Escape Plan (Filmkritik)

Ray Breslin (Sylvester Stallone) ist ein Sicherheitsexperte, der seinen Lebensunterhalt damit verdient, Gefängnisse auf ihre Ausbruchssicherheit zu testen. Für seinen nächsten Auftrag soll er für die CIA eine streng geheime Einrichtung auf eventuelle Sicherheitsmängel überprüfen. Breslin muss aber bald feststellen, dass ihn irgendjemand verschwinden lassen will, aber zum Glück bekommt er Unterstützung von Emil Rottmayer (Arnold Schwarzenegger), einem Mithäftling.

Escape Plan

Dieser Film wurde von vielen Seiten, und zwar meiner Meinung nach zu Unrecht, gescholten. Nun stellt sich mir wie so oft an dieser Stelle die Frage nach dem Warum und wie so oft kann ich nur vermuten, dass es wieder einmal vor allem mit einer Sache zu tun hat – der Erwartung der Zuschauer. Hier schmeißt man zwei Action-Stars der 80er zusammen in einen Film und was dabei herauskommt, hat mich in mehrerlei Hinsicht überrascht.

Eines vorweg: Was der schwedische Regisseur Dan Håfström (Das Ritual) hier auf die Leinwand zaubert, wirkt weniger wie der nächste Hollywood-Blockbuster als vielmehr eine hochkarätig besetzte Pilotfolge für eine beliebige Fernsehserie. „Escape Plan“ hat etwas kleines, eigenständiges, was vielleicht im ersten Moment negativ klingt, aber kaum Einfluss auf die eigentliche Qualität des Films hat.

Eigenständig und klein wirkt auch die Optik des Films und zwar trotz eines Budget von immerhin 50 Millionen Dollar, wo mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann, dass hier ein großer Teil für die Hauptdarsteller draufgegangen ist. Nichts desto trotz hat man es geschafft hier eine Umgebung zu schaffen, die stimmig ist, unter anderem durch den großzügigen Verzicht auf Computereffekte.

Besonders lobend hervorheben möchte ich noch die gelungene Kameraführung, die den Zuschauer immer sehr nahe ans Geschehen bringt, ohne dass es unübersichtlich wird. In diesem Zusammenhang ebenfalls sehr gefallen haben mir gewisse Übergänge zwischen den Szenen (etwa die Überblendung von einem Bauplan in die reale Welt), in der Håfström sein filmisches Talent unter Beweis stellt.

Was die Geschichte betrifft, so darf man Breslin kurz bei seiner alltäglichen Arbeit beobachten, nur um ihn anschließend in ein Loch zu werfen, dass so tief ist, dass nicht einmal er weiß wie er hier wieder raus kommt. Erschwert wird die ganze Geschichte noch durch die Tatsache, dass sein Gegenüber weiß, mit wem er es hier zu tun hat – aber immerhin hat Breslin ja Hilfe. Überraschend bei diesem Gefängnisausbruch, vor allem wenn man die Vorgeschichte der beiden Protagonisten bedenkt, ist wie klein hier die Action gehalten wird.

Stattdessen setzt man beinahe vollständig auf die Vorbereitung des Ausbruchs, der wie zu erwarten mit diversen Schwierigkeiten verbunden ist, und die damit verbundene Spannung. Hier arbeitet man sich gekonnt von einem Höhepunkt zum nächsten und bezüglich meiner vorangegangenen Aussage von wegen Serienpilot lässt sich stellenweise erahnen, wo man bei der Erstausstrahlung im Free-TV vermutlich die Werbungspausen platzieren wird.

Von Seiten der Darsteller setzt man vor allem auf Drei. Der erste wäre Sylvester Stallone (The Expendables), der hier einmal weniger mit seinen Muskeln, als vielmehr seinem Gehirn punkten kann. Die Rolle von Ray Breslin, der nicht nur eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe sondern auch ein Allgemeinwissen besitzt, mit dem er den guten MacGyver (Breslin bastelt sich mit dem was im Gefängnis herumliegt schon mal einen Sextanten, um sich dann auszurechnen, wo sich sein neuer Aufenthaltsort befindet…) in die Tasche stecken würde, gibt er unerwartet gut – emotionalen Tiefpunkt inklusive.

Der zweite ist natürlich Arnold Schwarzenegger (The Last Stand). Sollte es bis jetzt noch irgendjemanden gegeben haben, dem nicht aufgefallen ist, dass sich Stallone und Schwarzenegger im Deutschen denselben Synchronsprecher teilen (sein Name ist Thomas Danneberg), weiß es spätestens seit jetzt. In diesem Fall hat man sich für Schwarzenegger jemand anders gesucht, und auch wenn die von Ralph Schiacha eingesprochenen Sätze beinahe wie eine Parodie klingt, passt die neue Synchronisation dank entsprechenden Dialekts und wenn man sich später daran gewöhnt hat, überraschend gut. Schwarzenegger als Rottmayer ist intelligent und hat seinen Spaß sein Gegenüber auch Mal an der Nase herum zu führen – ebenfalls ungewohnt aber überraschend unterhaltsam.

Allgemein sind die Dialoge sehr gelungen. Hier hat man nicht einmal versucht sich ernst zu nehmen und setzt stattdessen auf viele sogenannte „cheesy moments“. Das geht dann stellenweise sogar soweit, dass Breslin seine Mitgefangenen auffordert, „Cheese“ für die Kamera zu sagen, bevor er sie deaktiviert und die das wirklich tun. Aber natürlich bekommen sowohl Stallone als auch Schwarzenegger, wär hatte auch daran gezweifelt, am Ende beide ihren coolen Moment.

Der dritte im Bunde, immerhin brauchen die beiden Protagonisten einen Gegenspieler, ist Jim Caviezel. Der wirkt in „Person of Interrest“ zwar cool (und zwar immer noch!), zeigt aber hier dass er auch problemlos einen Bösewicht spielen kann. Als Gefängnisdirektor Hobbes wirkt er intelligent, aber emotional kalt und sein süffisanter Gesichtsausdruck erzeugt selbst beim Zuschauer ein gewisses Fluchtbedürfnis. Zu allem Überfluss ist Hobbes mit Breslins Arbeit sehr gut vertraut, weiß mit wem er es hier zu tun hat und macht seinem Gegenüber dementsprechend das Leben schwer.

In weiteren, meist kleineren Rollen, finden sich dann Faran Tahir (Elysium) als Mitgefangener, Sam Neill (Daybreakers) als Mediziner mit Gewissen, Vinnie Jones (Cross) als psychopatischer Wärter und „50 Cent“ Curtis Jackson (The Frozen Ground) als Breslins Techniker.

Letztendlich schafft es „Escape Plan“ seine beiden Hauptdarsteller sehr gelungen von einer bisher ungekannten Seite zu zeigen. Das funktioniert nur deswegen, weil sich beide ein Stück weit weniger ernst nehmen als sonst und das Ergebnis weiß zu gefallen.

Der Film „Escape Plan“ bekommt von mir deswegen 7,5/10 nach Freiheit strebende Empfehlungspunkte.


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