Oldies but Goldies: Mad Max (Filmkritik)

In einer düsteren Zukunft regiert nach einer großen Energiekrise das Chaos. Außerhalb der großen Metropolen haben sich die wenigen Menschen in kleinen Städten zurückgezogen, wo sie ein mehr oder weniger friedliches Leben führen. Auf den Straßen regieren brutale Motorradgangs, die auf der Suche nach Nahrung und Benzin, immer wieder über unschuldige Leute herfallen und diese terrorisieren.

Um sich ihnen entgegenzustellen, wurde eine speziell trainierte Polizeieinheit geschaffen, die mit dem richtigen Fahrkönnen und einer gefährlichen Furchtlosigkeit ausgestattet sind. Einer von den besten dieser Cops ist ein junger Mann namens Max Rockatansky (Mel Gibson). Als er durch den wahnsinnigen Gangster Toecutter (Hugh Keays-Byrne) seine Familie verliert, gibt es auch für ihn keine Regeln mehr, bis jeder einzelne Schuldigen, zur Strecke gebracht wurde.

Mad Max

Regisseur George Miller arbeitete früher als Arzt in einem Krankenhaus, wobei er zahlreiche durch Autounfälle verursachte Verletzungen bzw. Todesfälle zu Gesicht bekam. Einige Jahre und ein fruchtbares Treffen mit Amateurfilmer Byron Kennedy später, war es nach einigem hin und her wegen der Finanzierung soweit und 1977 wurde ein kleiner Film gedreht, der im Jahre 1979 schließlich als „Mad Max“ das Licht der Kinowelt erblicken sollte. Damals konnte natürlich noch keiner ahnen, dass daraus ein Kultfilm werden würde, der zwei Fortsetzungen nach sich zog. Wenn heute jemand als Filmbeschreibung „Mad Max trifft auf…“ angibt, dann weiß einfach jeder Genrefreund, in welche Richtung die Atmosphäre des Ganzen gehen wird.

Bei Produktionskosten zwischen 350 bis 400 Tausend Dollar, spielte der Film weltweit 100 Millionen Dollar wieder ein und galt 20 Jahre lang (bis das „Blair Witch Project“ daher kam) als der profitabelste Film aller Zeiten, was das Verhältnis von Produktionskosten vs. Einspielergebnis betrifft. Dies sind nur ein paar wenige Fakten zu diesem Kultfilm, den ich zwar nicht perfekt finde, der aber erstens für die Zeit zu der er entstanden ist wirklich beeindruckend ist und zweitens auch heutzutage noch, immerhin 36 Jahre nach Erscheinungstermin, nichts an Reiz verloren hat.

Zuerst mal zur nihilistischen Bedrohlichkeit, die hier in beinahe jeder Sekunde ausgestrahlt wird. Besonders freut mich dabei, dass die böse Gang einfach böse ist. Warum die tun was sie tun? Mir doch egal! Wenn jemand mein Kind tötet, ist mir doch völlig egal ob ihn seine Mutter in seiner Jugendzeit zu heiß gebadet hat und er darum krank im Hirn ist. Heutzutage ist immer alles grau, rein schwarz darf nichts sein (rein weiß gibt es übrigens meiner Meinung nach nicht in der Welt), mit dem Bösewicht muss man immer mitfühlen können, ihn verstehen oder gar nicht mal so selten ihn cooler als den Helden finden. Nicht so hier.

Diese animalische Anarchie die hier gezeigt wird ist doch gerade so gefährlich, weil ich sie eben nicht einordnen kann oder gezielt psychologisch einschreiten könnte. Die Kerle haben sich scheinbar bewusst verabschiedet von irgendwelchen Regeln oder moralischen Bedenken, nehmen sich was sie wollen und folgen wie eine Sekte ihrem Führer Toecutter. Wenn sie dann von Max zur Strecke gebracht werden, dann verspürt man zwar eine gewisse Genugtuung, doch ein Aufruf zur Selbstjustiz ist das für mich nicht, denn der lockere Held ist mittlerweile längst zur leeren Hülle mutiert, der seine Emotionen (bis auf Wut vielleicht) scheinbar abgetötet hat (ausserdem ist das Zurückschlagen erst im letzten Drittel des Filmes präsent).

Perfekt choreographiert und eindrucksvoll gefilmt sind die Auto- und Motorradstunts, die perfekt zur Mentalität der Protagonisten passen. Ausflippen, Gas geben, das Leben spüren indem man es völlig ausreizt und dann mit einem gewaltigen Crash abtreten. Egal ob nun bewusst oder nicht, das haben die irgendwie hier alle im Blut. Die Crash-Sequenzen sind dabei natürlich dank noch nicht vorhandener CGI-Technik, schön im Oldschool-Stil gehalten, was ihnen einiges an spürbarer Wucht verleiht, mehr als es perfekt getrickste Hochglanzoptik jemals vermitteln könnte.

Schauspielerisch wollte Miller bewusst auf ein noch unbekanntes Gesicht setzen und so bekam ein 21 jähriger Jüngling namens Mel Gibson („Kopfgeld„, „Get the Gringo„) die Hauptrolle. Zuletzt viel er ja eher durch sein Privatleben negativ als durch seine Filme positiv auf, doch sein Talent ist selten das Thema von Diskussionen. Als Max vermittelt er für mich am Besten diese getriebene Seite, egal ob es nun der Adrenalinkick als Highspeed-Cop ist oder der Wunsch nach Rache, obwohl er auch in den ruhigeren Momenten mit seiner Familie überzeugt. Hugh Keays-Byrne als Toecutter hingegen ist einfach nur irre und lebt scheinbar in seiner ganz eigenen Welt.

Natürlich kann man ohne die rosarote „Kultstatus-Brille“ hier auch einiges schlecht finden, ich persönlich fand zum Beispiel den Schnitt und die Dramaturgie nicht immer ganz gelungen, doch am Phänomen Mad Max und den Folgen, ändert dies genau gar nichts. 1981 folgte dann mit „Road Warrior“ der zweite und beste Teil der Trilogie und 1985 kam „Beyond Thunderdome„. Lange war es danach ruhig um Max, bis sein Schöpfer selbst im Jahre 2015, nach langen Verzögerungen, mit „Fury Road“ nun einen Neustart wagt, jetzt mit Tom Hardy in der Titelrolle. Drehbücher für weitere Parts sind übrigens auf Grund der Verschiebungen bereits verfasst und warten nur darauf, verfilmt zu werden.

Insgesamt daher ein Film, den man als Filmfan, insbesondere natürlich als Freund von postapokalyptischen Actionthrillern, einfach gesehen haben sollte. Verblüffend ist dabei wie roh und unmittelbar ohne jeglichen Kitsch oder Kompromisse eine Geschichte erzählt wird, die seitdem oft in den unterschiedlichsten Konstellationen kopiert wurde, doch selten an die hier erreichte Intensität heran kommt.

„Mad Max“ bekommt von mir 8,5/10 Schrecken und Erlösung auf dem Highway suchende Empfehlungspunkte.

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