Shooter – Staffel 1 (Serienkritik)

Da nach einer Entscheidung, die er getroffen hatte, sein Partner erschossen wurde, zog sich der Scharfschütze Bob Lee Swagger (Ryan Phillippe) aus dem aktiven Dienst zurück und führt seitdem ein ruhiges Leben in einem abgelegenen Waldhaus mit seiner Frau Julie (Shantel VanSanten) und der gemeinsamen kleinen Tochter. Eines Tages bekommt er Besuch von seinem ehemaligen Captain Isaac Johnson (Omar Epps), der ihn um einen Gefallen bittet.

Bob Lee soll dabei helfen, ein geplantes Attentat auf den Präsidenten zu verhindern. Es geht jedoch etwas schief, ein Schuss fällt und der frühere Sniper ist vom Berater, plötzlich zum Hautverdächtigen mutiert. Auf seiner Flucht kommt er einer Verschwörung auf die Schliche, deren Ausmaß seine kühnsten Vorstellungen übertrifft. Klar ist, dass er alleine keine Chance hat, doch wem kann er noch vertrauen, wenn ihn fast alle für schuldig halten?

Der Roman „Point of Impact“ von Stephen Hunter aus dem Jahr 1993, wurde erstmals 2007 verfilmt. Shooter entstand unter der Regie von Antoine Fuqua und Mark Wahlberg spielte die Hauptrolle, beide sind nun bei der gleichnamigen Serie als Produzenten mit an Bord. Bei der zehn Folgen umfassenden ersten Staffel, wird ähnlich wie etwa bei der Debüt-Staffel der „From Dusk Till Dawn“ Serien-Version, die Geschichte des Filmes in ausgedehnter Form präsentiert. Das bedeutet neue Figuren, mehr Hintergründe und eine weitreichendere Verschwörung (im Bezug auf den Film meine ich, das Buch kenne ich nicht, deshalb beziehe ich mich auch nicht darauf).

Das könnte nun langweilig sein, oder echten Fans der Materie einiges an Mehrwert liefern. Gleich vorweg kann ich hier sagen, dass „Shooter“ in seinen besten Momenten wirklich spannend, cool und auch mitreissend ist, insgesamt aber etwas zu wenig Eigenständigkeit und zuviel Routine besitzt, um richtig beeindruckend zu sein. Auf der sonst starken technischen Seite gefällt mir der „Kunstgriff“ weniger, zwischendurch immer wieder mal auf die „Doku-Kamera“ umzuschalten, was wohl dynamischer und realistischer wirken soll, aber mich öfters aus dem Geschehen herausgeworfen hat.

Verschwörungen bis in die höchsten Regierungsebenen sind ja für uns Zuschauer mittlerweile fast schon selbstverständlich und rein deshalb schon glaubwürdig, inklusive den arroganten und gefühlskalten Soziopathen, die in diese verwickelt sind. Die Ausrede „das große Gesamtbild im Auge behalten“ oder „schlechtes tun um gutes zu erreichen“ glauben die „Bösen“ früher oder später selbst nicht mehr. Dass Swagger wohl die meisten Menschen umbringt – ist klar, immer nur im Kampf oder bei Bedrohung seiner Familie – ist dabei fast schon wieder ironisch.

Super vermittelt wird dieses Gefühl der Zerrissenheit, eben wem man noch trauen kann und wie weit der eigene moralische Kompass tatsächlich dehnbar ist. Die Kampfszenen sind schmutzig und wirken realistisch, auch wenn man bei manchen klar die einstudierte Choreographie zu stark zu sehen ist. Gekonnt den Nervenkitzel davor und die Wucht der Kugel beim Aufprall vermitteln dafür die Szenen, in denen aus weiter Entfernung ein Gegner erschossen wird. Je nach Musikgeschmack schaffen es die Montagen, in denen ein Song laut gespielt wird und Swagger z.b. etwas bastelt oder Gegner ausschaltet, das Adrenalin zusätzlich in die Höhe zu treiben.

Ryan Phillippe (Der Mandant) als Hauptfigur Swagger hat diese gewisse rohe Coolness, die sofort in heißblütigen Beschützerinstinkt umschlägt, sobald es um seine Familie geht. Als Freund loyal und Befehle missachtend um Leben zu retten, will man eines ganz gewiss nicht (und das spürt man ohne Zweifel), ihn als Feind haben, wenn er sein Gewehr dabei hat. Shantel VanSanten (The Final Destination) spielt seine Frau stark und kämpferisch, geschult von dem jahrelangen Eheleben mit einem Soldaten. Es gibt da zwei Momente, bei denen mich ihre Härte durchaus überrascht hat.

Cynthia Addai-Robinson (The Accountant) als FBI-Agent Memphis ist im Prinzip die spannendste Figur, da sie ein Trauma bereits hinter sich hat und darum jetzt damit hadert, ob sie ihren Job machen soll und Swagger jagen, oder ihrem Bauchgefühl vertrauen soll und ihm dabei hilft, seine Unschuld zu beweisen. Eddie McClintock (Warehouse 13) ist herrlich verabscheuungswürdig als Mann für´s Grobe, der für Geld so ziemlich alles macht. Von den bekannten Gesichtern, die als Gaststars auftreten, bleibt vor allem William Fichtner (Wrong) als ehemaliger Ausbildner von Swagger in Erinnerung, der ein von zynischen Sprüchen geprägtes Einsiedlerleben führt.

Insgesamt daher eine Serie, die den schweigsamen Helden auf der Flucht, gegen die Mächtigen und Korrupten antreten lässt, für die normale Menschen nur Spielfiguren auf ihrem Schachbrett = der Welt sind. Da ist man als Zuschauer fast automatisch involviert, da ist einfach klar, wer da am Ende der Verlierer sein muss. Als Gesamtpaket sehr solide und spannend, es wird interessant was sich die Macher für die bereits genehmigte zweite Staffel einfallen lassen, denn die durch den Film mehr oder weniger bekannte Geschichte, ist hiermit zu Ende erzählt.

„Shooter Staffel 1“ bekommt von mir 7/10 die Schuldigen niemals aus dem Zielfernrohr verlierende Empfehlungspunkte.


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