Oldies but Goldies: Das Ding aus einer anderen Welt – John Carpenter’s The Thing (1982 Filmkritik)

Es ist saukalt. Kein Wunder, immerhin befindet sich MacReady (Kurt Russel) in einer Forschungsstation im ewigen Eis. Da kann einem schon mal der Bart einfrieren. Aber damit hat man ja gerechnet und es gibt nichts, was ein paar Kumpel und ein paar Schluck Whiskey nicht wieder gutmachen könnten. An sich ist alles ruhig. Dann plötzlich Aufruhr. Die Herren von der nicht weit entfernten Forschungsstation der Norweger kommen mit einem Helikopter angereist und versuchen scheinbar einen armen Hund zu erschießen, der klar vor ihnen flüchtet.

Leider verstehen die Amerikaner kein Wort von dem was die Norweger da sagen. Sie retten den Hund und als einer von MacReadys Kollegen angeschossen wird, da reicht es einfach. Der Hund überlebt.

Was eher negative Konsequenzen hat, denn was da an ihrer Tür aufgetaucht ist, ist weniger ein Hund als der schlimmste Albtraum, den man in einer entlegenen Station irgendwo im Eis haben kann …

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Okay. Es ist ein Remake. Damit eigentlich auch schon das erste Remake, welches die Debatte „Braucht die Welt Remakes?“ beendet sollte, denn: Brauchen? Nein. Aber wenn sie so verdammt gut sind, wie dieses hier, dann aber sowas von JA. Dabei hatte John Carpenters Remake (das auf einem Film aus dem Jahr 1951 basiert, welcher wiederum auf einer Geschichte mit dem Titel „Who goes there?“ basiert) keinen guten Start. Die Konkurrenz zu Spielbergs „Kuschelalien“ namens „E.T.“ war einfach zu groß und während der kleine Knilch ein Kinohit wurde ging Carpenters „Anti-E.T.“ unter. Zum Gück gibt es dann noch die Fans, welche dem Film ein langes Leben auf VHS (und vermutlich DVD und Blu-Ray) bescherten, denn „The Thing“ ist wohl einer der besten Horrorfilme aller Zeiten. Und zwar auf allen Ebenen.

Herausragend sind jedenfalls sofort zwei Merkmale: Zum Einen die Spezialeffekte, die tatsächlich alle handgemacht aussehen und verdammt gut gealtert sind. Sie wirken zwar künstlicher aber nicht weniger furchteinflößend als damals. Die Ideen, die umgesetzt wurden sind durch die Bank … wow, sag ich nur. Wow. Was hier alles passiert muss man erst einmal in ein Drehbuch packen. Da öffnen sich Brustkörbe um anderen die Hände abzubeißen. Ein Mann lässt seine Hand ins Gesicht des anderen „sickern“ und Hunde brechen auseinander damit ein Monster daraus entsteht. Und es sieht alles verdammt gut aus.

Die zweite Sache, die man sofort bemerkt ist die nahezu perfekte Atmosphäre, welche durch die spärlich eingesetzte Musik noch verstärkt wird. Die Isolation und Einsamkeit inmitten dieser Eiswüste sind fast körperlich spürbar. Die Charaktere, die zwar gemeinsam vor Ort sind, aber doch jeder für sich allein, die Weite des endlosen Schnees, die nur von einem Plattenspieler unterbrochene ewige Stille. Das Setting ist perfekt gewählt und die ersten Szenen, welche die Charaktere vorstellen, sind nahezu perfekt ausgesucht. Die Kameraarbeit ist ebenfalls erste Sahne.

Die Idee des Films – ein Monster, welches seine Existenz durch die Übertragung von DNA und die Übernahme feindlicher Zellen so gut wie alles außer Feuer überleben kann – ist grandios. Wie wir aber wissen reicht eine gute Idee allein nicht, um einen guten Film zu machen, weshalb Carpenter hier wirklich absolutes Lob gebührt, denn er hat einfach die richtigen Leute zusammengeholt. Sound. Effekte. Kamera. Schauspieler. Alle zusammen haben hier einen Kultfilm geschaffen, der zum Glück doch noch den Status bekommen hat, den er sich verdient hätte.

Vor allem, wie bereits erwähnt, die messerscharfe Atmosphäre ist wirklich einzigarig und das Gefühl der Bedrohung allgegenwärtig. Das Misstrauen zwischen den Leuten, das jeden betrifft, der ein paar Minuten allein unterwegs war, ist jederzeit spürbar und selbst in kleinen Blicken und Gesten jederzeit präsent. Und vor allem auch glaubwürdig. Was auch sehr positiv auffällt ist der Verzicht auf Hollywood-Klischees á la „Wir brauchen da eine Frau im Cast, damit es einen Love-Interest gibt“. Da gibt es nichts was von der Atmosphäre irgendwas auflockert, keine Durchschnaufpause, keinen billig platzierten Humor, sondern puren so genannten „Supsense“. Und die hält bis zum Ende an.

Und das Ende … hui, das Ende. Die ZuseherInnen sind vermutlich gespalten, aber das ist eines der besten Enden, die ich jemals gesehen habe und teilt sich einen der oberen Plätze mit „The Mist„. Zwar ist hier weit mehr Interpretationsspielraum offen, aber ein Happy-End ist es meiner Meinung nach auch nicht.

„John Carpenter’s The Thing“ ist ein Meilenstein im Horror-Genre, der zeigt wie Spannung funktioniert und wie man es macht. Der Ekelfaktor ist extrem hoch (immer noch ohne peinlich zu sein) und allein die „Blutabnehm“-Szene ist dermaßen spannungsgeladen, dass ich selbst nach dem xten Ansehen immer noch gebannt an der Kante des Sofas sitze und panisch meine Nägel kaue.

2011 gab es einen Nachfolger/Prequel/Reboot, ebenfalls mit dem Titel „The Thing„, der zwar auch nicht schlecht war, aber halt zu sehr auf CGI gesetzt hat und außerdem einen viel zu großen Cast mit zu viel Kanonenfutter hatte, um so richtig Emotionen zu wecken.

„John Carpenter’s The Thing“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, den perfekten Monster-aus-dem-Eis-Film erschaffende, Punkte.

PS: Das ist übrigens der Film auf den die österreichische B-Movie-Creature-Feature-Horror-Satire „Blutgletscher“ immer wieder nette Hommagen einbaut.

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