einen wilden Trip mitnehmen? Sollte es ihm um die wilde Reise gegangen sein, dann ist sein Projekt voll gelungen. Die Farben, die Schnitte, die Überblendungen, die Zeichentrick-Sequenzen, die bedeutungsschwangeren Bilder, all das saugt dich in eine fremde Welt hinein.

Es herrschen eigene, physische Gesetze und traumhafte und alptraumhafte Momente, wechseln sich ab. Gewalt ist hier klar eine beliebte Ausdrucksform und wenn Cage seine Gegner beseitigt, dann ist das nicht nur bei der irren Dämonenbiker-Gang, mit sehr viel Blut verbunden. Schon spannend was man aus einer im Herzen einfachen Rache-Story herausholen kann, Kämpfe mit selbst gegossener „Glitzer-Axt“ und ein Kettensägenduell mit eingeschlossen.

Uneingeschränkt großartig ist endlich wieder mal Nicolas Cage (211), der hier im vollem „Berserker-Cage-Modus“ agieren darf und dabei ausnahmsweise gar nicht overacten kann, weil genau das gezeigte von ihm verlangt wird. Ich hab ihm nie zugejubelt – dafür wird er selbst einfach zu sehr zum Monster – aber seinen Feinden habe ich immer vergönnt was er ihnen angetan hat. Dass man Andrea Riseborough (Hidden) als Mandy faszinierend finden kann, versteht man von Beginn an des Filmes.

Da spielt ihre Narbe mit, die verschiedenen Farben der Augen, die Optik, vor allem aber die Blicke und wie sie geht und spricht. Linus Roache (Non-Stop) als Jeremiah rundet das starke Hauptdarsteller-Trio ab. Er ist überheblich, selbstverliebt, wirkt mal bedrohlich, mal unsicher wie ein Kind und vor allem deshalb unberechenbar, weil er seine Moral einer unsichtbaren Macht unterordnet. Keine Ahnung auf was er sich beruft, aber egal wie er es nennt, es ist im Prinzip der Teufel. Der Kerl ist einfach unheimlich.

Ich hätte den Film gerne besser gefunden, über all die suggestiven Bilder nachgedacht und Nicolas bei seiner Cage-Rage angefeuert, aber dafür hätte es mehr gebraucht. Ich war zwar mit dabei, aber nicht drinnen. Einige Szenen haben mir auch zu lange gedauert. Wer aber mit Gewalt kein Problem hat, einerseits etwas Anderes sucht und sich andererseits wieder mal aktiv an die brutalen Horror-Klassiker der 70er Jahr erinnern möchte, der ist hier ebenso wie Cage-Fans, genau richtig. Nicht ganz meins, aber vielleicht ja deins.

„Mandy“ bekommt von mir 6/10 Irrwege in jeglicher Form zelebrierende Empfehlungspunkte.

[amazon template=multinational&asin=B07GK127G6,B07GJ2567H]


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.