Prey (2022 Filmkritik)

Wir schreiben das Jahr 1719. Naru (Amber Midthunder) ist eine junge Komantschen Dame, die von ihrem Stamm zur Heilerin trainiert wurde. Ihre wahre Leidenschaft ist jedoch die Jagd, wofür sie auch ständig trainiert und um Anerkennung von ihren männlichen Kollegen kämpft. Eines Tages bei der Jagd, sieht sie seltsame Lichter am Himmel. Sie denkt dies ist ein Zeichen und dass sie nun bereit sei, für ihre eigene Feuertaufe als Jägerin.

Töte etwas, dass dich töten will. Ihr Versuch scheitert, da sie komische Geräusche irritieren. Als sie der Sache nachgeht findet sie spuren, deren Ursprung sie nicht zuordnen kann. Wie sollte sie auch, immerhin gehören die Abdrücke am Boden zu einem Wesen, dass nicht von dieser Welt stammt…

Könnt ihr euch noch erinnern wie nach „Batman und Robin“ die meisten Menschen den Glauben daran verloren hatten, es könnte jemals wieder einen guten Batman Film geben? Nun Jahre später kam Batman Begins und der Rest ist Geschichte. Ähnlich erging es diesem Franchise, dass 1987 mit Predator gestartet ist, der noch immer einer meiner liebsten Arnold Schwarzenegger Filme ist. Die Fortsetzung mit Danny Glover war in Ordnung, doch mit den beiden Alien-Crossovers AvP und AvP Requiem Filmen, ging es ziemlich bergab. Im Jahr 2010 hat Predators einiges richtiger gemacht bevor 2018 bei Upgrade, der unpassende Humor die Sache wieder in die falsche Richtung geführt hat.

Wieder mal ist es in diesem Jahr der Streaming Dienst Hulu (bei uns laufen die Sachen auf Disney+), der nun im August 2022, für eine Überraschung sorgt. Prey von Regisseur Dan Trachtenberg (10 Cloverfield Lane) ist der erste Film, der das berüchtigte Alien nicht im Titel trägt und spielt im Jahr 1719, also vor den Ereignissen sämtlicher anderer Filme. Der Film besinnt sich dabei klar auf die Ursprünge des Franchise, lässt den Humor völlig weg und macht zum ersten Mal eine Dame zur Hauptfigur.

Zu Beginn mal ein paar Worte über Amber Midthunder als Naru, die bereits in der Serie Legion positiv aufgefallen ist und ich in The Ice Road, schon sehr authentisch gefunden habe. Also ich kannte sie schon, aber was sie in Prey macht, ist eine dieser „Star making Performances“, mit der sie sich klar für weitere Rollen empfiehlt. Ihre Wildheit, Entschlossenheit, einfach das Aufnehmen sämtlicher Eindrücke mit weit offenen und genau beobachtenden Augen, irgendwie kann man die Augen in jeder Szene in der sie vorkommt, nie von ihr lassen. Das ist schon richtig die Rolle leben, nicht „nur“ spielen.

Ich mag auch die Dynamik mit dem Predator, der sie nicht als Gefahr sieht. Ja, auch ihre männlichen Stammes-Kameraden (abgesehen von ihrem Bruder) nehmen sie nicht ernst als Jägerin, aber er ist hier sozusagen der ärgste Macho. Was man auch sehr schön an seiner Kampfweise sieht, denn er lässt meistens seine Gegner zuerst angreifen, nur um ihnen als Antwort zu zeigen, dass er einfach besser ist. „Top of the food chain“, das kann man kaum eindeutiger demonstrieren. Er ist zwar listig, doch auch in gewisser Weise überheblich, was der Schlauheit von Naru natürlich in die Hände spielt.

Hier kann ich dann auch kurz jammern auf hohem Niveau, denn erste Jagdversuche gegen den Löwen und einen Bären zeigen, dass sie vor allem wegen ihrer Unerfahrenheit gehemmt ist, nicht wegen mangelndem Können. Wie sie dann aber vor dem Finale einige menschliche Gegner besiegt, da hat es zwischendurch aber ordentlich „klick“ gemacht in ihrem Kopf, denn die beseitigt sie mit links. Also quasi Lara Croft aus den Tomb Raider Reboots, die sich in einer halben Stunde von Teil 1 zu Teil 3 hin entwickelt. Dennoch, das ist mir zwar aufgefallen, ich fand ihre Entwicklung aber viel zu stimmig, um das wirklich schlimm zu finden. Ihrer Power kann man klar uneingeschränkt zujubeln.

Ähnlich natürlich gelingt hier die Präsentation der Komantschen, ohne dabei auf Stereotypen zu setzen. Sprüche wie „wenn es blutet, können wir es auch töten“ sind organisch eingebunden und wirken nicht wie reines Fanservice, zu dem man den Machern applaudieren soll. Wahnsinnig schön – so wunderbare Bilder habe ich schon länger in keinem Film mehr gesehen – sind die Landschaftsaufnahmen, die dich in die Welt hinein saugen und zumindest mich dazu gebracht haben, wieder mehr in die Natur zu gehen.

Passend dazu die wunderbar stimmungsvolle Filmmusik von Sarah Schachner. Die Effekte sind durchgehend stark, die ein, zwei schwächeren Momente sind sehr kurz gehalten und fallen insgesamt nicht ins Gewicht. Was die Gewalt betrifft wird nicht übertrieben, was für dieses Franchise natürlich dennoch bedeutet, dass zahlreiche Lebewesen aufgespießt werden und/oder Körperteile verlieren. Dabei kommen sämtliche „Gimmicks“ des Aliens zum Einsatz, was immer effektiv und nie unblutig endet. Die dabei entstehenden Action-Szenen, gehören zu den besten innerhalb aller bisherigen Filme.

Weniger ist mehr? In diesem Fall auf jeden Fall. Die Story passt natürlich auf eine Hand (bzw. einen Finger), es passen aber einfach alle Dinge zusammen und im Prinzip handelt es sich hier um eine einzige, sich über Tage ausdehnende Jagd. Episch von den Gefühlen her, doch intim, was die Geschichte betrifft. Amber ist großartig, der Predator eine rastlose Killermaschine und audiovisuell ist das Erlebnis sowieso bestechend. Es gibt ja bereits Gerüchte, dass Trachtenberg mit dem Franchise noch weitere Dinge vor hat, die noch nie gemacht wurden, es bleibt also spannend. Das Warten auf einen guten Predator Film, hat sich definitiv gelohnt und vor allem das Finale, lädt einfach zum Mitfiebern ein!

„Prey“ bekommt von mir 8,5/10 den ultimativen Jäger jagende Empfehlungspunkte.


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