Wenn die Bezahlung stimmt, dann werden keine Fragen gestellt. Bis jetzt ist Bootskapitän John (Treat Williams) mit dieser Einstellung gegen leichten Widerstand seiner zweiköpfigen Crew, immer als Gewinner ausgestiegen. Für seinen aktuellen Auftrag, bei dem er Hanover (Wes Studi) und seine Truppe von Söldnern an einen abgelegenen Ort mitten im südchinesischen Meer bringen soll, hätte er seine Verhandlungspolitik wohl aber noch einmal überdenken sollen.
Nicht nur dass seine Auftraggeber Torpedos auf seinem Boot transportieren und mit Waffengewalt die Kontrolle übernehmen, auch das Entern der Argonautica, einem Luxus Kreuzfahrtschiff dass scheinbar ohne Antrieb an ihrem Zielort im Meer treibt, ist eigentlich nicht ganz sein Stil. Dass sich dann an Bord scheinbar keine Passagiere befinden, sondern nur überall frisches Blut zu finden ist, damit hat jedoch niemand der beteiligten Personen gerechnet. Egal, denn es dürfte sowieso keiner von ihnen diesen Ausflug überleben.
Um Regisseur Stephen Sommers (Van Helsing, G.I.Joe) ist es mittlerweile relativ ruhig geworden. Im Jahr 1998, ein Jahr vor seinem Durchbruch mit einem „kleinen“ Film namens Die Mumie, war er für das Drehbuch und die Regie bei diesem Creature-Feature verantwortlich. Mittlerweile ist dieses Genre ja beinahe ausnahmslos im Trash-Bereich angesiedelt, doch damals gab es für solche Filme durchaus noch mehr Budget, bekanntere Schauspieler und einen Kinostart. Sein Budget konnte Octalus dann zwar bei weitem nicht wieder einspielen, doch als Fingerübung für seine mit der Mumie dann perfektionierte Erfolgsformel, ist das Abenteuer auf jeden Fall einen Blick wert.
Natürlich sind die CGI-Effekte mittlerweile veraltet und in fast jeder Szene (besonders wenn echte Menschen gleichzeitig mit Effekten im Bild sind) als solche erkennbar, doch das kann ich dem Film beinahe zwanzig Jahre nach dessen Erstausstrahlung, nicht ernsthaft als Kritik entgegenhalten. Was natürlich schwieriger ist und auch leichter angreifbar, ist es zu der hier angesprochenen Zielgruppe zu gehören. Einerseits hat die gesamte Inszenierung einen humorigen Unterton, andererseits gehören einige Szenen klar zu den brutalsten, die man jemals von Sommers präsentiert bekommen hat.
Und das Monster selbst? Die Herkunft – außerirdischer oder prähistorischer Art oder was auch immer – wird nie eindeutig geklärt, es handelt sich aber auf jeden Fall um einen Oktopus und zwar einen riesigen, immer hungrigen und mit Tentakeln, die offensichtlich meterlang sind und überall im Schiff Leute aufspüren können. Die Opfer werden dann verschlungen und ausgesaugt, die Knochen danach wieder ausgespuckt. Das sieht dann bei den Angriffen nicht wirklich brutal aus, doch die Überreste sind durchaus ekelhaft und besonders eine Szene mit einem halbverdauten noch lebenden Menschen ist dermaßen Over the Top, dass sie einfach im Gedächtnis bleibt.
Wer hier dann die Sache überleben wird, ist von Anfang an relativ bis völlig klar. Der gewitzte Held mit dem großen Herzen, der Sidekick, der ständig einstecken muss und dies auch kommentiert, die smarte und gerissene Dame auf der einen Seite und die Söldner und deren Komplize auf der anderen (die anderen Mitspieler fallen nicht wirklich ins Gewicht). Wer wird wohl bis zum Ende durchhalten? Es gibt eben nur einen einzig möglichen Ablauf in diesem Fall und der hält sich strikt an das „Zehn Kleine Negerlein“ System, wie sollte es auch anders sein.
Treat Williams (In the Blood) überzeugt mit seinem trockenen Humor und seiner Coolness, besonders seine kauzigen Sprüche haben ihm sichtbare Freude bereitet. Famke Janssen (House on Haunted Hill) als resolute Diebin Trillian ist ebenso ein unterhaltsamer Charakter, sie ist nicht ständig die Dame in Not, sondern rettet durchaus auch ihren männlichen Kollegen das Leben. Kevin J. O’Connor (Plane Dead) ist ja bei allen eingangs erwähnten Sommers-Filmen mit dabei und darf als Joey so richtig nerven und mit seiner Naivität und großen Klappe bekommt er nicht selten auch prompt die Rechnung präsentiert. Irgendwie ist er aber insgesamt doch liebenswert.
Auf der Seite der Bösen punktet Anthony Heald (Das Schweigen der Lämmer) als unheimlich schleimiger, feiger und selbstgerechter Superreicher und Wes Studi (Avatar) als eiskalter Söldner, der nicht verlieren kann, ohne andere mit hinunter zu ziehen. Unter seinen Leuten finden sich dann einige aktuell oft gesehene Gesichter, die damals noch ziemlich unbekannt waren. Unter anderen sind Jason Flemyng (X-Men Erste Entscheidung), Cliff Curtis (Last Knights) und Djimon Hounsou (Gladiator) mit dabei und ihre fehlende Erfahrung, gleichen sie gekonnt mit ungestümer Spielfreude wieder aus.
Insgesamt daher ein von den Effekten her etwas angestaubter Monster-Horror, der qualitativ meilenweit über den modernen Vertretern des Genres liegt (Kinospektakel wie Godzilla mal ausgenommen) und sich selbst nie allzu ernst nimmt. Die Darsteller hatten ihre Freude, das Gehirn des Zusehers bekommt eine angenehme Ruhepause und dieses mit großen Augen und dem Satz „was ist denn jetzt schon wieder los?“ auf den nächsten Angriff des Monsters warten Prinzip, das sieht man sowieso viel zu selten.
„Deep Rising“ bekommt von mir 6,5/10 die Freude an Tentakeln selbst Japanern abgewöhnende Empfehlungspunkte.
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