John Wick (Filmkritik)

John Wick (Keanu Reeves) hat erst kürzlich seine Frau Helen (Bridget Moynahan), die Liebe seines Lebens, verloren. Damit John mit ihrem Dahinscheiden besser fertig wird, schickt Helen ihm Daisy, einen herzallerliebsten Hundewelpen, mit dem Auftrag sich um etwas anderes als seinen 69er Mustang zu kümmern. Eines Nachts brechen ein paar russische Gangster bei Mr. Wick ein, töten Daisy und stehlen sein Auto. Was sie jedoch nicht wissen ist, dass sie sich mit dem falschen (ehemaligen Auftragskiller) angelegt haben.

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Bei diesem Film feiern Chad Stahelski und David Leitch jeweils ihr Debut als Regisseur. Was man jedoch ab dem ersten Moment merkt, ist dass es nicht das erste Mal ist, dass die beiden an einem Film arbeiten. Die Liste an Filmen bei denen die beiden für die Stunts (unter anderem „The Hunger Games“ und „The Wolverine„) verantwortlich waren, ist scheinbar endlos und die Liste an Filmen, bei denen sie als Second Unit Director gearbeitet haben (unter anderem „Hansel & Gretel“ und „Escape Plan„), ist nicht weniger beeindruckend.

Zu Beginn nimmt sich „John Wick“ kurz Zeit auf die aktuelle Situation des namensspendenden Protagonisten einzugehen. Obwohl diese Einführung relativ kurz gehalten ist, bekommt man einen passenden ersten Eindruck zur Person John Wick und in wenigen Momenten wird die Liebe zu seiner Frau vermittelt. Die hatte ihrerseits noch eine sehr rührende Idee, wie sie ihrem Gatten nach ihrem Verabschieden, emotional wieder auf die Beine helfen kann.

Wie im Film hier und da festgestellt wird ist der Grund dafür, was in weiterer Folge passiert eigentlich nur ein Hund, dennoch ist Daisy dermaßen süß und Johns emotionale Verbindung zu dem Hund klar nachvollziehbar, dass in weiterer Folge logisch ist, dass viele böse Jungs ihr Leben lassen müssen. Zu ihrem Pech haben sich die mit dem falschen angelegt – und sein Name ist Wick, John Wick.

Dass der über alle Maßen cool ist, hat man als Zuschauer bereits vorher erahnt (immerhin trägt der Film seinen Namen) und trotzdem wird es erst so richtig offensichtlich, wenn er mit einem Vorschlaghammer in seinem Keller sein altes Werkzeug auspackt. Die früher mit ihm gearbeitet haben, haben dann einen gewissen Respekt vor ihm.

Zugegeben, alleine die Tatsache, dass er in seinen alten Tagen schon einmal drei Typen mit einem Bleistift getötet haben soll zeigt, dass er sich im Zweifelsfall nicht einmal vor dem Joker (The Dark Knight) verstecken müsste (dessen Zaubertrick aber auch nicht schlecht war). John Wick ist nicht der schwarze Mann, er ist der den man schickt wenn man vorhat den schwarzen Mann zu töten und diesem Ruf wird er im späteren Verlauf spielend gerecht.

Da zieht auch der örtliche Sheriff unverrichteter Dinge seines Weges, obwohl er zwischendurch gesehen hat, dass sich in Johns Haus die Leichen stapeln. Etwas, dass bei diesem Film heraus sticht, und zwar deutlich, ist die Action. Man merkt in jeder einzelnen Sequenz womit Stahelski und Leitch normalerweise ihre Brötchen verdienen und hier, so scheint es, können sie sich vollends austoben.

Actionszenen so zu choreografieren, dass sie realistisch und übersichtlich eingefangen werden können, ist eine gewisse Kunst und irgendwie gelingt es bei diesem Film jedes einzelne Mal. Das Blei fliegt tief, die Autos fahren schnell und doch schafft man es eine Geschichte unterzubringen, um den Film nicht zu einer sinnlosen Gewaltorgie verkommen zu lassen.

Ja, die Action wird groß geschrieben, man nimmt sich für entsprechende Szenen Zeit (immerhin will man sie genießen) und alles was dazwischen passiert wird etwas zügiger abgearbeitet, aber der Erzählstil passt für diese Art Film. Ein weiteres Highlight ist die hier erschaffene Welt, die es für sich alleine wert wäre, erneut besucht zu werden.

Ähnlich wie bei „Harry Potter“ gibt es hier eine Welt, die scheinbar für Normalsterbliche unerreichbar ist. Hier werden Dienstleistungen (etwa das „Reinigen“ von Tatorten) mit Goldmünzen bezahlt, es gibt ein eigenes Hotel mit eigenen Regel und einem Hausarzt für Angehörige des organisierten Verbrechens und noch einiges mehr, was an sich schon genug Stoff für unzählige Geschichten liefern würde.

Ich mag Keanu Reeves (The Matrix) als Schauspieler und fand es lange Zeit schade, dass er sich in letzter Zeit kaum in relevanten Filmen gezeigt hat. Zugegeben, er ist kein vielseitiger Schauspieler und benötigt, um richtig glänzen zu können, eine Rolle die zu ihm passt – und hier kommt der Film bzw. die Rolle des „John Wick“ ins Spiel.

Als John Wick besticht Reeves als liebevoller/trauernder Ehemann nur um kurze Zeit später scheinbar mit der gesamten Unterwelt abzurechnen. Der eigentlich klischeehafte Plot (die Rache für den Mord an seinem Hund) funktioniert in erster Linie durch Reeves Performance. Der gute Herr zeigt hier nicht nur Emotionen, sondern im späteren Verlauf auch vollen Körpereinsatz bei den unzähligen Gelegenheiten, bei denen es der Film krachen lässt.

Reeves stielt seinen Kollegen mit seiner Darstellung im weiteren Verlauf mühelos die Show. Einzig Michael Nyqvist (Mission Impossible 4) als Boss der russischen Mafia kann da einigermaßen mithalten. Für Alfie Allen (Game of Thrones) als dessen Sohn Iosef, Willem Dafoe (Daybreakers) und Adrianne Palicki (G.I. Joe 2), als Johns ehemalige Kollegen, sieht es dagegen nicht ganz so gut aus, obwohl sie durchaus in ihren Rollen überzeugen können.

Alles in allem ist „John Wick“ ein Film mit einer einfach gehaltenen Geschichte, mit großer Action, einer Welt die es wert ist weiter erkundet zu werden und einem Hauptdarsteller, der hier die vermutlich beste Performance seiner Karriere liefert. Die einzige Frage die sich mir stellt ist: Macht ihr eine Fortsetzung, bitte?

Der Film „John Wick“ bekommt 9/10 einen Hund names Daisy rächende Empfehlungspunkte.


3 thoughts on “John Wick (Filmkritik)

  1. Hab ihn jetzt endlich gesehen und muss schon sagen: Ich hatte nicht erwartet, dass er so viel Spaß macht. Am besten fand ich sogar weniger die Action (die super inszeniert war), sondern die absolut kurzen, knackigen und nur im Kontext mit dieser „Welt“ sinnvollen Dialoge. Die waren einfach der Hammer. Absolut trockener, schwarzer, treffsicherer Humor. Großartig!

  2. Nun als ersten nachgeholt von meiner Liste und muss sagen: der ist schon richtig cool.
    Am Besten gefällt mir die Welt, in der die Killer sich bewegen, mit den Regeln und der Währung, da will man gerne noch mehr davon sehen.
    Die Oneliner, wie alle auf Wick reagieren und Keanu selbst sind genial und die Schusschoreographie ist effizient und schön anzusehen, das hat Hollywood sonst nur selten so drauf.
    Nur direkt den finalen Kampf fand ich etwas schwächer als die Auseinandersetzungen zuvor, was aber sicher nichts daran ändert, dass ich mich schon auf den zweiten Teil freue.

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