Legion – Staffel 1 (Serienkritik)

David Haller (Dan Stevens) wurde in jungen Jahren mit Schizophrenie diagnostiziert und war in den darauffolgenden Jahren Patient in verschiedenen Psychiatrien. Nachdem er auf Mitpatientin Syd (Rachel Keller) trifft, muss er die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Stimmen in seinem Kopf real sein könnten.

Nachdem Superhelden seit einigen Jahren ein fixer Bestandteil des Kinoprogrammes sind, sorgen sie immer öfter in den eigenen vier Wänden für gute Unterhaltung. Nach „Agents of S.H.I.E.L.D.“, den vier – auch gerne als „Flarrow-Verse“ bezeichneten – DC-Superhelden-Serien und den vier Netflix-Serien über Marvel-Helden, die sich noch später dieses Jahr zu den „Defenders“ zusammenschließen, gibt es jetzt etwas Neues zu sehen.

Die Serie Legion, angesiedelt in einem parallelen Universum der X-Men, erzählt die Geschichte von Professor Xaviers Sohn David Haller, der auch als Legion bekannt ist. Zwar ist diese klar von den Comics inspiriert, aber dennoch eigenständig. Dabei scheint es den Machern besonders wichtig gewesen zu sein, den Spannungsbogen durchgehend oben zu halten.

Das macht sich bereits in der ersten Folge deutlich bemerkbar, als David von einem Unbekannten befragt wird. Erst nach gut fünfundzwanzig Minuten, in denen man als Zuschauer keine Ahnung hat was hier läuft, wird die aktuelle Situation mit einem WTF-Moment aufgelöst und das Wort Mutant fällt zum ersten Mal. Die weiteren Folgen enden dann auch meistens entsprechend spannend.

Wenn es dann in der nächsten Episode weitergeht, geht es oft nicht direkt, sondern ein klein wenig versetzt weiter. Dadurch bekommt der Zuseher die ersehnte Auflösung nicht immer sofort, was ausgezeichnet funktioniert. Im Laufe der ersten Staffel muss David sich dann nicht nur mit seinen Kräften in einer neuen Situation zurechtfinden, sondern sich auch der Ursache für seine Erkrankung stellen.

Um wen oder was es sich dabei handelt wird an dieser Stelle nicht gespoilert, da es erst in der vorletzten Folge der ersten Staffel voll aufgelöst wird. Schön ist ebenfalls, dass darauf verzichtet wird Davids Erkrankungen für irgendwelche hirnrissigen Twists herbeizuziehen. Hier hat alles einen Sinn, auch wenn es auf den ersten Blick anders zu sein scheint.

Das zeigt sich dann gegen Ende, wenn mehr und mehr klar wird, worum es hier eigentlich geht. Was die Schauspieler betrifft, hätte man es besser nicht treffen können. Es sind alle durch die Bank sehr gut besetzt, wonbei zwei es schaffen ganzheitlich und mehrfach von ihrem Können zu überzeugen.

Dan Stevens (The Guest) als David spielt die verschiedenen Fassetten seiner Rolle dermaßen überzeugend, dass man ihm gedanklich einen der nächsten Emmys reservieren möchte. Von den nervösen Anwandlungen über ein sehr selbstbewusstes Auftreten bis zu einer gelungenen Interaktion mit sich selbst kann der gute Herr jeden Aspekt seiner komplexen Rolle glaubhaft spielen.

Aubrey Plaza (Mike and Dave Need Wedding Dates) als Lenny Busker ist ebenfalls eine Nummer für sich. Wer sich am Ende der ersten Folge fragt, warum man eine vergleichsweise bekannte Schauspielerin bereits wieder verheizt (= sterben lässt), dem sei gesagt, dass dem natürlich nicht so ist. Plaza ist unbeschreiblich gut in ihrer Rolle, die gegen Ende immer schrägere Züge annimmt.

Was die Mutanten der Serie betrifft, hat man versucht sich quasi etwas Neues einfallen zu lassen. Da gibt es zum Beispiel die von Rachel Keller gespielte Syd Barrett, die mit Personen, die sie berührt, vorübergehend den Körper tauscht. Der von Jeremie Harris verkörperte Ptonomy Wallace verfügt über perfekte Erinnerungen und kann Erinnerungen von Menschen lesen die sich in seiner Nähe befinden.

Dann gibt es noch die von Bill Irwin und Amber Midthunder gespielten Cary und Kerry Loudermilk, bei denen es sich um zwei Personen handelt, die sich aber einen Körper teilen. Optisch ist Serie vergleichsweise beeindruckend. Die 60er-Jahre Optik, die laut Serien-Schöpfer Noah Hawley Davids Wahrnehmung der Welt entspricht, hat etwas erfrischend anderes.

Die Effekte sehen nicht unbedingt teuer, aber immer gut aus. Beeindruckend ist in diesem Zusammenhang dann oft was man geschaffen hat. Gewisse Szenen und Sequenzen muss man dann schon beinahe mehrfach gesehen haben, damit sie vollständig wirken können.

Alles in allem probiert man bei der ersten Staffel von „Legion“ so manches Neues und trifft dennoch voll ins Schwarze. Die Geschichte ist von vorne bis hinten spannend, die Schauspieler ausgezeichnet – was will man mehr? Eine zweite Staffel natürlich, die bereits angekündigt wurde.

Die erste Staffel von Legion bekommt 9,5/10 Mutanten endlich ins Fernsehen bringende Empfehlungspunkte.


One thought on “Legion – Staffel 1 (Serienkritik)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.