From Dusk Till Dawn: The Series – Staffel 1 (Serienkritik)

Richard Gecko (Zane Holtz) hat schon bessere Zeiten erlebt. Ständig plagen ihn Visionen in denen ihm eine verführerische Dame erscheint, die sich von ihm wünscht, er soll sie befreien. Diese und einige andere Erscheinungen führen dazu, dass der gemeinsame Bankraub mit seinem Bruder Seth (D.J. Cotrona) nicht nach Plan läuft und nun so gut wie alle Cops in der Gegend hinter ihnen her sind. Ihr Auftraggeber Carlos (Wilmer Valderrama) scheint ihre beste Chance zu sein, doch noch heil über die mexikanische Grenze zu kommen.

Nachdem sich die beiden Brüder erfolgreich im Wohnmobil von Priester Jacob Fuller (Robert Patrick) und seinen beiden Kinder über die Grenze geschlichen haben, warten sie in der Titty Twister Bar auf Carlos, um die Beute auf zu teilen. Als aber unerwartet auf der Bühne Santánico Pandemonium (Eiza González) auftaucht, die Frau aus Richards Visionen, wird schnell klar, dass sie es hier mit übernatürlichen Mächten zu tun haben. Eine Nacht voller tödlicher Überraschungen beginnt und wer sie überleben sollte, wird danach eine andere Person sein.

From Dusk Till Dawn The Series

Noch einmal kurz die Vorgeschichte. Im Jahre 1996 führte Robert Rodriguez beim Kultfilm „From Dusk Till Dawn“ Regie, drei Jahre später folgten mit dem Sequel „Texas Blood Money“ und dem Prequel „The Hangman´s Daughter“ zwei weitere, leider ziemlich schwache DVD-Veröffentlichungen. Seitdem wurde es ruhig rund um das Franchise, bis Rodriguez selbst einen Sender namens „El Rey“ mit gegründet hat und als erstes eigenes Programm die Dreharbeiten zu einer 10 Folgen umspannenden FDTD-Serie beginnen sollten, die im März 2014 ihre Premiere feiern durfte.

Das spannende daran war für mich die Tatsache, dass hier an sich die Story des ersten Filmes mit anderen Darstellern neu erzählt wird, nur dass man in den zehn Folgen einiges mehr Zeit dafür hatte im Vergleich zu einem Kinofilm. Kann das denn überhaupt spannend sein bzw. in irgendeiner Form funktionieren? Nach Sichtung der ersten Staffel kann ich nur sagen: auf jeden Fall! Was die Drehbuchautoren rund um Quentin Tarantino (Django Unchained) hier erschaffen haben, ist ein komplexes Universum, dass allen bereits bekannten Figuren mehr Tiefe verleiht und einige neue interessante Personen hinzufügt.

Was sofort auffällt ist wie gut der Wechsel funktioniert, wenn häufig Szenen die in der Vergangenheit spielen, nahtlos in die Handlung eingebunden werden, ohne dass jemals ein Insert zur zeitlichen Orientierung nötig wäre. Hinzu kommt der bereits etablierte Grindhouse-Look, der neben der individuellen Farbgebung, allen Aktionen diesen passenden schmutzigen Grundton verleiht. Die blutigen Szenen kommen erfreulich oft ohne CGI-Effekte aus und wenn diese dann doch zum Einsatz kommen, dann stören sie das Gesamtbild nicht, sondern strahlen genau so diesen leichten „Fanservice-Trash-Charm“ aus, wie der Rest der Produktion.

Nun kurz zu Mythologie dahinter, von der ich nicht zuviel verrate, weil es sich selber anzuschauen, viel mehr Spass macht. Die Wesen hier sehen zwar ähnlich aus wie Vampire, sie trinken auch Blut, ein Pflock durchs Herz tötet sie ebenso wie Sonnenlicht, doch sind sie eigentlich Schlangendämonen. Auch hier gibt es eine Hierarchie, die dunklen Lords im Hintergrund, Santánico und Carlos die Untergebenen und Seth und Richard werden zu bis ins kleinste Detail manipulierten Spielbällen dieser Mächte. Dabei führt der mystische Tempel, der sich unter dem Titty Twister befindet, immer wieder dazu, dass sich der Geist der ihn betretenden Personen, mit sehr lebendigen Halluzinationen auseinandersetzen muss, die nicht selten bittere Wahrheiten ans Licht bringen.

Bei gleich vier Folgen ließ es sich Rodriguez nicht nehmen, selbst Regie zu führen, wobei er in der bezeichnenderweise „Pandemonium“ betitelten siebenten Folge, so richtig aufdrehen kann, was das körperliche zerlegen von mehr oder weniger unschuldigen Opfern betrifft. Fede Alvarez (Evil Dead) bringt dann in der darauf folgen „La Conquista“ Episode die Psychoterror-Ebene auf ein neues Niveau, wobei irre Szenen, in denen eigentlich Tote lebendig erscheinen und ziemlich redselig sind während der psychische Zustand einiger Charaktere arg strapaziert wird, sich erfrischender Weise sowieso durch die gesamte Serie ziehen.

Die Schauspieler sind gut gewählt, wobei ich einige besonders stark fand, vielleicht sogar besser als im Original. D.J. Cotrona (G.I. Joe – Die Abrechnung) als Seth ist außen hart und cool, hat aber einen weichen Kern und stolpert im Prinzip von einem Chaos ins nächste und sieht dabei auch noch irgendwie souverän aus. Ihn mag man einfach, besondern in seiner Interaktion mit Richard alias Zane Holtz (Percy Jackson: Diebe im Olymp), der die getrennt vom Rest der Welt und präpotent psychotische Ader seiner Figur mehr als überzeugend rüber bringt.

Wirklich toll geschrieben und gespielt sind auch die Rollen der Damen, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Newcomerin Eiza González als Santánico ist zu gleichen Teilen verführerisch und tödlich, bleibt was ihre Ziele betrifft immer eine Spur undurchschaubar, obwohl sie teilweise einen offensichtlichen Seelenstriptease hinlegt. Madison Davenport (Parasomnia) als Kate Fuller ist wohl die unschuldigste Figur von allen Beteiligten, was sie zu einer der wenigen macht, um die man Angst hat und der man für ihre zunehmend coolen Aktionen, als Zuschauer durchaus den verdienten Applaus zukommen lässt.

Dann wäre da noch Robert Patrick (Good Day For It) als ihre Vater Jacob, der die Zerrissenheit und den Schmerz in seiner Glaubenskrise auf eine beinahe greifbare Art und Weise spielt. Jake Busey (Wicked Blood) ist Sex Machine und er fängt sowohl die Lächerlichkeit als auch den Wahn seiner Rolle gekonnt ein. Bei den neuen Figuren bereichern vor allem Jesse Garcia (Good Dick) als manischer Ranger Gonzales, der unbedingt die Gecko Brüder zur Strecke bringen will und Wilmer Valderrama (Larry Crowne) als eiskalt übercooler Carlos, der seit Jahrhunderten Santánico´s Verbündeter ist, das Geschehen. Unter den Gaststars befinden sich auch noch Don Johnson (Machete) als Sheriff, William Sadler (Ein riskanter Plan) als Geschäftsmann und Adrianne Palicki (Legion) als die Exfrau von Seth.

Für mich ist die Serie abgesehen vom ersten Film das mit Abstand Beste, dass dieses Franchise jemals hervor gebracht hat. Die Handlung ist auch für Kenner der Materie nicht zuletzt wegen den zahlreichen Hintergrundinformationen und Neuerungen spannend, die Mythologie ist unheimlich und irgendwie etwas anders als der Rest da draußen, die Schauspieler haben Spass und vermitteln diesen auch und das Ende hat mir sogar besser gefallen, als im Originalfilm (es überleben übrigens auch mehr Figuren als damals). Bin schon sehr gespannt, in welche Richtung die Handlung in der bereits angekündigten, zweiten Staffel gehen wird, auf jeden Fall wurde hier mehr als ausreichend Potential geschaffen, um die 10 bestellten Folgen auszufüllen.

„From Dusk Till Dawn: The Series“ bekommt von mir 8,5/10 für die Freiheit und das große Geld sich mit den Mächten der Unterwelt und den Abgründen der eigenen Psyche anlegende Empfehlungspunkte.

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