Wild Card (Filmkritik)

Nick Wild (Jason Statham) lebt in Las Vegas und ist spielsüchtig. Um seiner Leidenschaft nachzugehen, nimmt er immer wieder mehr oder weniger zwielichtige Jobs an, in seiner Funktion als Sicherheits-Berater. Sein neuester Job, den jungen Milliardär Cyrus Kinnick (Michael Angarano) zu beschützen, während er in das Casino-Leben eingeführt wird, ist dabei vom Unterhaltungswert und Anspruch her, sein absoluter Tiefpunkt.

Echte Probleme bekommt er jedoch erst durch die Nachricht seiner alten Flamme Holly (Dominik Garcia-Lorido), die von einem Gangster-Boss vergewaltigt und anschliessend von seinen Bodyguards zusammengeschlagen wurde. Sie will ihre Rache, doch sollte sich Nick wirklich mit Danny DeMarco (Milo Ventimiglia) und seinen Leuten anlegen, dann müsste er danach schleunigst die Stadt verlassen. Dies wiederum scheint ohne großen Gewinn, den Nick unbedingt noch erspielen möchte, eine zum Scheitern verurteilte Aktion zu sein.

Wild Card

Eine Wild Card steht beim Kartenspielen für den Joker und ist die Verfilmung des 1985 erschienenen Romans „Heat“ von William Goldman, von dem es bereits eine filmische Version aus dem Jahre 1986 mit Burt Reynolds in der Hauptrolle gibt. Jason Statham selbst ist mit dem Drehbuch zu seinem offensichtlichen Wunschprojekt an Regisseur Simon West heran getreten, mit dem er bereits in den beiden Filmen „The Mechanic“ (Statham dreht übrigens gerade den zweiten Teil) und „The Expendables 2“ zusammen gearbeitet hat.

Ich persönlich mag ja Statham am Liebsten, wenn er entweder völlig überdreht wie in den „Crank“ Filmen ist, oder einen doch auch mit dem Leben hadernden Typen wie in „Blitz“ spielt, seine letzten Rollen in „Safe“ und „Parker“ habe ich bis jetzt aus mangelndem Interesse ausgelassen, während ich „Homefront“ zwar unterhaltsam, aber doch sehr generisch fand. Auch in seinem aktuellen Film ist die Handlung alles andere als originell, doch die Figuren wirken einfach roh und direkt und werden von den Darstellern auf entfesselte Art und Weise verkörpert.

Überhaupt ist die Grundstimmung trotz der mit Vegas eigentlich sehr hell und bunt gewählten Location, bedrückend und unterschwellig gefährlich. Ist erst die Glitzer-Fassade weg, kommt eben der ganze Schmutz zum Vorschein. Brutale Gangster, die im Hintergrund die Fäden ziehen treffen auf Menschen mit Träumen, denen sie hinterher jagen und es doch nicht schaffen, aus der entstehenden Abwärtsspirale, wieder heraus zu finden. Dieses Gefühl wird vor allem durch Nick Wild selbst vermittelt, der seine scheinbare Unbesiegbarkeit damit sabotiert, dass er selbst sein größter Feind ist.

Statham nutzt hier gekonnt sein Image des harten Kerls, der von Kreditkarten über Besteck so gut wie alles nutzen kann, um seine Gegner zu töten und dabei nie zu einer Schusswaffe greifen muss. Er ist smart und unnahbar, doch wenn er dann wirklich in einem Casino zu Spielen beginnt, dann rückt seine manische Ader in den Vordergrund. Genau diese überspitzte „im Kampf unbesiegbar, im Leben gescheitert“ Dynamik hat hier einen besonderen Reiz und der Hauptdarsteller ist dafür in bester Spiellaune. Für den bestechenden Stil der doch ziemlich brutalen Kämpfe war Chinas Genrelegende Corey Yuen als Actionregisseur zuständig, was zu den best gefilmten Kämpfen führt, die Statham in seinen letzten Filmen führen durfte.

Alle anderen Schauspieler, spielen dann klar nur die zweite Geige. Michael Angarano (The Forbidden Kingdom) als über sich hinaus wachsen wollender Cyrus ist grundsympathisch und funktioniert gut als menschlicher Anker für Nick, um sich doch auch wieder mal bewusster, den inneren Dämonen zu stellen. Neu entdeckt für mich habe ich Dominik García-Lorido (Magic City), die die Tochter von Andy Garcia ist und klar sein Talent vererbt bekommen hat. Sowohl ihr Verlangen nach Rache als auch die Ausführung ihrer Demütigungen an ihrem Peiniger, das hätte leicht gekünstelt wirken können, ist aber einfach nur lässig und irgendwie auch unheimlich.

Milo Ventimiglia (Static) schließlich als Bösewicht Danny spielt diese arrogante Art perfekt, mit der er Menschen wie Waren behandelt und glaubt alles machen zu können, was er will. Stars bzw. bekannte Gesichter in Nebenrollen kann man ja durchaus auch verschenkt finden, da diese Parts meistens jeder spielen hätte können, doch ich habe gelernt, diese durchaus als kleinen Bonus zu akzeptieren. In diesem Fall sind Stanley Tucci (Transformers 4) als charismatischer Gangsterboss Baby, sowie Hope Davis (Charlie Bartlett) als Croupier, Sofía Vergara (Machete Kills) als Schönheit mit dem vielsagenden Namen DD und noch einige mehr mit dabei.

Insgesamt also ein Drama mit einigen coolen, wuchtig-dynamischen und vor allem übersichtlichen Actioneinlagen, dass eine vorhersehbare Story nimmt, diese mit Styling und stark besetzten und auch aufspielenden Darstellern erzählt und somit für mich in seiner Summe einen der besten Statham Filme der letzten Jahre ergibt. Auf den Weg zu seinen Träumen zu scheitern und die Rache für Demütigung und Schmerz sind eben Motive, die an Kraft wohl nie verlieren werden und immer wieder auch in Filmen funktioniert, zumal hier der erfahrene Regisseur, eindeutig gewusst hat, was er machen wollte.

„Wild Card“ bekommt von mir 7,5/10 den Joker im unerwarteten, aber am Ende dennoch richtigen Moment einsetzende Empfehlungspunkte.

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