The Neighbor (Filmkritik)

John (Josh Stewart) arbeitet für seinen Onkel. In seinem abgelegenen Haus beherbergt er für ihn kurzfristig die verschiedensten Menschen, die aus diversen Gründen untertauchen müssen oder sich auf der Flucht befinden. Kennzeichen tauschen, wenn notwendig Wunden flicken und insgesamt ganz gut dafür bezahlt werden, das ist sein Alltag. Gemeinsam mit seiner Freundin Rosie (Alex Essoe) plant er jedoch dieses Leben hinter sich zu lassen, wenn sie genug Geld zusammen haben.

Als John eines Tages nach Hause kommt, ist Rosie verschwunden. Sein Nachbar Troy (Bill Engvall) erklärt ihm, dass sie es offensichtlich eilig hatte, von hier zu verschwinden. Nicht nur weil das Geld im Haus noch immer an seinem Platz ist, ist John jedoch skeptisch. Er beobachtet Troy und bricht schließlich in sein Haus ein, nachdem dieser weggefahren ist. Was er in dem Gebäude findet könnte jedoch dazu führen, dass gleich mehrere Menschen diese Nacht nicht überleben werden.

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Regisseur Marcus Dunstan habe ich noch in sehr guter Erinnerung auf Grund seiner beiden Filme The Collector und dem Nachfolger The Collection, bei denen er ebenso wie bei The Neighbor, auch das Drehbuch verfasst hat. Hauptdarsteller Josh Stewart ist ebenso wieder dabei, fertig ist das Dreamteam. Sich einfach nur zu wiederholen kam natürlich nicht in Frage und so ist sein aktueller Film ein leise und geduldig im Dunklen lauerndes Biest, dass erst über dich hereinfällt, wenn du nicht mehr flüchten kannst bzw. es gar nicht mehr willst.

Gleich zu Beginn erzeugen die eigenwilligen Kameraeinstellungen, die Farbgebung und der Schnitt eine Atmosphäre, die ein gewisses Unbehagen auslöst. Nicht plakativ, aber trotzdem, hier stimmt einfach etwas nicht. Die Welt von John und Rosie ist zwar grundsätzlich eine ruhige, idyllische, doch kommt es auf Grund ihrer Arbeit, immer wieder zu Momenten, in denen die Situation jederzeit eskalieren könnte. Während er unterwegs ist, beobachtet sie aus Langeweile den einzigen Nachbarn in der Gegend. Dass das meist keine gute Idee ist, das hätte sie eigentlich wissen müssen.

Dunstan lässt sich Zeit sein „Helden-Pärchen“ aufzubauen und als echte Menschen zu zeigen, was auch perfekt gelingt. Man ist sich beim Betrachten sicher, dass die Situation so nicht bleiben wird, diese gewisse Anspannung lässt dann auch niemals nach. Als schließlich die Geheimnisse des Nachbarhauses gelüftet werden, da ist Josh trotz seiner anfänglichen Besonnenheit und Coolness, genau wie wir Zuschauer kurz überfordert. Ist man selbst nicht immer innerhalb des Gesetzes unterwegs, dann hat man zusätzlich noch das Problem, dass man die Polizei nicht rufen kann, ohne selbst eine Strafe zu kassieren.

Somit beginnt ein Katz und Maus Spiel, bei dem John probiert das Richtige zu tun und am Ende heil aus der Sache wieder heraus zu kommen. Weit entfernt von gängigen Torture-Porn Untiefen, ist hier die Andeutung – auch wenn die Rettung rechtzeitig naht – viel wirkungsvoller, als abstossende Bilder. Brutal wird es dann nur etwas beim Finale, wobei auch hier diese Szenen nie im Vordergrund stehen. Eine weniger voyeuristische Kameraführung bei einem Genre-Film, habe ich schon längere Zeit nicht mehr gesehen.

Josh Stewart darf ja in Hollywood meist nur Nebenrollen spielen – zum Beispiel bei The Finest Hours oder The Dark Knight Rises – er hat aber vor allem in Horrorfilmen klar das Zeug zum Haupt-Antihelden. Sein nuanciertes Spiel, seine leicht passiven Blicke und Gesten, das passt einfach dazu, dass seine Figur des John, zumindest wenn er Zeit zum Überlegen hat, immer ein mehr oder weniger großes Ass im Ärmel hat, dass die jeweilige Situation zu seinen Gunsten beeinflusst.

Ebenfalls sehr sympathisch ist Alex Essoe (Passion Play) als seine Freundin Rosie, die genau zum richtigen Zeitpunkt ihrer kämpferischen Seite, freien Lauf lässt. Bill Engvall (Sharknado 3) als Troy schafft es gekonnt unterschwellig bedrohlich zu wirken und wenn man im Laufe der Handlung dann das gesamte Ausmaß seiner moralischen Ambivalenz präsentiert bekommt, nun dann muss man sich schon fragen, warum er sich zu genau so einem Kerl entwickelt hat.

Insgesamt daher ein toll gefilmter, gut gespielter und atmosphärisch dichter Thriller, der bekannte Abläufe nimmt und sie sehr ansprechend zusammensetzt. Optisch top, spannend und mit Hauptfiguren, denen man ein erreichen des Schlussspannes in lebendiger Form, mehr als nur ein bisschen wünscht. Klein und fein eben, Dunstan kann klar auch ohne Gewalt „unterhalten“ und schlechtere Beiträge mit ähnlicher Handlung, oh ja, da gibt es ziemlich viele.

„The Neighbor“ bekommt von mir 8/10 dem Nachbarn in Zukunft lieber seine Privatsphäre gönnende Empfehlungspunkte.

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