Get Out (Filmkritik)

Chris (Daniel Kaluuya) ist nervös. Denn er ist schwarz und hat eine weiße Freundin – die ihn an diesem Wochenende ihren Eltern vorstellen will. Und die haben keine Ahnung, dass er kein weißer Kerl ist. Aber gut – was die Liebe uns nicht alles tun lässt. Also fährt Chris mit und ist – Überraschung – verblüfft, wie nett und freundlich die Familie auf ihn reagiert. Dummerweise hat seine Freundin Rose (Allison Williams) vergessen, dass an genau diesem Wochenende die gesamte Familie zusammenkommt, um sich an ihre Großeltern zu erinnern.

Und irgendwie gibt es dann doch das ziemlich ungute Gefühl, dass etwas hier nicht mit rechten Dingen zugeht …

Und wieder ein Film, der mit großen Vorschusslorbeeren gesegnet wurde. Und wieder ein Reinfall? Nein, dieses Mal zum Glück nicht. Das liegt aber auch daran, dass ich mir den Trailer zum Film erst NACH dem Film angesehen habe, denn – Unglaublich, was da für eine Menge an Spoilern drinsteckt. Heißer Tipp: Schaut euch den Trailer nicht an, sonst verderbt ihr euch den Film und ein paar Überraschungen.

Der Film selbst ist positiv unaufgeregt und streckenweise wirklich witzig. Die Geschichte mag nicht neu sein, der Ansatz, Rassismus mit hineinzupacken nicht sonderlich innovativ, aber dennoch vermag der Film zu unterhalten, zu fesseln und gegen Ende geht es unerwartet blutig zu.

Drehbuch und Regie hat bei „Get Out“ Jordan Peele geführt, der mir bis dato unbekannt war, aber nach kurzer Recherche bin ich auf „Keanu“ gestoßen. Ein Film, der mich von der Thematik her null angesprochen hat und das obwohl ich Katzen liebe. Wie dem auch sei: Bei „Keanu“ hat er beim Drehbuch und als Schauspieler mitgewirkt. Bei „Get Out“ hat er das Drehbuch geschrieben und Regie geführt. Letztere mag zwar nicht besonders innovativ sein, dafür aber grundsolide und passend.

Den Machern gelingt es sehr gut eine angenehme Atmosphäre zu verbreiten – man glaubt Rose und Chris ein Paar zu sein und auch die Ankunft im „gefürchteten“ Elternhaus ist wirklich nett und atmosphärisch gut einfangen. Chris bemüht sich von den Eltern angenommen zu werden und die bemühen sich, ihn nicht anders als einen weißen Jungen zu behandeln. Auch wenn ein paar kurze Momente schon sehr speziell sind. Als zum Beispiel Papa Armitage darauf hinweist, dass er Obama nochmals gewählt hätte oder ähnliches.

Natürlich nimmt die ganze Sache einen anderen Verlauf – es bleibt nicht nett und heimelig. Spätestens als der Bruder von Rose auftaucht (Caleb Landry Jones, aus „X-Men: First Class„) wird es ein wenig … seltsam.

Die Geschichte verläuft wie erwartet, aber – und das ist ein großes ABER – sie wird so sympathisch und unterhaltsam erzählt, dass man sehen will, ob alles wirklich so ausgeht wie man denkt und vor allem, ob Chris mit heiler Haut davonkommt. Und Rose. Und überhaupt. Ich will ja nicht spoilern, aber als kurz vor Ende ein Auto vorfährt, da hatte ich kurz Panik, dass das jetzt ganz, ganz, ganz übel ausgeht.

Aussagen von Jordann Peele zufolge ist die Idee zu dem Film entstanden als Obama der Präsident in den USA wurde und „plötzlich alle um mich herum so taten als wäre damit das Problem des Rassismus gelöst“. Und das ist auch das Gute an dem Film: Das Thema ist immer präsent und immer vorhanden, aber es ist irgendwie … unterschwellig. Es fühlt sich nicht wie Rassismus an, was da passiert und trotzdem merkt man ständig, dass die Leute zu Chris einfach … anders sind. Dieses Gefühl bringt der Film wirklich gut rüber.

Die Schauspieler*innen sind wirklich gut. Der mir bis dato unbekannte Daniel Kaluuya spielt Chris inklusive aller Emotionen wirklich super. Allison Williams ist die perfekte Freundin und es gibt eine wirklich, wirklich schöne Szene („Let’s go home. This sucks.“). Die Eltern sind ebenfalls super gecastet, wobei ich Bradley Whitford („The Cabin In The Woods„) herausragend fand. Lil Rel Howery spielt den witzigen Sidekick, der zwar alle Klischees eines „Schwarzen Bruders“ erfüllt, das aber mit solcher Freude und Witz macht, dass es einfach köstlich ist, ihm dabei zuzusehen.

Alles in allem ist „Get Out“ eigentlich gar kein so besonders innovativer oder spannender oder gruseliger Film, aber durch die super Dynamik, die Dialoge und die generelle Atmosphäre ist es tatsächlich richtig unterhaltsam ihn anzusehen. Und wenn man Ende nachdenkt, WARUM man sich so erschreckt, als da ein Auto vorfährt … nun, das sagt verdammt viel über den Zustand dieser Welt aus.

„Get Out“ bekommt 8 von 10 möglichen, ansehbare, unterhaltsame und atmospährisch tolle, Punkte.

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