Oldies but Goldies: Mad Max 2: Der Vollstrecker – Road Warrior (Filmkritik)

Nach einem globalen Krieg ist Treibstoff in jeglicher Form, zur Mangelware geworden. Sämtliche Regierungen sind längst vergangen und auch offizielle Gesetzesvertreter gibt es keine mehr. Excop Max Rockatansky (Mel Gibson) rast mit seinem Auto durch die einsamen Strassen, immer auf der Suche nach Benzin und im ständigen Kampf mit brutalen Motorradgangs, die sich ihre Zeit am Liebsten mit Mord und Vergewaltigung vertreiben.

Als Max mitten in der Wüste auf eine geschlossene und mit Barrikaden und Flammenwerfern gut abgesicherte Gemeinschaft trifft, die dank einer Pumpe über große Treibstoffvorräte verfügt, denkt er zunächst nur an seinen eigenen Gewinn. Als jedoch die wahnsinnige Truppe vom charismatischen Anführer Humungus droht, sämtliche unschuldige Menschen in der Gemeinschaft umzubringen, wird Max schnell – ob er will oder nicht – zu ihrer letzen Hoffnung.

Mad Max 2 The Road Warrior

Als logische Folge des Erfolges von „Mad Max“ zwei Jahre zuvor, nutzte Regisseur George Miller 1981 die Chance, obwohl er nach seinem Erstlingshit auch zahlreiche andere Angebote bekommen hatte, die Geschichte von Max weiter zu erzählen und gleichzeitig zu versuchen, unter besseren Bedingungen und mit mehr Budget, vielleicht sogar einen für ihn persönlich noch besseren bzw. befriedigenderen Film zu schaffen. Rausgekommen ist dann sozusagen die Mutter aller Roadmovies und ein Erlebnis, dass auf Intensität der Kompromisslosigkeit bezogen, nur selten wieder erreicht wurde.

Fantastisch gelungen ist hier die Figur des Mad Max, der außer der Suche nach Benzin, scheinbar keinen Sinn mehr im Leben hat. Ob er wo hin will oder vor etwas wegläuft ist dabei nebensächlich, außer seinem Hund und seinem verlässlichen Auto, ist ihm nichts geblieben. Er ist zum Egoist geworden, der nur den eigenen Vorteil und somit sein Überleben im Auge hat. Als er dann wieder alles verliert was er noch hat, entdeckt er nicht seine Menschlichkeit wieder (und genau das finde ich großartig) und hilft den armen Menschen aus Herzensgüte, er sucht sich einfach einen neuen Sinn um weitermachen zu wollen und da ist es nur logisch, den Leuten zu helfen, da damit gleichzeitig die Verursacher seines Leidens bestraft werden.

Was zusätzlich eine schöne Sache ist, ist dass nicht alle schwierigen Entscheidungen oder Motive der Hauptfiguren, totgeredet und analysiert werden müssen. Dies ist eben erfreulicherweise eine australische Produktionen, da muss man nicht alles dreimal und offensichtlich in plakativer Form für den Zuseher noch mal erklären, damit auch der letzte amerikanische Zuschauer die Motivationen jedes Protagonisten verstanden hat. Die Bösen sind wieder einfach böse ohne Erklärung (abgesehen von der offensichtlich trostlosen Ist-Situation) und Max erzählt zur Verteidigung seines Verhaltens keiner Menschenseele, von seinem Verlust. Nein, er muss sich sogar belehren lassen, dass jedem Menschen hier großes Leid widerfahren ist.

Damals sicherlich noch eigenständiger als heute ist der postapokalyptische Look, angefangen von den kargen Landschaften, über die gepanzerten und mit Waffen ausgestatteten Fahrzeuge bis hin zum freakigen Punk-Erscheinungsbilder der brutalen Gang. Anführer Humungus ist dabei diese animalische Urgewalt, vom Aussehen her irgendwo angesiedelt zwischen Conan der Barbar, einem exzentrischen Wrestler und einem willigen Bondage-Sklaven (und nein, diese Aufzählung hat keinerlei Anspruch, einen hohen Wahrheitsgehalt zu enthalten, was die Intentionen vom Regisseur betreffen). Das gesamte Art-Design wird ja bis heute gefeiert von Fans, wobei die kultische Verehrung noch größer ist, als sie es beim Original war.

Noch beeindruckender um nicht zu sagen einfach halsbrecherisch ist die Stuntarbeit beim Finale. Dabei fasziniert vor allem die kinetische Energie, was nicht selbstverständlich ist, denn Verfolgungsjagden in Filmen gibt es tausende, aber viele davon langweilen einfach nur. Hier steckt aber irgendwie Max und sein manischer Wille drinnen, was natürlich auch dank der tollen Kameraarbeit Wucht und Emotion reinbringt, jeder Crash der Bösewichte freut einfach das Herz und jeder Verlust einer der Guten schmerzt. Dass da der Kampf gegen innere Dämonen mitschwingt und auch die psychologische Ebene dieser ausbruchsartigen Befreiungsaktion durchaus vorhanden ist, macht diese Sequenzen einfach wirklich spannend und unterhaltsam.

Mel Gibson (zuletzt charismatisch böse im leider schwächeren „Expendables 3„) lebt mittlerweile die Figur des Max, ohne sie spielen zu müssen (so wirkt es zumindest auf mich). Man mag ihn einfach, er ist ein cooler und furchtloser Hund, der sich das Mad vor seinem Namen, durchaus verdient hat. Gerade weil er nie auch nur ansatzweise um Anerkennung oder Nettigkeiten buhlt, mag man ihn einfach, obwohl er alles andere als ein Teamplayer ist. Für den humoristischen Ausgleich sorgt Bruce Spence (I, Frankenstein) als Gyro Captain, dessen Schrulligkeit liebenswert ist, der Parfüm und Dessous bei der Damenwelt vermisst und mit seinem Fluggerät im Kampf durchaus hilfreicher ist, als man zunächst annehmen würde.

Insgesamt daher ein zweiter Teil, der sich eigentlich in jedem Bereich im Vergleich zum Original noch steigern konnte und verdientermaßen auch heute noch als einer der besten Vertreter des Genres gilt. Einfach sofort einsteigen und losrasen, da kann eigentlich nix schief gehen. Vier Jahre später sollte der Kult um Max mit „Beyond Thunderdome“ ein vorläufiges, mit gemischten Gefühlen aufgenommenes, vorläufiges Ende finde, aktuell läuft jedoch George Millers „Reboot-Fortsetzung“ „Fury Road“ im Kino, nach langer Pause geht es nun also weiter mit den verrückten Abenteuern von Max.

„Mad Max 2“ bekommt von mir 9/10 die innere Leere mit mehr als nur Benzin wieder auffüllende Empfehlungspunkte.

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